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IACM-Informationen vom 6. Februar 2016

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Wissenschaft/Mensch — CBD-reiches Cannabis half in einer retrospektiven Studie Kindern mit Epilepsie

Cannabis mit einem hohen CBD-Gehalt zeigte vielversprechende therapeutische Wirkungen bei 74 Patienten mit Epilepsie im Alter zwischen 1 und 18 Jahren, bei denen andere Behandlungen nicht anschlugen. Mehrere Zentren in Israel nahmen an dieser Studie teil, die im Journal Seizure veröffentlicht wurde. Die Patienten waren resistent gegen Standardmedikamente zur Behandlung der Epilepsie, und bei 66 % versagten auch eine ketogene Diät, die Implantation eines Vagusnervstimulators oder beides. Alle begannen 2014 eine Behandlung mit Medizinalcannabis-Öl und wurden für mindestens drei Monate behandelt (im Durchschnitt 6 Monate). Die gewählte Mischung enthielt CBD und Tetrahydrocannabinol in einem Verhältnis von 20:1, gelöst in Olivenöl. Die CBD-Dosis reichte von 1 bis 20 mg pro kg Körpergewicht täglich.

Die Behandlung mit CBD ergab einen signifikant positiven Effekt auf die Anfallsschwere. Die meisten Kinder (89 %) berichteten von einer Verringerung der Anfallshäufigkeit. 13 Teilnehmer gaben eine Verringerung um 75 bis 100 % an, 25 eine Verringerung um 50 bis 75 %, 9 eine Verringerung um 25 bis 50 %, und 19 gaben eine Verringerung um weniger als 25 % an. Fünf Patienten berichteten von einer Zunahme der Anfallsschwere, was zu einem Absetzen von CBD führte. Zusätzlich beobachteten die Autoren eine Verbesserung von Verhalten und Wachheit, Sprache, Kommunikation, motorischen Fähigkeiten und Schlaf. Nebenwirkungen umfassten Schläfrigkeit, Erschöpfung, Magendarmbeschwerden und Reizbarkeit, welche bei 5 Patienten zum Absetzen von Cannabis führte.

Tzadok M, Uliel-Siboni S, Linder I, Kramer U, Epstein O, Menascu S, Nissenkorn A, Yosef OB, Hyman E, Granot D, Dor M, Lerman-Sagie T, Ben-Zeev B. CBD-enriched medical cannabis for intractable pediatric epilepsy: The current Israeli experience. Seizure 2016;35:41-44.

Wissenschaft/Mensch — THC verringerte in einer kleinen kontrollierten Studie Brustschmerzen, die nicht durch eine Herzerkrankung verursacht waren

THC (Dronabinol) reduzierte die Schmerzintensität bei Patienten mit funktionellen Brustschmerzen. Das ergab eine Studie mit 13 Patienten von Forschern der Abteilung Gastroenterologie des Temple Universitätskrankenhauses in Philadelphia, USA. Sieben Patienten bekamen zweimal täglich 5 mg THC und 6 erhielten ein Placebo. Mithilfe von Fragebögen wurden Brustschmerzen, die allgemeine Gesundheit, und Angst/Depressionen zu Beginn und nach vier Wochen gemessen.

THC verringerte die Schmerzintensität und Odynophagie (Schmerzen beim Schlucken im Mund oder in der Speiseröhre). Die Werte für Depression und Ängste unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen zu Beginn oder nach der Behandlung. Es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet.

Malik Z, Bayman L, Valestin J, Rizvi-Toner A, Hashmi S, Schey R. Dronabinol increases pain threshold in patients with functional chest pain: a pilot double-blind placebo-controlled trial. Dis Esophagus, 29. Januar 2015 [Im Druck]

Kurzmeldungen

Puerto Rico — Regelungen für den medizinischen Einsatz von Cannabis wurden verabschiedet

Vertreter des Gesundheitsministeriums erließen ein Regelwerk für die lizensierte Herstellung und Verteilung von Cannabis für medizinische Zwecke innerhalb des US-Gebiets von Puerto Rico. Es wird erwartet, dass das neue Programm gegen Ende des Jahres in Kraft treten wird.

The Daily Chronic vom 4. Februar 2016

Wissenschaft/Mensch — Cannabiskonsumenten wiesen eine größere maximale forcierte Vitalkapazität auf

In einer Studie mit 10.327 Erwachsenen, von denen 4.084 frühere Cannabiskonsumenten waren, 555 Teilnehmer 5-30 Tage vor der Untersuchung Cannabis konsumiert hatten, und 891 Teilnehmer Cannabis 0-4 Tage zuvor konsumiert hatten, war aktueller Cannabis-Konsum mit einem beeinträchtigten Luftstrom durch die kleinen Luftwege verknüpft. Die FVC (maximale forcierte Vitalkapazität), die Menge an Atemluft, die eine Person nach einem größtmöglichen Atemzug ausatmen kann, war im Vergleich zu Menschen, die noch nie konsumiert hatten höher bei früheren (75 ml) und Konsumenten innerhalb der vergangenen 5-30 Tage (159 ml), sowie bei Konsumenten innerhalb der letzten 0-4 Tage vor der Untersuchung (204 ml).

Cyprus International Institute for Environmental and Public Health, Zypern.

Papatheodorou SI, et al. Chest, 16. Januar 2016 [Im Druck]

Wissenschaft — Cannabis Sorten unterscheiden sich in ihrem Terpen-Gehalt

Für diese Untersuchung wurden sieben verschiedene Cannabis-Pflanzen ausgewählt. Pflanzen verschiedener Chemotypen unterschieden sich deutlich durch ihren Terpen-Gehalt, und für jeden Chemotyp wurden charakteristische Terpene identifiziert.

Aifame GmbH, Wald-Schönengrund, Schweiz.

Aizpurua-Olaizola O, et al. J Nat Prod, 2. Februar 2016 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Die Aktivierung des CB2-Rezeptors verringerte die Durchlässigkeit der veränderten Blut-Rückenmarksschranke

Bei Ratten wurde eine vorübergehende Rückenmarks-Ischämie (für 20 min reduzierte Blutzufuhr) verursacht, die die Durchlässigkeit zwischen Blut und Rückenmark erhöhte. Diese erhöhte Durchlässigkeit verringerte sich durch die Aktivierung des CB2-Rezeptors mittels des synthetischen Cannabinoids JWH-015.

Klinik für Sportmedizin und Gelenkschirurgie, Chinesische medizinische Universität, Shenyang, China.

Yang MC, et al. Brain Res, 30. Januar 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Tier — CBD könnte helfen, einen Drogen-Rückfall zu verhindern

Bei Studien mit Ratten zeigte CBD (Cannabidiol) “therapeutisches Potential, die Kontext-Erinnerungen, die mit Drogenmissbrauch verknüpft sind, zu dämpfen und in der Folge das Risiko eines Rückfalls zu verringern.”

Universidade Federal de Santa Catarina, Florianópolis, Brasilien.

de Carvalho CR, et al. Addict Biol, 1. Februar 2016 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Cannabiskonsum geht mit einem verringerten Wort-Gedächtnis einher, aber nicht mit einer Verringerung anderer Aspekte der kognitiven Leistungsfähigkeit

In einer Studie mit 5.115 Männern und Frauen zwischen 18 und 30 Jahren, die 25 Jahre später untersucht wurden, war eine Cannabisexposition mit einem schlechteren Wort-Gedächtnis verknüpft, schien aber keine anderen Bereiche kognitiver Leistungen zu beeinträchtigen.

Institut für Epidemiologie und Biostatistik, Universität von Kalifornien, San Francisco, USA.

Auer R, et al. JAMA Intern Med, 1. Februar 2016 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Beta-Caryophyllen zeigt krampfreduzierende Eigenschaften in einer experimentellen Epilepsie

Das Terpen Beta-Caryophyllen reduzierte myoklonische Anfälle bei Mäusen, bei denen myoklonische und generalisierte Anfälle durch eine Chemikalie (Pentylentetrazol) ausgelöst worden waren. Die Autoren schrieben, dass Beta-Caryophyllen „bei der zukünftigen Entwicklung neuer anfallshemmender Medikamente weiter untersucht werden sollte“. Beta-Caryophyllen kommt in vielen Pflanzen vor, darunter in Cannabis und Gewürzen wie Pfeffer.

Bundesuniversität von Santa Maria, Brasilien.

Oliveira CC, et al. Epilepsy Behav 2016;56:26-31.

Wissenschaft/Tier — Die Aktivierung des CB1-Rezeptors verbesserte die Funktion der Mitochondrien nach einer reduzierten Blutzufuhr

Eine Ischämie des Gehirns (reduzierte Blutversorgung) wurde bei Ratten verursacht. Ein synthetisches Cannabinoid (ACEA), das den Cannabinoid 1-Rezeptor aktiviert, verbesserte das neurologische Verhalten, reduzierte das Infarktvolumen und hemmte den programmierten Zelltod. Weitere Untersuchungen zeigten, dass das Cannabinoid eine Biogenese der Mitochondrien induzierte und die Mitochondrien-Funktion zu Beginn der Gehirnischämie verbesserte. Mitochondrien sind die „Kraftwerke“ der Zellen.

Xijing-Krankenhaus, Vierte medizinische Militäruniversität, Xi'an, China.

Bai F, et al. Mol Neurobiol, 28 Januar 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Tier — Stress vergrößert die Konzentration von 2-AG und reduziert die Zahl der CB1-Rezeptoren

Bei Mäusen, die chronischem psychosozialen Stress ausgesetzt waren, nahm die Menge des Endocannabinoids 2-AG zu, während die Expression des CB1-Rezeptors abnahm.

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Göttingen, Deutschland.

Tomas-Roig J, et al. Behav Brain Res 2016;303:34-43.