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IACM-Informationen vom 28. Juni 2014

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USA — New York wird der 23. Staat, der die medizinische Verwendung von Cannabis legalisiert

Am 20. Juni wurde durch den Gesetzgeber von New York eine Gesetzesvorlage verabschiedet, die einen begrenzten Zugang zu medizinischem Cannabis in New York erlauben wĂŒrde. Damit schließt sich New York weiteren 22 Staaten an, in denen Cannabis fĂŒr therapeutische Zwecke legalisiert wurde. Es wird erwartet, dass Gouverneur Andrew Cuomo die Gesetzesvorlage unterzeichnen wird.

Nach dem Gesetz von New York wĂŒrde das Gesundheitsministerium fĂŒnf privaten Unternehmen des Landes eine Lizenz zur Produktion und Verteilung von medizinischen Cannabisprodukten durch Verteilungsstellen erteilen. Es wird den Patienten nicht erlaubt sein, Cannabis zu rauchen, aber sie können Esswaren und andere nicht rauchbare Formen der Droge kaufen. Patienten, die mindestens 21 Jahre alt sind und an einer Erkrankung auf einer entsprechenden Liste leiden - Epilepsie, multiple Sklerose, amyotrophe Lateralsklerose, Morbus Parkinson, Morbus Huntington, Neuropathien, QuerschnittslĂ€hmung, Krebs und HIV/Aids -, dĂŒrfen Cannabis als Behandlung verwenden. Dem Gesundheitsministerium wĂŒrde es erlaubt werden, weitere Erkrankungen auf diese Liste zu setzen.

Reuters vom 21. Juni 2014.

Wissenschaft/Mensch — THC nĂŒtzlich bei posttraumatischer Belastungsstörung in klinischer Studie

THC verursacht eine signifikante Verbesserung bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Dies ist das Ergebnis einer offenen Studie mit 10 Patienten von Forschern der HebrÀischen UniversitÀt in Jerusalem (Israel). Viele Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung erzielen mit gegenwÀrtigen Behandlungsverfahren nur unzureichende Verbesserungen. Cannabis wird hÀufig als eine Behandlung bei therapieresistenten Patienten eingesetzt.

Die neue Studie beurteilte die VertrĂ€glichkeit und Sicherheit von oralem THC bei chronischer PTBS. 10 Patienten mit einer stabilen Medikation erhielten zweimal tĂ€glich 5 mg orales THC als zusĂ€tzliche Behandlung. Es gab leichte Nebenwirkungen bei 3 Patienten, die in keinem Fall zu einem Abbruch der Behandlung fĂŒhrten. Die Behandlung verursachte eine statistisch signifikante Verbesserung der allgemeinen SymptomstĂ€rke, SchlafqualitĂ€t, HĂ€ufigkeit von AlbtrĂ€umen und Symptomen einer verstĂ€rkten nervlichen Erregung.

Roitman P, Mechoulam R, Cooper-Kazaz R, Shalev A. Preliminary, Open-Label, Pilot Study of Add-On Oral Δ(9)-Tetrahydrocannabinol in Chronic Post-Traumatic Stress Disorder. Clin Drug Investig, 17. Juni 2014 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Krebspatienten könnten von Cannabiskonsum profitieren

Cannabiskonsum wird von einigen Patienten mit fortgeschrittenem Krebs als „hoch wirksam wahrgenommen“. Dies ist das Ergebnis einer Analyse von Wissenschaftlern der UniversitĂ€t von Tel Aviv (Israel) von Fragebögen und medizinischen Unterlagen von erwachsenen Krebspatienten, die an einer einzigen Einrichtung behandelt wurden. Von den etwa 17000 Krebspatienten erhielten 279 eine Erlaubnis fĂŒr die Verwendung von Cannabis durch einen befugten Krebsspezialisten.

Von 113 lebenden Patienten, die Cannabis einen Monat einnahmen, fĂŒllten 69 (61 %) den detaillierten Fragebogen aus. Verbesserungen von Schmerzen, allgemeinem Wohlbefinden, Appetit und Übelkeit wurden von 70 %, 70 %, 60 % bzw. 50 % angegeben. Die Nebenwirkungen waren leicht und bestanden vor allem aus MĂŒdigkeit und SchwindelgefĂŒhl.

Waissengrin B, Urban D, Leshem Y, Garty M, Wolf I. Patterns of Use of Medical Cannabis Among Israeli Cancer Patients: A Single Institution Experience. J Pain Symptom Manage, 14. Juni 2014 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Der CBD-Extrakt Epidiolex ist wirksam bei Kindern mit therapieresistenter Epilepsie

Ein CBD-Extrakt des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals hat viel versprechende Ergebnisse in einer kleinen Studie von Kindern mit einer schwer zu behandelnden Epilepsie ergeben. Die jĂŒngsten Befunde fĂŒr sein neues Produkt Epidiolex folgen einer Beurteilung von 27 Kindern und jungen Erwachsenen mit therapieresistenter Epilepsie, die das Medikament an zwei KrankenhĂ€usern in den USA erhalten hatten. Epidiolex wird zweimal tĂ€glich als Sirup mit Erdbeer-/Limonengeschmack verabreicht. Es enthĂ€lt kein THC.

GW erklÀrte am 17. Juni, dass die Ergebnisse nach einer 12-wöchigen Therapie in einer offenen Studie ermutigend seien, mit einer Reduzierung der Anfallsfrequenz um mehr als 50 %. Das Unternehmen plant nun den Beginn einer Phase-II/III-Studie in der zweiten HÀlfte dieses Jahres. CBD könnte Kindern mit schweren Epilepsie-Syndromen wie Dravet und Lennox- Gastaut helfen, bei denen die AnfÀlle trotz hoher Dosen vieler antiepileptischer Medikamente bestehen bleiben.

Reuters vom 17. Juni 2014.

Wirtschaft/Mensch — Die genetische Veranlagung fĂŒr Schizophrenie ist mit einem hĂ€ufigeren Cannabiskonsum assoziiert

Gene, die das Risiko fĂŒr die Entwicklung einer Schizophrenie verstĂ€rken, könnten ebenfalls die Wahrscheinlichkeit fĂŒr die Verwendung von Cannabis erhöhen. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie am King's College in London (Großbritannien), die in der Zeitschrift Molecular Psychiatry veröffentlicht wurde. FrĂŒhere Studien haben eine Verbindung zwischen Cannabiskonsum und Schizophrenie ergeben, aber es bleibt unklar, ob dieser Zusammenhang darauf basiert, dass Cannabis direkt das Risiko fĂŒr diese Erkrankung erhöht.

Die neuen Ergebnisse legen nahe, dass ein Teil dieses Zusammenhangs auf gemeinsamen Genen basiert, schließen jedoch einen kausalen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Schizophrenierisiko nicht aus. Die Studie umfasste 2082 gesunde Personen, von denen 1011 Cannabis konsumiert hatten. Das genetische Risikoprofil jedes Teilnehmers wurde gemessen, also die Zahl der Gene, die mit Schizophrenie in Verbindung stehen. Die Forscher fanden heraus, dass Personen mit einer genetischen Veranlagung fĂŒr Schizophrenie auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Cannabis konsumierten, und ihn auch in grĂ¶ĂŸeren Mengen verwendeten als Personen ohne Gene fĂŒr das Schizophrenierisiko. Dr. Robert Power, der Leiter der Studie, erklĂ€rte: "Wir wissen, dass Cannabis das Schizophrenie-Risiko erhöht. Unsere Studie schließt das sicherlich nicht aus, aber sie legt nahe, dass es wahrscheinlich auch einen Zusammenhang in die andere Richtung gibt, dass eine Veranlagung fĂŒr Schizophrenie auch die Wahrscheinlichkeit fĂŒr Cannabiskonsum erhöht."

Power RA, Verweij KJ, Zuhair M, Montgomery GW, Henders AK, Heath AC, Madden PA, Medland SE, Wray NR, Martin NG. Genetic predisposition to schizophrenia associated with increased use of cannabis. Mol Psychiatry, 24. Juni 2014 [im Druck]

Schizophrenia and cannabis use may share common genes

Kurzmeldungen

Holland — Meisterklasse fĂŒr medizinischen Cannabis 2014

Bedrocan akzeptiert nun Bewerbungen fĂŒr die Teilnahme an der Meisterklasse fĂŒr medizinischen Cannabis des Jahres 2014: MC4 - Bridging Gaps in a Budding World, 16. bis 22. November, Leiden und Groningen, Niederlande. Einige der weltweit fĂŒhrenden Persönlichkeiten werden maximal 20 Teilnehmern in einer vertraulichen AtmosphĂ€re Themen wie pharmazeutische Herstellung, Chemie der Cannabispflanze und Genetik, die medizinische Verwendung von Cannabis unter aktuellen Bestimmungen fĂŒr Medikamente, klinische Übersichten und mehr prĂ€sentieren.

Informationen und Anmeldung

Wissenschaft/Mensch — Kein erhöhtes Lungenkrebsrisiko durch Cannabisrauchen

In einer Übersicht fanden Wissenschaftler nur "geringe Hinweise fĂŒr ein erhöhtes Risiko fĂŒr Lungenkrebs bei gewohnheitsmĂ€ĂŸigen oder langzeitigen Cannabisrauchern".

Lumenfeld-Tannenbaum-Forschungsinstitut, Mount Sinai Krankenhaus, Toronto, Kanada.

Zhang LR, et al. Int J Cancer, 20. Juni 2014 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Eine erhöhte CB1-Rezeptor-AktivitĂ€t versucht, das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit zu bekĂ€mpfen

Die CB1-AktivitĂ€t ist in frĂŒhen Stadien der Alzheimer-Krankheit in bestimmten Hirnregionen (Hippocampus, frontaler Kortex) hoch. Forscher schrieben, dass dieses ein Zeichen "fĂŒr einen Versuch, die ersten synaptischen BeeintrĂ€chtigungen zu kompensieren sei, was dann durch das weitere Fortschreiten ĂŒberholt wird. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die anfĂ€ngliche CB1-Stimulation eine therapeutische Bedeutung haben könnte".

Pharmakologisches Institut, FakultĂ€t fĂŒr Medizin und Zahnheilkunde, UniversitĂ€t des Baskenlandes, Leioa, Spanien.

Manuel I, et al. J Alzheimers Dis, 19. Juni 2014 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Anandamid ist hilfreich bei traumatischer HirnschĂ€digung

Eine Substanz mit dem Namen PF3845, die den Abbau des Endocannabinoids Anandamid reduziert und damit seine Konzentration erhöht, verbesserte das Überleben der Nervenzellen, reduzierte die EntzĂŒndung und verbesserte die Erholung bei MĂ€usen mit traumatischer Hirnverletzung.

UniversitĂ€t fĂŒr Gesundheitswissenschaften, Bethesda, USA.

Tchantchou F, et al. Neuropharmacology, 14. Juni 2014 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Beta-Caryophyllen reduziert Angst und Depressionen

Das Terpen (Ă€therisches Öl) Beta-Caryophyllen, das in Cannabis, Pfeffer und anderen GewĂŒrzen vorkommt, aktiviert den CB2-Rezeptor und reduziert Angst und Depressionen. Die Autoren folgerten, dass "CB2-Rezeptoren alternative therapeutische Angriffspunkte fĂŒr die Behandlung von Angst und Depressionen darstellen könnten, was aufregende Perspektiven fĂŒr zukĂŒnftige Studien" eröffne.

Kolleg fĂŒr Medizin und Gesundheitswissenschaften, UniversitĂ€t der Vereinigten Arabischen Emirate, Al Ain.

Bahi A, et al. Physiol Behav. 2014 Jun 13. [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Die Aktivierung des CB2-Rezeptors reduziert die bakterielle Translokation

Eine neue tierexperimentelle Studie legt nahe, dass Cannabinoide, die den CB2-Rezeptor aktivieren, ein Potenzial besitzen, um die bakterielle Translokation bei der Leberzirrhose zu behandeln, durch die Hemmung von oxidativem Stress im Darm und entzĂŒndungshemmender Zytokine. Als bakterielle Translokation wird die Wanderung von bakteriellen Produkten aus dem Darm zu den Lymphknoten bezeichnet. Es ist bekannt, dass die bakterielle Translokation bei der Leberzirrhose erhöht ist.

Medizinische FakultÀt der Nationalen Yang-Ming-UniversitÀt, Taiwan.

Yang YY, et al. J Hepatol, 19. Juni 2014 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — CB1-Rezeptoren sind an der Atmung und am Kreislauf beteiligt

Die erste systematische Studie zur kardiovaskulĂ€ren Funktion bei MĂ€usen ohne CB1-Rezeptoren zeigte, dass CB1-Rezeptoren an der Kontrolle der Atmung und des Kreislaufes beteiligt sind. Sie schĂŒtzen MĂ€use vor den negativen Konsequenzen einer fettreichen ErnĂ€hrung. Beispielsweise war die nĂ€chtliche Atmung bei MĂ€usen ohne CB1-Rezeptoren unregelmĂ€ĂŸig, insbesondere bei fettreicher ErnĂ€hrung.

Institut fĂŒr biomedizinische und neuromotorische Wissenschaften, UniversitĂ€t von Bologna, Italien.

Silvani A, et al. PLoS One. 2014 Jun 20;9(6):e100536.

Wissenschaft/Mensch — Keine Wirkung des rechtlichen Status von Cannabis auf die HĂ€ufigkeit von Selbstmorden

Forscher fanden keine konsistente Beziehung zwischen der Zahl der registrierten Cannabisnutzer in US-Staaten und vollendetem Selbstmord.

Denver Health, USA.

Rylander M, et al. Am J Drug Alcohol Abuse, 20. Juni 2014:1-5. [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Sativex wirksam und sicher in der klinischen Praxis

Forscher fanden, dass "Daten aus dem echten Leben die langzeitige Wirksamkeit und VertrÀglichkeit von Nabiximols [Sativex] bei der Behandlung von resistenter MSS [Spastik bei multipler Sklerose] in der alltÀglichen klinischen Praxis bestÀtigen".

Neurologisches Rehabilitationszentrum Quellenhof, Bad Wildbad, Deutschland.

Flachenecker P, et al. Eur Neurol 2014;72(1-2):95-102.