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IACM-Informationen vom 23. Dezember 2017

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Wissenschaft/Mensch — Cannabis könnte die Entzündung des Gehirns bei Patienten mit HIV verlangsamen und die geistige Leistungsfähigkeit erhalten

Nach einer neuen Studie der Universität des Staates Michigan (USA) könnte Cannabis potentiell den Prozess verlangsamen, bei dem eine Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit in bis zu 50 % aller HIV-Patienten auftritt. „Man geht davon aus, dass die Abnahme der kognitiven Funktionen bei vielen Menschen mit HIV abnimmt, zum Teil aufgrund einer chronischen Entzündung, die im Gehirn auftritt“, erklärte Norbert Kaminski, der leitende Autor der Studie, die nun in der Zeitschrift AIDS veröffentlicht wurde. „Dies geschieht, weil das Immunsystem permanent stimuliert wird, um gegen die Krankheit zu kämpfen.“

Das Forschungsteam entdeckte, dass Cannabisbestandteile in der Lage waren, als entzündungshemmende Substanzen zu agieren, die Zahl bestimmter weißer Blutkörperchen, CD16-Monozyten, zu reduzierten und zu einer Abnahme von Proteinen (Interferon-Gamma-induzierbares Protein 10), die sie in den Körper abgeben, zuführen führten. Die Forscher entnahmen 40 HIV-Patienten, die angaben, Cannabis zu konsumieren oder nicht zu konsumieren, Blutproben. Dann isolierten sie die weißen Blutzellen von jedem Spender und untersuchten die Zahl der Entzündungszellen sowie die Wirkung von Cannabis auf diese Zellen. Sie folgerten, dass „Bestandteile von Cannabis, inklusive THC, den Prozess der peripheren Monozyten, die an der HIV-assoziierten Neuroinflammation beteiligt sind, entschleunigt“.

Rizzo MD, Crawford RB, Henriquez JE, Aldhamen Y, Gulick P, Amalfitano A, Kaminski NE. HIV-infected cannabis users have lower circulating CD16+ monocytes and IP-10 levels compared to non-using HIV patients. AIDS, 30. November 2017 [Im Druck]

Marijuana may help HIV patients keep mental stamina longer

Wissenschaft/Mensch — Cannabidiol könnte nach einer klinischen Studie hilfreich bei einer Schizophrenie sein

Das Pflanzencannabinoid Cannabidiol (CBD) hat sich in einer klinischen Studie als vielversprechend als mögliche neue Behandlung für Psychosen erwiesen. Das schrieben Wissenschaftler des King‘s College in London (Großbritannien). In der Studie erhielten 88 Patienten 6 Wochen lang entweder 1000 mg CBD oder ein Placebo, zusammen mit der bisherigen antipsychotischen Medikation. Patienten, die mit CBD behandelt worden waren, wiesen weniger psychotische Symptome auf als die, die ein Placebo erhalten hatten.

Die Studie fand heraus, dass Patienten, die mit CBD behandelt worden waren, mit einer größeren Wahrscheinlichkeit durch ihren Psychiater als „verbessert“ beurteilt wurden, und es gab Hinweise für eine bessere geistige Leistungsfähigkeit. Die Autoren folgerten in Ihrem Artikel, dass diese „Ergebnisse nahelegen, das CBD nützliche Wirkungen bei Patienten mit Schizophrenie hat. Da die Wirkungen von CBD offenbar nicht von einem Dopaminrezeptor-Antagonismus abhängen, konnte die Substanz eine neue Klasse für die Behandlung dieser Störung darstellen“.

McGuire P, Robson P, Cubala WJ, Vasile D, Morrison PD, Barron R, Taylor A, Wright S. Cannabidiol (CBD) as an Adjunctive Therapy in Schizophrenia: A Multicenter Randomized Controlled Trial. Am J Psychiatry, 15. Dezember 2017 [im Druck]

Reuters vom 15. Dezember 2017

Norwegen — Norwegen will den Drogenkonsum entkriminalisieren

Norwegen hat einen Anstoß zur Entkriminalisierung des Drogenkonsums gegeben, nachdem die Mehrheit des Parlaments den Fokus auf die Behandlung abhängiger Drogenkonsumenten anstatt auf Bestrafung gelegt hat. „Die Mehrheit des Parlaments hat die Regierung gebeten, eine Reform vorzubereiten“, erklärte ein Sprecher des norwegischen Gesetzgebers gegenüber Journalisten. „Es hat einen politischen Prozess in Gang gesetzt“, sagte er. Er wies jedoch darauf hin, dass „es erst ein Ausgangspunkt ist“, und es gibt bisher keine Gesetzgebung.

Die Mehrheit will „damit aufhören, Menschen zu bestrafen, die sich abmühen, ihnen jedoch stattdessen Hilfe und Behandlung anbieten“, erklärte Nicolas Wilkinson, der gesundheitspolitische Sprecher der SV-Partei im Parlament. Er erklärte, dass sich die Anstrengung auf die Behandlung und Folgeprogramme konzentrieren werde. Die Mitglieder des Parlaments betonten, dass sie Drogen nicht legalisieren wollen, sondern nur entkriminalisieren. „Die Änderung wird etwas Zeit in Anspruch nehmen, aber es bedeutet eine veränderte Sichtweise.“

Newsweek vom 14. Dezember 2017

Kurzmeldungen

WHO — CBD sollte international nicht als eine kontrollierte Substanz eingestuft werden

Während ihres Treffens im November 2017 folgerte das Expertenkomitee zur Drogenabhängigkeit (ECDD), dass Cannabidiol (CBD) offenbar kein Missbrauchspotenzial besitzt oder Schaden verursacht. Daher ist CBD allein keine kontrollierte Substanz, und aktuelle Informationen rechtfertigen keine Änderung dieser Art der Einstufung.

World Health Organization, Dezember 2017

Mexico — Mexico wird den Verkauf von cannabisbasierten Medikamenten im Jahr 2018 legalisieren

Mexico wird den Verkauf von cannabisbasierten Medikamenten, Lebensmitteln, Getränken, Kosmetika und anderen Produkten zu Beginn des Jahres legalisieren. Dies erklärte die Regierung am 20. Dezember.

Reuters vom 21. Dezember 2017

Wissenschaft/Mensch — Maximal ein Viertel der Patienten, die eine cannabisbasierte Therapie bekommen, könnten einen problematischen Konsum entwickeln

In einer Studie mit 265 Patienten, denen orale Cannabinoide verschrieben und die nach 3, 6 und 12 Monaten getestet wurden, entwickelten maximal etwa 25 % der Patienten einen problematischen Cannabinoidkonsum. Das Risiko war höher bei Patienten mit psychiatrischen Problemen, einer Vorgeschichte von Cannabiskonsum sowie eines Freizeitkonsums von Cannabis.

Klinik für Anästhesie, Medizinische Fakultät, McGill-Universität, Montreal, Kanada.

Ware MA, et al. Psychopharmacology (Berl), 17. Dezember 2017 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Ein verändertes Endocannabinoidsystem könnte zur Entwicklung der Schizophrenie beitragen

Wissenschaftler untersuchten Gehirnproben von Menschen mit Schizophrenie oder Depressionen und fanden, dass ein verändertes Endocannabinoidsystem zur Entstehung der Schizophrenie und von Depressionen beitragen könnte, indem es das Vorkommen bestimmter Signalproteine verändert.

Cajal-Institut, CSIC, Madrid, Spanien.

Rodríguez-Muñoz M, et al. Transl Psychiatry. 2017;7(12):1291.

Wissenschaft/Tier — Beta-Caryophyllen ohne Nebenwirkungen im Tierexperiment

Hohe Beta-Caryophyllen-Dosen verursachten keine toxischen Wirkungen bei Mäusen. Die Forscher verwendeten bis zu 2000 mg/kg Körpergewicht. Beta-Caryophyllen bindet an den CB2-Rezeptor.

Bundesuniversität von Piauí, Teresina, Brasilien.

Oliveira GLDS, et al. Regul Toxicol Pharmacol, 16. Dezember 2017 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Die analgetischen Wirkungen von Ketamin beziehen das Endocannabinoidsystem mit ein

In einer Studie mit Raten zeigten Forscher, dass die schmerzlindernden Wirkungen von Ketamin nach einer Injektion in die Pfoten mit erhöhten Spiegeln des Endocannabinoids Anandamid (Arachidonoylethanolamid) verbunden waren. Die Forscher folgerten, dass die peripheren analgetischen Wirkungen von Ketamin Anandamid und den CB1-Rezeptor miteinbeziehen.

Institut für biologische Wissenschaften, Bundesuniversität von Minas Gerais, Brasilien.

Ferreira RCM, et al. J Pain, 13. Dezember 2017 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Ein FAAH-Hemmer reduzierte bei gesunden Personen nicht die Schmerzen

In einer Doppelblindstudie mit 25 gesunden Frauen war ein synthetischer Endocannabinoidsystem-Modulator (ASP8477) in einer Dosis von 100 mg einem Placebo bei der Reduzierung von Schmerzen, die durch Capsaicin auf der Haut verursacht wurden, nicht überlegen. ASP8477 hemmt den Abbau des Endocannabinoids Anandamid durch Hemmung von FAAH, das für den Abbau des Endocannabinoids verantwortliche Enzym.

Human Pharmacodynamic Research Dr. Schaffler GmbH, München, Deutschland.

Schaffler K, et al. Pain Med, 8. Dezember 2017 [im Druck]