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IACM-Informationen vom 1. Juni 2013

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Welt — Dreiviertel alle Ärzte würden einer Patientin mit fortgeschrittenem Krebs Cannabis verschreiben

Dreiviertel aller Ärzte, die auf eine Umfrage über die medizinische Verwendung von Cannabis antworteten, erklärten, dass sie die Verwendung der Droge zur Linderung von Schmerzen einer älteren Frau mit fortgeschrittenem Brustkrebs unterstützen würden. In einer Februar-Ausgabe der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine wurde den Ärzten ein Fall vorgestellt, sowie Argumente für und gegen die Verwendung von medizinischem Cannabis. Die Ärzte wurden dann gefragt, ob sie eine Verschreibung für diese Patienten unterstützen würden oder nicht. Bei dem fiktiven Fall handelt es sich um Marilyn, eine 68 Jahre alte Frau mit Brustkrebs, der in ihre Lunge und die Wirbelsäule metastasiert war. Sie erhielt eine Chemotherapie und erklärte, wenig Appetit und starke Schmerzen zu haben. Sie hatte verschiedene Medikamente zur Linderung ihrer Schmerzen verwendet, darunter das Opiat Oxycodon. Sie lebt in einem Staat, in dem die medizinische Verwendung von Cannabis legal ist, und bittet ihren Arzt um eine Verschreibung.

76 % der 1446 Ärzte, die sich an der Umfrage beteiligten, erklärten, sie würden der Frau eine Verschreibung für medizinischen Cannabis geben. Die Ärzte kamen aus 72 Ländern. Trotz der globalen Teilnahme kamen die meisten Teilnehmer (1063) aus den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko. Außerhalb von Nordamerika kam die größte Teilnehmerschaft aus Ländern in Lateinamerika und Europa, und auch hier waren die Ergebnisse ähnlich wie in Nordamerika, mit 78 % der Stimmen für die Unterstützung der medizinischen Verwendung von Cannabis.

Adler JN, Colbert JA. Medicinal Use Marijuana - Polling Results. N Engl J Med 2013;368(22):e30

WebMD vom 29. Mai 2013

Kurzmeldungen

USA — Illinois wird wahrscheinlich der nächste Staat, der die medizinische Verwendung von Cannabis legalisiert

Am 17. Mai nahm der Senat von Illinois ein Gesetz zur Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke an. Sollte der Gouverneur es unterzeichnen, wäre dies der Staat mit der zweitstärksten Bevölkerung nach Kalifornien, der die Verwendung der Droge für medizinische Zwecke erlaubt. Das Repräsentantenhaus hatte die Gesetzesvorlage bereits im April unterstützt, so dass sie nun zur Unterzeichnung auf den Schreibtisch von Gouverneur Pat Quinn gelangt. Quinn hat bereits erklärt, dass er dem Gesetz positiv gegenübersteht, vor allem da es verletzten Kriegsveteranen nutzen könne.

Reuters vom 17. Mai 2013

USA — Freizeitkonsum von Cannabis nun legal in Colorado

Am 28. Mai hat Gouverneur Jon Hickenlooper verschiedene Maßnahmen, die den Freizeitkonsum von Cannabis in Colorado regeln, gesetzlich festgelegt. Eines der Gesetze, die von Hickenlooper unterzeichnet wurden, ruft zu einem Referendum im November auf, das eine Verbrauchssteuer von 15 % und zusätzlich eine 10-prozentige Besteuerung des Verkaufs von Cannabis festlegen würde. Andere Maßnahmen des Gesetzespakets umfassen Grenzwerte für Blut bei der Teilnahme am Straßenverkehr unter dem Einfluss von Cannabis in Höhe von 5 Nanogramm THC pro Milliliter sowie die Begrenzung des Cannabisverkaufs an Personen, die nicht in Colorado wohnen.

Reuters vom 29. Mai 2013

Wissenschaft/Tier — Das Endocannabinoidsystem ist in einem Tiermodell für Autismus beeinträchtigt

In einem Tiermodell für Autismus war das Endocannabinoidsystem signifikant beeinträchtigt. Die Forscher schrieben, dass dies "die Möglichkeit eröffnet, dass Veränderungen der Endocannabinoid-Signalgebung zur Pathophysiologie des Autismus beitragen könnte".

Abteilung für Molekulare und Zellphysiologie, Medizinische Fakultät der Stanford Universität, USA.

Földy C, et al. Neuron 2013;78(3):498-509.

Wissenschaft/Tier — Ultraniedrige THC-Dosen schützen das Herz

Mäuse, die vor einem Herzinfarkt eine sehr niedrige THC-Dosis erhielten (0,002 mg/kg Körpergewicht) wiesen ein besseres Therapieergebnis auf als die nicht behandelten Tiere. Die Forscher verwendeten 3 Therapie-Formen: eine Einzeldosis 2 h oder 48 h vor dem Infarkt oder eine kontinuierliche Behandlung über einen Zeitraum von 3 Wochen. Alle Behandlungen waren wirksam. Sie folgerten, dass "eine einzige ultraniedrige THC-Dosis vor einer Ischämie eine sichere und wirksame Behandlung darstellt, die den Schaden nach einer Myokardischämie reduziert".

Felsenstein Medical Research Center, Rabin Medical Center, Petah Tiqwa, Israel.

Waldman M, et al. Biochem Pharmacol 2013;85(11):1626-33.

Wissenschaft/Tier — Tetrahydrocannabivarin kann nützlich bei Diabetes sein

In Studien mit übergewichtigen Mäusen, die verschiedene Dosen an Tetrahydrocannabivarin (THCV) erhielten, beeinflusste dieses natürliche Cannabinoid nicht signifikant die Nahrungsaufnahme oder das Körpergewicht, reduzierte jedoch die Glukose-Intoleranz und verbesserte die Insulin-Empfindlichkeit. Die Forscher folgerten, dass "THCV eine neue mögliche Behandlung gegen eine Glukose-Intoleranz bei Übergewicht darstellt, dessen Pharmakologie sich von der von inversen CB1-Agonisten bzw. Antagonisten unterscheidet".

Clore-Labor, Universität von Buckingham, Großbritannien.

Wargent ET, et al. Nutr Diabetes 2013;3:e68.

Wissenschaft/Mensch — Versehentliche Einnahme von Cannabisprodukten durch Kinder

In einer Notfallaufnahme eines Kinderkrankenhauses in Colorado stieg die Zahl der Patienten im Alter unter 12 Jahren, die Cannabisprodukte eingenommen hatten, von 0 von insgesamt 790 Notfällen in den Jahren 2005-2009 auf 14 von insgesamt 588 Fällen zwischen 2009 und 2011. Sieben dieser Expositionen beruhten auf Cannabis in Lebensmitteln.

Kinderklinik, Universität von Colorado in Denver, USA.

Wang GS, et al. JAMA Pediatr, 27. Mai 2013:1-4. [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Omega-3-Fettsäuren reduzieren Anandamid-Spiegel bei übergewichtigen Männern

In einer klinischen Studie mit 11 übergewichtigen Männern führte eine 24-wöchige zusätzliche Gabe von Krill-Pulver, das hohe Konzentrationen an langkettigen Omega-3-Fettsäuren enthält, zu einer Reduzierung der Triglyzeride und des Endocannabinoids Anandamid im Blut. Die Forscher folgerten, dass "diese Daten bestätigen, dass Krill-Pulver in der Ernährung die periphere Überaktivität der Endocannabinoide bei übergewichtigen Personen reduziert".

Endocannabinoid-Forschungsgruppe, Istituto di Chimica Biomolecolare, CNR, Pozzuoli, Italien.

Berge K, et al. Lipids Health Dis 2013;12(1):78.

Wissenschaft/Mensch — Cannabiskonsum ist mit einem früheren Beginn von Psychosen assoziiert

In einer Gruppe von 502 Patienten mit einer ersten psychotischen Episode war die Intensität des Cannabiskonsums mit einem jüngeren Alter bei der Vorstellung assoziiert. Cannabiskonsumenten, die ihren Konsum nach dem ersten Kontakt reduzierten oder einstellten, wiesen im Vergleich mit kontinuierlichen Konsumenten und Nichtkonsumenten nach einem Jahr die größten Verbesserungen auf.

Imperial College London, Großbritannien.

Stone JM, et al. Psychol Med, 24. Mai 2013:1-8. [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Cannabis allein erhöhte nicht die Häufigkeit von Schlaganfällen, allerdings in Kombination mit Tabak

In einer Gruppe von 160 Schlaganfallpatienten, die in ein Krankenhaus eingewiesen wurden, wiesen 25 (15,6 %) ein positives Drogenscreening auf Cannabis auf. Cannabiskonsum war mit einer Verdopplung des Risikos für Schlaganfall assoziiert. Wurde jedoch der Tabakkonsum berücksichtigt, so konnte kein unabhängiger Einfluss von Cannabis mehr nachgewiesen werden.

Abteilungen für Neurologie, Mikrobiologie und Allgemeinmedizin, Städtisches Krankenhaus von Auckland, Neuseeland.

Barber PA, et al. Stroke, 21. Mai 2013 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Nervenschützende Wirkungen des Endocannabinoids AraS

Das Endocannabinoid AraS (N-Arachidonoyl-L-Serin) verbesserte das Therapieergebnis nach traumatischer Hirnverletzung bei Mäusen, selbst wenn es erst 7 Tage nach der Verletzung gegeben wurde.

Medizinische Fakultät, Hebräische Universität von Jerusalem, Israel.

Cohen-Yeshurun A, et al. J Cereb Blood Flow Metab, 22. Mai 2013 [im Druck]