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IACM-Informationen vom 26. Juli 2014

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Deutschland — Gericht erlaubt schwer kranken Patienten, ihren eigenen Cannabis anzubauen

Am 22. Juli hat das Verwaltungsgericht Köln entschieden, dass einige Personen, die an chronischen Schmerzen leiden, ihren eigenen Cannabis für therapeutische Zwecke anbauen dürfen sollten. Fünf Patienten, die an chronischen Schmerzen und anderen Erkrankungen leiden, haben Klage vor dem Gericht eingereicht, da das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ihnen eine Erlaubnis zum Eigenanbau zuhause verweigert hatte.

Das Gericht erklärte, dass das BfArM über drei der Anträge, die das Institut abgelehnt hatte, neu entscheiden muss. Obwohl die Kläger bereits alle Erlaubnisse zum Kauf und Konsum von Cannabis für medizinische Zwecke aus einer Apotheke besitzen, wollen sie ihren eigenen Cannabis anbauen, da sie sich die Droge, die von dem niederländischen Unternehmen Bedrocan hergestellt wird, nicht leisten können und ihre Krankenkassen sie nicht bezahlen. "Bisher war es für niemanden legal, Cannabis zuhause anzubauen, aber diesen schwer kranken Menschen wird es nun erlaubt sein", erklärte Gerichtssprecherin Stefanie Seifert und fügte hinzu, dass der Anbau für andere Personen illegal bleibt.

"Dies ist eine gerichtliche Auseinandersetzung, die wir im Jahre 1999 begonnen haben", erläuterte Dr. Franjo Grotenhermen, Vorsitzender der deutschen Arbeitsgemeinschaft für Cannabis als Medizin. "Wir haben Grund zur Annahme, dass die Bundesregierung Berufung gegen das Urteil vor dem Ohrverwaltungsgericht Münster einlegen wird, und dass die endgültige Entscheidung erst vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig erzielt werden könnte." Gegenwärtig dürfen etwa 300 deutsche Bürger mit therapieresistenten schweren Erkrankungen Cannabis mit einer besonderen Erlaubnis durch das BfArM, das vom Bundesverwaltungsgericht im Jahr 2005 gezwungen worden war, solche Erlaubnisse zu erteilen, kaufen. Bisher hat die Bundesregierung das Gerichtsurteil nicht kommentiert. "Wir sind zuversichtlich, und die Regierung benötigt etwas Zeit, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen, dass die Patienten angesichts des Wortlauts des Urteils aus dem Jahr 2005 ihren Kampf schließlich gewinnen werden."

Reuters vom 22. Juli 2014

Associated Press vom 22. Juli 2014

Wissenschaft/Mensch — THC sicher bei der therapeutischen Verwendung durch ältere Personen

THC scheint durch gesunde ältere Personen sicher und gut verträglich zu sein. Dies ist das Ergebnis einer placebokontrollierten Studie durch Wissenschaftler verschiedener Krankenhäuser in den Niederlanden. Sie beurteilten die Sicherheit und Pharmakokinetik von 3 oralen Dosen Namisol, eine neue THC-Zubereitung in Tablettenform, bei älteren Personen. Zwölf ältere Menschen mit einem Durchschnittsalter von 72 Jahren erhielten an jedem Behandlungstag zufällig verteilt eine einzelne orale Dosis von 3 mg, 5 mg oder 6,5 mg THC oder ein Placebo in einer Überkreuzstudie.

THC war sicher und gut verträglich. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Schwindel (27 %) und ein trockener Mund (11 %). Es gab eine große interindividuelle Variabilität der THC-Plasmakonzentrationen. Insgesamt waren die pharmakologischen Wirkungen von THC geringer als die zuvor bei jungen Erwachsenen berichteten Effekte. Die Autoren schrieben, dass "Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit von THC bei gebrechlichen älteren Personen dringend benötigt werden, da diese Bevölkerungsgruppe von den therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten von THC profitieren könnte."

Ahmed AI, van den Elsen GA, Colbers A, van der Marck MA, Burger DM, Feuth TB, Rikkert MG, Kramers C. Safety and pharmacokinetics of oral delta-9-tetrahydrocannabinol in healthy older subjects: A randomized controlled trial. Eur Neuropsychopharmacol, 28. Juni 2014 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Wie THC das Tumorwachstum verlangsamen könnte

Wissenschaftler der Universität von East Anglia in Norfolk (Großbritannien) haben gezeigt, wie THC, der wichtigste psychoaktive Bestandteil von Cannabis, das Tumorwachstum bei Krebspatienten reduzieren könnte. Die Forschung zeigt die Existenz von zuvor unbekannten Signal-Plattformen, die neben den bereits bekannten Wirkmechanismen für den Erfolg der Substanz beim verkleinern von Tumoren verantwortlich sind. Die Arbeiten wurden zusammen mit Wissenschaftlern der Complutense Universität in Madrid (Spanien) durchgeführt.

Sie verwendeten Proben von menschlichen Brustkrebszellen, um bei Mäusen Tumore zu verursachen. Dann behandelten sie den Tumor mit THC und fanden heraus, dass vor allem zwei Zellrezeptoren für die Antitumorwirkungen verantwortlich waren. "Wir zeigen, dass diese Wirkungen durch die gemeinsame Interaktion des CB2 und des GPR55 - zwei Mitglieder der Cannabinoidrezeptor-Familie - vermittelt werden. Unsere Befunde helfen dabei, einige der gut bekannten, jedoch noch nicht gut verstanden Wirkungen von THC in niedrigen und hohen Dosen auf das Tumorwachstum zu erklären", erklärte Dr. Peter McCormick vom Pharmazeutischen Institut der Universität in Norfolk. "Durch die Identifizierung der beteiligten Rezeptoren haben wir einen wichtigen Schritt in Richtung auf die zukünftige Entwicklung von Medikamenten getan, die die Wechselwirkungen, die wir bei der Reduzierung des Tumorwachstums entdeckt haben, nutzen."

Moreno E, et al. J Biol Chem, 18. Juni 2014 [im Druck]

Vollständiger Text

Science Daily vom 14. Juli 2014

Kurzmeldungen

Australien — Mehrheit unterstützt die medizinische Verwendung von Cannabis

Nahezu zwei Drittel aller Australier unterstützen nach einer neuen Umfrage die Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke. Dies kommt zu einem Zeitpunkt, da der Premierminister von Neu-Süd-Wales Mike Baird erklärt hatte, dass er die medizinische Verwendung von Cannabis unterstützt, auch wenn er Sorgen hinsichtlich der Versorgung und der Regulierung hat.

The Age vom 23. Juli 2014

USA — Oregon wird über die Legalisierung von Cannabis abstimmen

Eine Initiative, die den Freizeitkonsum von Cannabis in Oregon legalisieren, besteuern und regulieren will, hat ausreichend Stimmen für ein Referendum im November 2014 gesammelt. Dies erklärte der Staat auf seiner Website. Nur zwei US-Staaten, Washington und Colorado, erlauben bisher den Freizeitkonsum von Cannabis, der nach den Bundesgesetzen illegal bleibt.

Reuters vom 22. Juli 2014

Spanien — Zunehmende Zahlen von Cannabis-Clubs

Nach einer Analyse der New York Times wurden in Barcelona und der umgebenden katalanischen Region in den vergangenen Jahren 300 neue Cannabis-Clubs eröffnet. Nach Expertenangaben ist dies zumindest zum Teil das Ergebnis eines Versuchs von spanischen Bürgern, einen neuen Weg zu finden, um ihren Lebensunterhalt in einem Land mit hoher Arbeitslosigkeit zu bestreiten. Viele von ihnen bieten eine Mitgliedschaft über das Internet oder das Telefon an.

New York Times vom 11. Juli 2014

Wissenschaft/Mensch — Cannabiskonsum beeinflusst nicht die Fortführung einer HIV-Behandlung

In einer großen Studie war regelmäßiger Cannabiskonsum nicht mit der konsequenten Fortführung einer antiretroviralen Therapie (ART) bei HIV-positivem Patienten assoziiert. Die Autoren folgerten, dass "diese Befunde nahe legen, dass Cannabis von PLWHA für medizinische Zwecke oder aus Freizeitgründen verwendet werden kann, ohne die wirksame Fortführung der ART zu beeinträchtigen".

St. Paul's Hospital, Vancouver, Kanada.

Slawson G, et al. AIDS Behav, 11. Juli 2014 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Cannabiskonsum hatte keine großen negativen Wirkungen auf Patienten mit Schizophrenie

In einer Studie mit 110 Patienten mit Schizophrenie "gab es keinen Hinweis auf eine spezifische Verbindung zwischen Cannabiskonsum und positiven Symptomen oder negativen Symptomen, Rückfall oder Krankenhausaufenthalten. Allerdings war eine größere Cannabisdosis mit einer anschließenden höheren Rate für Depressionen und Angst verbunden".

Fakultät für psychologische Wissenschaften, Universität von Manchester, Großbritannien.

Barrowclough C, et al. Schizophr Bull, 9. Juli 2014 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Nur ein gering erhöhtes Risiko für Schizophrenie durch Cannabiskonsum

In einer großen Studie mit 5456 Teilnehmern mit einer Erstdiagnose einer Schizophrenie war Cannabiskonsum mit einer geringen Zunahme des Risikos für die Erkrankung um den Faktor 1,6 assoziiert. Die Verwendung von Stimulanzien und Kokain war ebenfalls mit einer geringen Risikoerhöhung assoziiert.

Zentrum für primäre Gesundheitsforschung, Lund Universität, Malmö, Schweden.

Giordano GN, et al. Psychol Med, 3. Juli 2014:1-8. [im Druck]

Wissenschaft/Zellen — CBD und CBDV aktivieren Vanilloid-Rezeptoren

Die nicht psychotropen Pflanzencannabinoide Cannabidivarin (CBDV) und Cannabidiol (CBD) aktivieren in Zellexperimenten Vanilloid-Rezeptoren (TRPV1). Die Forscher schlagen "ein Potenzial für die Behandlung von Überaktivierungen von Nervenzellen" wie etwa bei Epilepsie vor.

Endocannabinoid-Forschungsgruppe, Pozzuoli, Italien.

Iannotti FA, et al. ACS Chem Neurosci, 16. Juli 2014 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Niedrige Spiegel von Anandamid sind mit einer erhöhten Stressempfindlichkeit verbunden

Tierexperimentelle Studien mit Mäusen legen nahe, dass die Gehirnkonzentrationen des Endocannabinoids Anandamid eine akute Stress induzierte Angst vorhersagen. Die Autoren folgerten, dass diese Studien "weitere Unterstützung dafür liefern, dass die Endocannabinoid-Erhöhung eine gangbare pharmakologische Strategie für die Behandlung Stress bezogener neuropsychiatrischer Störungen darstellt".

Klinik für Psychiatrie, Medizinische Fakultät der Vanderbilt-Universität, Nashville, USA.

Bluett RJ, et al. Transl Psychiatry, 8. Juli 2014;4:e408.

Wissenschaft/Mensch — Bestimmte Varianten des CB1-Rezeptors sind mit Impulsivität assoziiert

Bei 323 Heranwachsenden könnten bestimmte Varianten des Gens, das den CB1-Rezeptor codiert "eine Rolle bei der Determinierung von impulsivem Verhalten von Heranwachsenden spielen".

Zentralinstitut für seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland.

Buchmann AF, et al. J Neural Transm, 1. Juli 2014 [im Druck]

Wissenschaft/Zellen — Cannabinoidrezeptor-Antagonisten hemmen die Produktion des Hepatitis C-Virus

Antagonisten des Cannabinoid-1-Rezeptors hemmten in einem Zellmodell die Produktion von Hepatitis C-Viren und "liefern damit eine neue Klasse von antiviralen Substanzen".

Universität von Sydney am Westmead-Krankenhaus, Australien.

Shahidi M, et al. J Gen Virol, 22. Juli 2014 [im Druck]