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IACM-Informationen vom 15. März 2008

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Nach einem Bericht von Radio Praha vom 4. März hat der Oberste Gerichtshof in einem Urteil festgestellt, dass der Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken keine Straftat darstelle. Das Gericht hatte über den Fall einer Frau zu entscheiden, die in einer früheren Instanz verurteilt worden war, sich jedoch darauf berief, die angebauten Pflanzen zur Linderung von Haut- und Magenbeschwerden und nicht zur Verursachung psychischer Wirkungen zu verwenden. Die medizinische Verwendung von Cannabis findet in Tschechien eine zunehmende Verbreitung.

Für eine Verurteilung, so die Richter, reiche nicht der bloße Fund der Pflanzen. Es müsse vielmehr nachgewiesen werden, dass auch die Absicht bestanden habe, den Hanf zu Marihuana zu machen. Hanfanbau zwecks Hautsalbenproduktion stelle dagegen nur eine geringe gesellschaftliche Gefährdung dar, und es sei nicht angebracht, dies zu kriminalisieren, hieß es in dem Urteil. Der Fall muss nun in der untergeordneten Instanz neu verhandelt werden.

Der vollständige Artikel findet sich unter:

http://www.radio.cz/de/artikel/101535

(Quelle: Radio Praha vom 4. März 2008)

Spanien — Ein Anbauer von Cannabis für die persönliche medizinische Verwendung wurde von einem Richter freigesprochen; die Regierung erkennt den medizinischen Wert von Cannabis an

Ein Richter aus der Stadt Ferrol befand einen Patienten, der Cannabis zur Behandlung von Schmerzen und Spastik aufgrund einer Rückenmarksverletzung anbaut und verwendet, für nicht schuldig, da "er kein Verbrechen" gegen die öffentliche Gesundheit begangen habe. In Spanien ist es legal, Cannabis zur persönlichen Verwendung im eigenen Haus anzubauen, selbst für den Freizeitkonsum. Allerdings hat der 32-jährige Juan Manuel Rodriguez Cannabis nicht in seinem Haus angebaut, sondern in einem Pflegeheim des nationalen Gesundheitsdienstes, und er wurde vom Direktor des Zentrums denunziert.

In der Zwischenzeit erkannte die spanische Regierung den medizinischen Nutzen von Cannabis bei einigen Erkrankungen an. Der aktuelle, vom Gesundheitsministerium herausgegebene Drogenplan erklärt, dass "das therapeutische Potenzial von Cannabis umfassend überprüft wurde" und dass "es wissenschaftliche Beweise für den therapeutischen Nutzen bei Übelkeit und Erbrechen wegen einer antineoplastischen Behandlung, Appetitverlust bei Aids und Krebs im Endstadium sowie bei der Behandlung von neuropathischen Schmerzen bei multipler Sklerose" gibt.

Informationen zum Patienten sind auf seiner Internetseite verfügbar:

http://juanma-marihuana-medicinal.blogspot.com

Der "Plan Nacional sobre Drogas" ist verfügbar unter:

http://www.pnsd.msc.es

(Quellen: La Voz de Galicia vom 6. Februar 2008, Plan Nacional sobre Drogas)

USA — Die Bürger von Michigan werden im November darüber entscheiden, ob die medizinische Verwendung von Cannabis auch in ihrem Staat legal sein soll

Unterstützer einer Gesetzesinitiative, die die medizinische Verwendung von Cannabis unter bestimmten Bedingungen erlauben würde, haben ausreichend Unterschriften gesammelt, um diese Frage bei der Wahl im November zur Abstimmung zu bringen. Die Initiative würde es Patienten erlauben, geringe Cannabismengen zur Linderung von Schmerzen bei Krebs, Aids, multipler Sklerose und anderen Erkrankungen anzubauen und zu verwenden. Es würde eine Erlaubnis oder Empfehlung eines Arztes zur Verwendung der Droge erforderlich sein und es würden Ausweiskarten ausgestellt, sodass Mitarbeiter von Strafverfolgungsbehörden wüssten, wer ein registrierter Patient ist.

In einigen weiteren Staaten gibt es Initiativen zur Erlaubnis der medizinischen Verwendung von Cannabis. Am 5. März stimmte der Gesundheitsausschuss des Senats des Staates Illinois mit sechs zu vier für ein solches Gesetz. Allerdings gelangte eine ähnliche Gesetzesvorlage nicht durch ein Komitee des Repräsentantenhauses. Nach einer Übersicht des Drug War Chronicle gibt es weitere Initiativen von Gesetzgebern zur medizinischen Verwendung von Cannabis in Alabama, Minnesota, New Jersey und New York. Nach einer kürzlich veröffentlichten Umfrage von 625 registrierten Wählern in Illinois unterstützen 68 Prozent die medizinische Verwendung von Cannabis durch Schwerkranke.

(Quellen: Peoria Journal Star vom 11. März 2008, Associated Press vom 3. und 5. März 2008, www.stopthedrugwar.org/chronicle)

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Nachweis von THC

Wissenschaftler der Universität Heidelberg untersuchten das Vorkommen von THC 24 Stunden nach dem letzten Konsum bei 16 starken Konsumenten (mehr als eine Cannabiszigarette pro Tag), 15 moderate Konsumenten und 16 leichte Konsumenten. THC war im Blut nachweisbar bei 9 (56 Prozent), 6 (40 Prozent) und 1 (17 Prozent) starken, moderaten und leichten Konsumenten. Die Wissenschaftler folgerten, dass das Vorhandensein von niedrigen THC-Konzentrationen im Blut "nicht eindeutig einen sehr kürzlich zurückliegenden Konsum von Cannabis nachweist". (Quelle: Skopp G & Poetsch L. J Anal Toxicol 2008;32(2):160-4.)

UNO — Stellungnahme von Antonio Costa

Die jährliche Konferenz des Komitees zu Betäubungsmitteln (Committee on Narcotic Drugs, CND) der Vereinten Nationen begann am 10. März. Sie wurde vom Direktor des Büros für Drogenkontrolle und Verbrechensverhütung (UNODC), Antonio Costa, eröffnet, der Gesundheit als grundlegendes Menschenrecht beschrieb und erklärte, dass das Gesundheitsprinzip die Basis der Drogenkontrolle sein sollte. Es seien zu viele Menschen im Gefängnis und zu wenige würden eine Behandlung wegen ihrer Drogenprobleme erhalten. Er kritisierte auch die Todesstrafe bei Drogenvergehen, da sie nicht schwer genug seien, um die Todesstrafe zu rechtfertigen. "Obwohl Drogen töten können, denke ich nicht, dass wir wegen Drogen töten sollten", erklärte er. (Quelle: www.dailydose.net)

Holland — Drogenpolitik

Das Parlament beschloss, die holländische Drogenpolitik zu überprüfen. Es sei das Ziel festzustellen, ob die Praxis der Ignorierung des Konsums weicher Drogen die Risiken im Zusammenhang mit dem Drogenkonsum begrenzt habe, wie es erhofft wurde, als diese Praxis erstmals entwickelt wurde. Während der Debatte im Parlament erklärte Justizminister Ernst Hirsch Ballin, dass er plane, gegen die Produktion von Cannabis in den Niederlanden hart vorzugehen, insbesondere hinsichtlich der Zahl der Geschäfte, die Zubehör für Anbauer, wie Samen, spezialisiertes Licht und Düngemittel, verkaufen. (Quelle: Dutch News vom 6. März 2008)

Wissenschaft — Alkoholische Fettleber

US-Forscher fanden in Tierstudien, dass die Alkoholaufnahme die Expression von CB1-Rezeptoren in der Leber und die Konzentration des Endocannabinoids 2-AG erhöhte. Es wird vermutet, dass die Aktivierung von CB1-Rezeptoren in der Leber verantwortlich für die Entwicklung der alkoholischen Fettleber ist. (Quelle: Jeong WI, et al. Cell Metab 2008;7(3):227-35.)

Wissenschaft — Krebs

Neuseeländische Wissenschaftler fanden keinen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Kopf- und Nackenkrebs in einer kleinen Studie mit 75 Fällen und 319 gesunden Kontrollpersonen. Demgegenüber war Tabak- und Alkoholkonsum mit einem erhöhten Krebsrisiko assoziiert. (Quelle: Aldington S, et al. Otolaryngol Head Neck Surg 2008;138(3):374-80.)