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IACM-Informationen vom 18. März 2017

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Wissenschaft/Mensch — Die medizinische Verwendung von Cannabis könnte den Missbrauch von verschriebenen Opiaten reduzieren

Nach Aussagen von Forschern der Universität von Neumexiko ist medizinisches Cannabis bisher erheblich zu wenig erforscht worden, und ihre jüngsten Ergebnisse legen nahe, dass es dabei helfen könnte, Abhängigkeiten zu bekämpfen. Die Professoren Jacob Vigil und Sara Stith stellten zusammen mit dem Schmerzexperten Dr. Anthony Reeve am 3. März ihre Forschung über die Beeinflussung der Verwendung von verschriebenen Opiaten bei Patienten durch das Programm für medizinisches Cannabis von Neumexiko vor.

Vigil erklärte, das Programm für medizinisches Cannabis sei beispiellos, weil Patienten ihre eigene Behandlung organisieren, da Ärzte Cannabis nicht verschreiben, sondern nur den Patienten erlauben, es zu bekommen. Stith sagte, dass die Studie die Verwendung von verschriebenen Opiaten bei den Patienten von Reeve, die in das medizinische Cannabisprogramm aufgenommen worden waren, und bei seinen Patienten, die nicht in diesem Programm waren, über einen Zeitraum von 18 Monaten verglich. Ihre Forschung fand eine Reduzierung der Opiatdosis um 31 % innerhalb von 18 Monaten bei den Patienten, die medizinisches Cannabis verwendeten, und eine leichte Zunahme der Opiateinnahme in der Kontrollgruppe.

Daily Lobo.com vom 3. März 2017

Deutschland — Das Gesetz zur medizinischen Verwendung von Cannabis in Kraft getreten

Ein Gesetz, das die Verschreibung von Cannabisblüten durch jeden Arzt erlaubt, trat am 10. März in Kraft. Wenn Standardmedikamente nicht ausreichend wirksam sind, müssen die Krankenversicherungen eine Behandlung mit Cannabisblüten, Cannabisextrakten sowie cannabisbasierten Medikamenten wie den Cannabisextrakt Sativex, Dronabinol und Nabilon bezahlen. Das Gesetz begrenzt die Möglichkeit zur Verschreibung von Cannabis und cannabisbasierten Medikamenten nicht auf bestimmte Erkrankungen.

In der Zukunft wird ein staatlich überwachter Cannabisanbau in Deutschland organisiert, und bis dahin wird Cannabis importiert, gegenwärtig aus den Niederlanden und Kanada. Das Gesundheitsministerium erklärte, dass erwartet wird, dass Cannabis aus Deutschland nicht vor 2019 in Apotheken erhältlich sein wird. Patienten, die nun in einer größeren Zahl versuchen, eine Cannabistherapie zu bekommen, sehen sich mit mehreren Problemen konfrontiert. Viele Ärzte sind nicht ausreichend über das Thema informiert und bleiben abwartend oder skeptisch, Preise für Cannabisblüten sind in den meisten Apotheken angestiegen und die Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist häufig ungewiss. Zwei Kongresse, die Ärzte informieren können, sind für den 13. Mai in Frankfurt durch die deutsche ACM zusammen mit der Ärztekammer Hessen und am 29. bis 30. September in Köln durch die IACM geplant.

“Cannabis und Cannabinoide als Medizin“, 13. Mai in Frankfurt

”IACM 9th Conference on Cannabinoids in Medicine”, 29. bis 30. September in Köln

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Berichte über das 26. jährliche Symposium der ICRS sind nun in CCR verfügbar

Cannabis and Cannabinoid Research veröffentlichte die Proceedings from the 26th Annual Symposium of the International Cannabinoid Research Society: 26. Juni bis 1. Juli 2016. Ein weiterer Artikel in CCR durch Stampanoni Bassi M, et al. diskutiert die Verwendung von Cannabinoiden bei Morbus Parkinson.

Philippinen — Das Parlament will die medizinische Verwendung von Cannabis legalisieren

Während Rodrigo Duterte, Präsident der Philippinen, einen blutigen Krieg gegen Drogendealer führt und dabei grundlegende Menschenrechte ignoriert, hat ein Komitee des philippinischen Repräsentantenhauses einen Schritt hin zur medizinischen Verwendung von Cannabis gemacht. Die philippinischen Parlamentarier haben sich dazu entschlossen, medizinische Cannabispatienten aus dem gegenwärtigen Massaker herauszuhalten. Die Gesetzesvorlage etabliert eine Anzahl von Regeln für medizinische Cannabis-Bestimmungen, welche Regeln zur Qualifizierung als medizinischer Cannabispatient mit einer Ausweiskarte, die von der Regierung ausgestellt wird, und weitere Themen umfasst.

San Francisco Chronicle vom 9. März 2017

Niederlande — Bedrocan wird der weltweit erste Produzent von medizinischem Cannabis, dem ein hoher Standard attestiert wurde

Nach einer rigorosen Untersuchung durch die niederländischen Gesundheitsbehörden wurde Bedrocan in den Niederlanden der weltweit erste Produzent von medizinischem Cannabis, der in Übereinstimmung mit den Standards einer guten Herstellungspraxis (GMP) der Europäischen Arzneimittelagentur arbeitet. Es ist das erste Mal, dass ein Produzent von medizinischem Cannabis einen so hohen Grad an Übereinstimmung mit arzneimittelrechtlichen Anforderungen erreicht hat.

Pressemitteilung von Bedrocan vom 23. Januar 2017

Israel — Die Regierung will den Cannabiskonsum entkriminalisieren

Die israelische Regierung stimmte am 5. März der Entkriminalisierung des Freizeitkonsums von Cannabis zu. Nach der neuen Politik, die noch durch das Parlament verabschiedet werden muss, sollen Personen, die mit Cannabis gefasst werden, eine Geldbuße erhalten anstatt verhaftet und verurteilt zu werden. Strafverfahren würden nur gegen Wiederholungstäter eingeleitet.

Reuters vom 5. März 2017

Wissenschaft/Mensch — Ein Hemmer von FAAH beeinflusste nicht die Schmerzen bei Patienten mit chronischer Prostatitis

In einer Studie mit 239 Patienten, die an einer chronischen Prostatitis/einem chronischen Schmerzsyndrom des Beckens litten, erhielten die Teilnehmer ASP3652, einen Hemmer der FAAH (Fettsäureamidhydrolase), in verschiedenen Dosen von 50-600 mg täglich oder ein Placebo. Es gab keinen Unterschied bei der Schmerzreduzierung zwischen ASP3652 und dem Placebo. Allerdings nahm die Zahl der täglichen Blasenentleerungen durch die höchste Dosis des FAAH-Hemmers signifikant ab.

Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland.

Wagenlehner FM, et al. Urology, 27. Februar 2017 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Palmitoylethanolamid etwas wirksam bei der Behandlung des Karpaltunnelsyndroms

In einer placebokontrollierten Studie mit 61 Patienten mit einem gering oder mäßig stark ausgeprägten Karpaltunnelsyndrom war das Endocannabinoid Palmitoylethanolamid (PEA) moderat wirksam. Patienten erhielten entweder ein Placebo oder zweimal täglich 300 mg PEA. Es gab keine Verbesserung der Schmerzen auf einer visuellen Analogskala, aber eine geringe Verbesserung in einem Fragebogen zum Karpaltunnelsyndrom.

Krankenhaus Sant Rafael, Barcelona, Spanien.

Faig-Martí J, et al. J Orthop Traumatol, 15. März 2017 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Sport und Ernährung beeinflussen die Endocannabinoidspiegel im Gehirn

Bei Ratten führte ein halbstündiges tägliches Training über 2 Wochen zu einer signifikanten Zunahme der Spiegel des Endocannabinoids 2-AG im Hypothalamus, einer bestimmten Hirnregion. Eine Ernährung, die reich an Fetten war, vergrößerte die Konzentrationen des CB1-Rezeptors in einer anderen Hirnregion, dem Hippocampus.

Universität Lille Nord de France, Frankreich.

Gamelin FX, et al. J Physiol Biochem, 10. März 2017 [im Druck]