Veröffentlicht
Zuletzt aktualisiert
Lesezeit

IACM-Informationen vom 19. August 2017

Authors

Wissenschaft/Mensch — Cannabiskonsum könnte die Sterblichkeit bei Trauma-Patienten reduzieren

In einer großen Studie mit 28813 Patienten des staatlichen Trauma-Registers von Arizona, die wegen eines Traumas auf eine Intensivstation kamen, war ein positiver Test auf Cannabis mit einem verbesserten Überleben assoziiert. Davon wurden 2678 Patienten in eine Analyse aufgenommen, von denen 1339 Cannabis-positiv und 1339 Cannabis-negativ waren.

Das mittlere Alter war 31 Jahre. Es gab keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen in den Krankenhaustagen (6,4 gegenüber 5,4 Tage) oder in den Tagen auf der Intensivstation (3 gegenüber 4 Tage). 55,3 % der cannabispositiven und 32 % der cannabisnegativen Patienten erhielten eine künstliche Beatmung. Von den Patienten, die eine künstliche Beatmung erhielten, wiesen die Cannabispositiven eine höhere Zahl der Beatmungstage (2 gegenüber einem Tag) und eine geringere Sterblichkeit (7,3 % gegenüber 16,1 %) auf als die Cannabisnegativen. Die Autoren folgern, dass „ein positives Marihuana-Screening mit einer geringeren Sterblichkeit bei erwachsenen Traumapatienten, die auf eine Intensivstation verlegt werden, assoziiert ist“.

Singer M, Azim A, O'Keeffe T, Khan M, Jain A, Kulvatunyou N, Gries L, Jehan F, Tang A, Joseph B. How Does Marijuana Effect Outcomes After Trauma in ICU Patients? A Propensity Matched Analysis. J Trauma Acute Care Surg, 5. August 2017 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Eine Studie, die Cannabiskonsum mit Bluthochdruck verbindet, könnte fehlerhaft sein

Eine Überprüfung von US-Gesundheitsdaten hatte ergeben, dass Cannabis Konsumenten dreimal wahrscheinlicher an Ursachen, die mit einem hohen Blutdruck verbunden sind, sterben. Dies erklärte die Leiterin der Forschung Barbara Yankey, eine Doktorandin der Fakultät für öffentliche Gesundheit der staatlichen Universität von Georgia in Atlanta. Die Forscher verfolgten die Entwicklung von 1213 Teilnehmern. Sie wurden gefragt, ob sie jemals Cannabis konsumiert hatten. Jene, die das bejahten, wurden als Cannabiskonsumenten eingestuft. Allerdings fanden die Forscher keine Beziehung zwischen Cannabiskonsum und Todesfällen durch entweder Herzerkrankungen oder Schlaganfälle. Und sie fanden keinen Beweis, dass Cannabis die Todesfälle, die auf einen hohen Blutdruck zurückgeführt wurden, verursachte.

Allerdings erklärte ein Kardiologe, dass die Studie fehlerhaft sei, vor allem, weil sie auf Umfragedaten beruht, die nicht in der Lage waren, die Schlüsselfragen über eine mögliche Beziehung zwischen Cannabis und hohem Blutdruck zu beantworten. „Wenn sie überhaupt einen Wert hat, ist es der, dass sie zum Nachdenken anregt“, erklärte der Sprecher der Amerikanischen Herzgesellschaft Dr. Willie Lawrence. „Es ist schwer vorstellbar, dass sie viel zu unserem Verständnis hinzugefügt haben, außer dass sie nahelegen, dass es eine gewisse Zunahme in der Sterblichkeit geben könnte, und dass diese Sterblichkeit mit Bluthochdruck verbunden sein könnte“, erklärte Lawrence. Und er fügt hinzu, dass diese Studie zu viele Probleme aufweist, um einen Zusammenhang effektiv zu beweisen.

Yankey BA, Rothenberg R, Strasser S, Ramsey-White K, Okosun IS. Effect of marijuana use on cardiovascular and cerebrovascular mortality: A study using the National Health and Nutrition Examination Survey linked mortality file. Eur J Prev Cardiol, 8. August 2017 [im Druck].

UPI vom 10. August 2017

Kurzmeldungen

IACM — Treffen der Partner-Organisationen und IACM-Botschafter bei IACM-Kongress

Am ersten Abend der 9. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin im September in Köln wollen wir Ideen zur wissenschaftlichen Vernetzung und wissenschaftlichem Austausch, zum IACM-Botschafterprogramm und Partnerschaften mit der IACM vorstellen und mit interessierten Teilnehmern diskutieren.

Programm der IACM-Konferenz vom 29. bis 30. September 2017

IACM — Neue Publikationen in Cannabis and Cannabis Research

Es wurden neue Artikel in CCR, der Partnerzeitschrift der IACM veröffentlicht:

”Cannabinoid Receptor 1 Gene by Cannabis Use Interaction on CB1 Receptor Density” von Ariel Ketcherside, Lindsey J. Noble, Christa K. McIntyre, Francesca M. Filbey.

”Cannabis Roots: A Traditional Therapy with Future Potential for Treating Inflammation and Pain” von Natasha R. Ryz, David J. Remillard, Ethan B. Russo.

”Anatomy of a Joint: Comparing Self-Reported and Actual Dose of Cannabis and Tobacco in a Joint, and How These Are Influenced by Controlled Acute Administration” von Chandni Hindocha, Tom P. Freeman, H. Valerie Curran.

Deutschland — Cannabis-Experte ist in einen Hungerstreik getreten

Der deutsche Cannabisexperte Dr. Franjo Grotenhermen ist am 17. August in einen Hungerstreik getreten, um auf Probleme im Zusammenhang mit dem neuen Gesetz zu Cannabis als Medizin, das seit dem März 2017 die Verschreibung von Cannabisblüten in Deutschland erlaubt, hinzuweisen. Er fordert eine Klarstellung im Betäubungsmittelgesetz, nach der Patienten, die nach der Überzeugung eines Arztes eine Therapie mit Cannabis oder Cannabinoiden benötigen, nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden dürfen. Das Betäubungsmittelgesetz sei gemacht worden, um Menschen vor den Schäden durch Betäubungsmittel zu schützen, und nicht, um kranke Menschen zu schädigen, erklärt er in einem Video.

Webseite zum Hungerstreik

USA/WHO — US-Behörden und die WHO untersuchen das Missbrauchspotenzial von CBD und bitten um Kommentare

Die US-Medikamentenbehörde FDA bittet interessierte Personen um Kommentare hinsichtlich des Missbrauchspotenzials, tatsächlichem Missbrauch, des medizinischen Nutzens, Handels und der Bedeutung für die Klassifizierung hinsichtlich der Verfügbarkeit für die medizinische Nutzung für 17 Substanzen, inklusive CBD (Cannabidiol). Diese Kommentare werden bei der Vorbereitung einer Antwort der USA an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hinsichtlich des Missbrauchsrisikos dieser Substanzen berücksichtigt werden.

Bitte um Kommentare zu Cannabidiol durch die FDA

Wissenschaft/Mensch — Ein Cannabisextrakt reduzierte nicht die Schmerzen bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs, die nicht auf Opiate ansprachen

In zwei großen Studien war der Cannabisextrakt Sativex einem Placebo bei der Reduzierung der Schmerzen von Patienten mit fortgeschrittenem Krebs, die nicht ausreichend mit einer Opiat-Therapie reduziert werden konnten, nicht überlegen.

Krebsforschungszentrum Edinburgh, Universität von Edinburgh, Großbritannien.

Fallon MT, et al. Br J Pain. 2017;11(3):119-133.

Wissenschaft/Mensch — Sprachunfähigkeit beim Tourette-Syndrom könnte nach Fallberichten mit Cannabis/THC behandelt werden

Bei einem 19 Jahre alten Patienten mit Tics beim Tourette-Syndrom, die das Sprechen verhindern, verbesserte Cannabis in einer Dosis von 0,1 g täglich signifikant die Symptome und wurde gut toleriert. Der gleiche Effekt wurde bei einem 16 Jahre alten Patienten mit etwa 30 mg Dronabinol (THC) erzielt.

Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland.

Jakubovski E, et al. Int J Mol Sci. 2017;18(8).

Wissenschaft/Mensch — Wahrgenommene Schädlichkeit und Cannabiskonsum von Heranwachsenden in Colorado

Daten von 40 Schulen in Colorado wurden vor und nach dem Inkrafttreten der Cannabislegalisierung (2013:12.240 Schüler; 2014:11.931 Schüler) analysiert. Das Konsumverhalten der Jugendlichen und die Wahrnehmungen des Schadensrisikos waren innerhalb eines Jahres unverändert. Die wahrgenommene Leichtigkeit des Zugangs zu Cannabis nahm zu (von 46 % auf 52 %).

Medizinischer Campus Anschutz, Universität von Colorado, Aurora, USA.

Harpin SB, et al. Subst Use Misuse. 2017 Aug 17:1-6. [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Endocannabinoide reduzieren die Giftigkeit von Paraoxon

Paraoxon ist ein Gift, welches das Gehirn schädigt und im Militär als Nervensubstanz verwendet werden kann. Forschung mit Ratten zeigt, dass die Hemmung des Abbaus der Endocannabinoide in der Lage ist, dieser Schädigung vorzubeugen.

Universität von North Carolina, Pembroke, USA.

Farizatto KLG et al. J Mol Neurosci, 12. August 2017 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Mehr als 80 % der Patienten glauben, dass Cannabis Schmerzen reduzieren kann

Vor einer Operation erhielten 501 Patienten in einem großen Krankenhaus einen anonymen Fragebogen. Mehr als 80 % der Gruppe glaubten, dass Cannabis zumindest etwas wirksam bei der Behandlung von Schmerzen nach einer Operation sein könnte, und wären gewillt, Cannabinoid-Substanzen einzunehmen, wenn diese von ihrem Arzt verschrieben würden.

Icahn Fakultät für Medizin am Mount Sinai, New York, USA.

Khelemsky Y, et al. Reg Anesth Pain Med, 7. August 2017 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — CBD könnte nützlich bei der Behandlung der Opiat-Abhängigkeit sein

Bei Mäusen wurde das Verlangen nach Morphin durch 10 mg CBD pro kg Körpergewicht reduziert. Die Autoren schrieben, dass Cannabidiol „nützlich bei der Behandlung von Abhängigkeit“ sein könnte.

Universität von Mississippi, USA.

Markos JR, et al. Planta Med, 9. August 2017 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — CBD weist Wechselwirkungen mit anderen antiepileptischen Medikamenten auf

In einer offenen Studie mit 39 Erwachsenen und 42 Kindern erhöhte eine Epilepsiebehandlung mit CBD die Blutspiegel von Topiramat, Rufinamid und N-Methylclobazam und senkte die Spiegel von Clobazam. Die Wirkung hing von der CBD-Dosis ab. Eine Zunahme der Blutspiegel von Zonisamid und Eslicarbazepin wurde bei steigenden CBD-Dosen bei Erwachsenen beobachtet. Mit Ausnahme der Spiegel für Clobazam und Desmethylclobazam bewegten sich alle beobachteten Spiegel innerhalb des akzeptierten therapeutischen Rahmens.

Klinik für Neurologie, Universität von Alabama in Birmingham, USA.

Gaston TE, et al. Epilepsia, 6. August 2017 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Verursachung einer Placebo Wirkung durch orales Cannabis

In einer Studie wurde 20 Teilnehmern gesagt, dass sie einen essbaren Cannabis-Dauerlutscher mit einer hohen THC-Dosis bekommen würden. Sie erhielten jedoch ein Placebo. Maßzahlen für den Rausch und die Stimmung wurden zu Beginn, 30 Minuten und 60 Minuten nach der Einnahme eingenommen. Es gab signifikante Veränderungen beim Rausch und der negativen Stimmung. Veränderungen bei der positiven Stimmung waren nicht signifikant.

Palo Alto Health Care System , Menlo Park, USA.

Loflin MJE, et al. J Psychoactive Drugs. 2017 Aug 3:1-5. [im Druck]