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IACM-Informationen vom 2. Februar 2008

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Wissenschaft — THC wirksam bei therapieresistenter Übelkeit bei einem Patienten nach Magen-Bypassoperation

Kalifornische Ärzte stellten einen Fallbericht einer 31 Jahre alten Frau mit seit langem bestehenden Übergewicht, die eine Magen-Bypassoperation erhielt, um ihre Nahrungsaufnahme zu reduzieren, vor. Innerhalb der folgenden Wochen entwickelte sie eine schwere Übelkeit und Unfähigkeit, Flüssigkeiten oder Nahrung zu tolerieren und wurde siebenmal ins Krankenhaus eingeliefert. Es wurde eine Vielzahl von Übelkeit hemmenden Medikamenten versucht, inklusive ein Serotoninantagonist, die nur eine begrenzte Linderung brachten. Schließlich bat die Patientin darum, den Magenbypass rückgängig zu machen. Als letzter Ausweg wurde orales THC verschrieben, mit einem Maximum von 15 mg pro Tag. Sie bemerkte eine signifikante Verbesserung ihrer Symptome innerhalb von 1 - 2 Tagen und vertrug das Medikament gut. Ihre Stimmung und ihr Energieniveau verbesserte sich schnell, und sie begann, mehr Nahrung und Flüssigkeiten über den Mund zu vertragen. Sie verwendete THC weniger als vier Wochen lang.

Eine Magen-Bypassoperation verkleinert den Magen und erlaubt der Nahrung einen Teil des Dünndarms zu umgehen. Die Patienten fühlen sich schneller satt, was die Nahrungsaufnahme reduziert. Die teilweise Umgehung des Dünndarms resultiert zudem in einer geringeren Aufnahme von Kalorien, was zu einem Gewichtsverlust führt. Übelkeit ist eine gut dokumentierte post-operative Komplikation dieses Eingriffs, die oft auf eine Standardtherapie anspricht, jedoch gelegentlich therapieresistent ist. Die Autoren stellten fest, dass "THC eine nützliche Rolle bei der Behandlung dieser schweren und beeinträchtigenden post-operativen Komplikation spielen könnte".

(Quelle: Merriman AR, Oliak DA. Use of medical marijuana for treatment of severe intractable nausea after laparoscopic Roux-en-Y gastric bypass surgery: case report. Surg Obes Relat Dis, 26. Januar 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

USA — Arbeitgeber dürfen nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs von Kalifornien Arbeitnehmer entlassen, wenn diese medizinischen Cannabis nach dem staatlichen Gesetz verwenden

Der staatliche Oberste Gerichtshof von Kalifornien urteilte am 24. Januar, dass Arbeitgeber nicht ihre Rechte überschritten, wenn sie Arbeitnehmer entlassen, die bei Drogentests durchfallen, weil sie medizinischen Cannabis einnehmen. Das Urteil betraf einen früheren Mechaniker der Luftwaffe, Gary Ross, der sich 1983 bei einem Sturz von einem Flugzeugflügel den unteren Rückenbereich verletzt hatte. 1999 verschrieb ihm ein Arzt nach dem staatlichen medizinischen Cannabisgesetz (Compassionate Use Act) Cannabis, um die Schmerzen von Herrn Ross zu lindern.

Zwei Jahre nach Beginn der Einnahme der Droge wurde Herr Ross der Arbeitsplatz als Systemadministrator bei einem Telekommunikationsunternehmen gekündigt, nachdem er durch einen Drogentest gefallen war. Herr Ross legte Klage ein, mit der Begründung, seine Entlassung habe die staatlichen Gesetz verletzt, die vor einer unzulässigen Kündigung und Diskriminierung auf Grund einer Behinderung schützen. Das oberste staatliche Gesetz wies dieses Argument jedoch deutlich zurück. "Der Compassionate Use Act eliminiert nicht das Missbrauchspotenzial von Marihuana oder das legitime Interesse des Arbeitgebers an der Frage, ob ein Arbeitnehmer die Droge verwendet", schrieb Richterin Kathryn M. Werdegar.

(Quelle: New York Times vom 25. Januar 2008)

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Diabetes

In einer Pressemitteilung berichtete GW Pharmaceuticals, dass es viel versprechende Ergebnisse sowohl in vorklinischen pharmakologischen Studien als auch in einer Phase-I-Studie mit einem neuen potenziellen Cannabinoidmedikament für Typ-2-Diabetes und verwandte Stoffwechselstörungen erhalten habe. Das natürliche Cannabinoid Delta-9-Tetrahydrocannabivarin (THCV), dass sich in früheren Studien als Antagonist am CB1-Rezeptor verhalten hatte, zeigte in Tiermodellen für Diabetes positive Wirkungen auf Hormone wie Insulin und wurde von gesunden Menschen gut vertragen. Das Unternehmen kündigte an, noch in 2008 mit einer Phase-II-Studie bei Patienten mit Typ-2-Diabetes zu beginnen. (Quelle: Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 22. Januar 2008)

Wissenschaft — Wechselwirkung zwischen Anandamid und 2-AG

Italienische Wissenschaftler machten eine überraschende Entdeckung. Das Endocannabinoid Anandamid hemmte den Stoffwechsel eines anderen Endocannabinoids, 2-Arachidonoylglyzerol (2-AG), durch Aktivierung des Vanilloid-1-Rezeptors. Diese Wirkung wurde in einer Hirnregion mit dem Namen Striatum beobachtet. Es wird weitere Forschung notwendig sein, um die Bedeutung dieser Wechselwirkung zwischen Endocannabinoiden zu bestimmen. (Quelle: Maccarrone M, et al. Nat Neurosci 2008;11(2):152-9)

Wissenschaft — Glaukom

Wissenschaftler aus Virginia (USA) zeigten, dass die lokale Applikation des synthetischen Cannabinoids WIN55,212-2 auf die Augen von Ratten den erhöhten Augeninnendruck dieser Tiere linderte. Diese Wirkung war vor allem durch den CB1-Rezeptor vermittelt. Es wurden keine systemischen Wirkungen auf den Blutkreislauf beobachtet. (Quelle: Oltmanns MH, et al. J Ocul Pharmacol Ther, 17. Januar 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — ADHS und posttraumatische Stressstörung

Kalifornische Forscher beobachteten eine Beziehung zwischen Varianten des Gens, das den Cannabinoid-1-Rezeptor kodiert und dem Risiko für eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und für eine posttraumatische Stressstörung. (Quelle: Lu AT, et al. Am J Med Genet B Neuropsychiatr Genet, 22. Januar 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Lungenemphysem

Forscher an der Monash-Universität in Melbourne (Australien) berichteten von einer Serie von zehn Patienten mit bullösem Emphysem in den oberen und mittleren Zonen der Lunge. Alle waren regelmäßige Cannabis- und Tabakraucher. Die Gründe für die Vorstellung beim Arzt waren Atemnot (n = 4), Pneumothorax (n = 4) und Brustinfektion (n = 2). Die Autoren vermuten, dass bei Personen, die Cannabis rauchen, diese pathologischen Veränderungen in einem früheren Alter (etwa zwanzig Jahre früher) auftreten als bei Tabakrauchern. (Quelle: Hii SW, et al. Respirology 2008;13(1):122-7)