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IACM-Informationen vom 11. November 2006

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USA — Knappe Niederlage einer Gesetzesvorlage, die die medizinische Verwendung von Cannabis in South Dakota legalisiert hĂ€tte

Eine Gesetzesvorlage, die South Dakota zum 12. Staat mit einem medizinischen Cannabisgesetz gemacht hĂ€tte, erhielt bei den Wahlen am 7. November UnterstĂŒtzung von nur 48 Prozent der WĂ€hler. Es handelt sich um die erste Niederlage einer medizinischen Cannabisgesetzesvorlage, die den WĂ€hlern in den Vereinigten Staaten vorgelegt wurde. Gesetzesvorlagen, die den Besitz geringer Cannabismengen durch Erwachsene in Colorado und Nevada legalisiert hĂ€tten, erhielten eine UnterstĂŒtzung von 40 bzw. 44 Prozent.

Auf der Bundesebene begrĂŒĂŸten die UnterstĂŒtzer von medizinischem Cannabis den Ausgang der Wahlen fĂŒr das ReprĂ€sentantenhaus. Nancy Pelosi, die neue Sprecherin des ReprĂ€sentantenhauses, war eine starke UnterstĂŒtzerin der Hinchey-Rohrabacher-Initiative, die die Beendigung der Angriffe des Bundes auf medizinische Cannabispatienten in Staaten, in denen die medizinische Verwendung von Cannabis erlaubt ist, zum Ziel hatte. Viele Gegner von medizinischem Cannabis erlitten Niederlagen und viele der neuen Mitglieder des ReprĂ€sentantenhauses sind vermutlich UnterstĂŒtzer, darunter Stephen Cohen, der ein medizinisches Cannabisgesetz als staatlicher Senator von Tennessee eingebracht hatte.

(Quellen: Associated Press vom 9. November 2006, Denver Post vom 8. November 2006, Pressemitteilungen des Marijuana Policy Project und NORML)

Wissenschaft Kanada — GW Pharmaceuticals beantragt Genehmigung fĂŒr die Verwendung von Sativex bei Krebsschmerzen

Am 19. Oktober kĂŒndigten GW Pharmaceuticals und Bayer an, dass GW in Kanada einen Antrag fĂŒr Ihren Cannabisextrakt Sativex gestellt hat, der auf eine Genehmigung fĂŒr eine neue Indikation abzielt, fĂŒr die Behandlung von Schmerzen bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs, die nicht ausreichend durch Opiate gelindert werden.

Nach der Pressemitteilung hat GW eine positive Phase-III-Studie mit 177 Patienten mit Krebsschmerzen in Europa abgeschlossen. Es handelte sich um eine multizentrische, Placebo-kontrollierte Studie. Die Patienten in der Studie litten an fortgeschrittenem Krebs und an Schmerzen, die nicht adÀquat auf starke opiathaltige Medikamente ansprachen. ZusÀtzlich zur Studienmedikation nahmen alle Patienten ihre bisherigen Opiate und andere Schmerzmittel wÀhrend der Studie weiter. Sativex erreichte eine statistisch signifikante Verbesserung der Schmerzen im Vergleich zum Placebo. 43 Prozent der Patienten erlebten unter Sativex eine Verbesserung um mehr als 30 Prozent, gemessen auf einer numerischen Skala.

Im Jahre 2005 ließ das kanadische Gesundheitsministerium Sativex fĂŒr die symptomatische Linderung neuropathischer Schmerzen bei Erwachsenen mit multipler Sklerose zu. Kanada wurde das erste Land der Welt, in dem Sativex zugelassen wurde.

Mehr unter:

http://www.gwpharm.com/news_press_releases.asp?id=/gwp/pressreleases/currentpress/2006-10-19/

(Quelle: Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 19. Oktober 2006)

Wissenschaft — Langzeitige Verwendung eines Cannabisextraktes bei Patienten mit multipler Sklerose

Eine offene Studie mit 137 MS-Patienten mit Symptomen, die nicht ausreichend mit Standard-Medikamenten behandelt waren, wurde mit einem oralen Cannabisextrakt (Sativex) durchgefĂŒhrt, um seine langzeitige Wirksamkeit und Sicherheit zu untersuchen. Die Teilnehmer hatten eine 10-wöchige Plazebo-kontrollierte Studie abgeschlossen und wurden danach durchschnittlich 434 Tage (Spanne: 21 bis 814 Tage) beobachtet.

Insgesamt brachen 58 Patienten (43,3 Prozent) die Studie ab, wegen fehlender Wirksamkeit (24 Patienten), Nebenwirkungen (17) oder aus anderen GrĂŒnden (17). Die Patienten gaben insgesamt 292 unerwĂŒnschte Wirkungen an, von denen 86 Prozent leicht bis mĂ€ĂŸig stark waren, inklusive Schmerzen im Mund (28 Patienten), Schwindel (20), Durchfall (17), Übelkeit (15) und Störungen im Bereich der Mundschleimhaut (12). Drei Patienten hatten fĂŒnf schwerwiegende Nebenwirkungen (zwei KrampfanfĂ€lle, ein Sturz, eine LungenentzĂŒndung, eine DarmentzĂŒndung). Vier Patienten hatten erstmalig KrampfanfĂ€lle.

Die in der Akutstudie festgestellten Verbesserungen und die verwendeten Dosen blieben stabil. Eine planmĂ€ĂŸige, plötzliche zweiwöchige Unterbrechung der Cannabisgabe bei 25 Patienten verursachte kein konsistentes Entzugsyndrom, obwohl elf Patienten (46 Prozent) mindestens ein Entzugsymptom angaben (MĂŒdigkeit, unterbrochener Schlaf, Hitzewallungen und Frösteln, StimmungsverĂ€nderungen, reduzierter Appetit, emotionale LabilitĂ€t, Rausch oder lebhafte TrĂ€ume). Die Autoren folgerten, dass die langzeitige Verwendung eines Cannabisextraktes "die Wirkungen bei den Patienten, die einen anfĂ€nglichen Nutzen erlebten, aufrecht erhĂ€lt. Die prĂ€zise Natur und HĂ€ufigkeit der Risiken bei langzeitiger Verwendung, besonders Epilepsie, wird grĂ¶ĂŸere und langzeitigere Studien erfordern".

(Quelle: Wade DT, Makela PM, House H, Bateman C, Robson P. Long-term use of a cannabis-based medicine in the treatment of spasticity and other symptoms in multiple sclerosis. Mult Scler 2006;12(5):639-45.)

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Multiple Sklerose

Patienten mit multipler Sklerose, die ambulant durch zwei KrankenhĂ€user in London und eins in Kent (Großbritannien) betreut wurden, fĂŒllten einen Fragebogen zu ihrer Verwendung von Cannabis aus. 254 Patienten nahmen teil. 43 Prozent hatten irgendwann einmal Cannabis verwendet. Von diesen hatten 68 Prozent (75 von 110) Cannabis zur Linderung von Symptomen der MS verwendet. 46 (18 Prozent) hatten Cannabis im letzten Monat verwendet und 12 Prozent (31 von 254) hatten es zur Linderung von Symptomen eingesetzt. Die Forscher folgerten, dass "ein großer Anteil von MS-Patienten Cannabis zur Symptom-Kontrolle ausprobiert hatte, jedoch aktueller Konsum gering war. Eine Untergruppe mit ausgeprĂ€gter Behinderung scheint einigen symptomatischen Nutzen daraus zu ziehen." (Quelle: Chong MS et al. Mult Scler 2006;12(5):646-51.)

USA — 10 Jahre Proposition 215

Vor zehn Jahren verabschiedeten die WĂ€hler in Kalifornien das erste medizinische Cannabisgesetz in den USA. SpĂ€ter folgten zehn weitere Staaten diesem Beispiel (Alaska, Colorado, Hawaii, Maine, Montana, Nevada, Oregon, Rhode Island, Vermont und Washington). Die medizinischen Cannabisgesetze erlauben im Allgemeinen Personen mit einer Ă€rztlichen Empfehlung, geringe Mengen der Droge anzubauen oder zu besitzen. Die Bundesregierung weigert sich weiterhin Proposition 215, das von 56 Prozent der WĂ€hler angenommene Gesetz, anzuerkennen. Eine Analyse von Proposition 215 durch das Marijuana Policy Project ist verfĂŒgbar unter: http://www.mpp.org/prop215. (Quelle: Associated Press vom 3. November 2006)

Wissenschaft — Leberkrebs

Chinesische Wissenschaftler untersuchten die Konsequenzen einer hohen Expression von Cannabinoidrezeptoren auf die Krankheitsentwicklung bei 13 Patienten mit Leberkrebs (hepatozellulĂ€res Karzinom, HCC). Bei acht von 13 Patienten war der CB1-Rezeptor und bei sieben von 13 war der CB2-Rezeptor besonders stark vermehrt. Die Überexpression beider Rezeptoren, das heißt eine hohe Dichte der Rezeptoren in den Leberzellen, war mit einem gĂŒnstigeren Verlauf der Erkrankung verbunden. Die Forscher folgerten, dass "CB1 und CB2 ein Potenzial als prognostischer Indikator besitzen und dass die Ergebnisse mögliche nĂŒtzliche Wirkungen von Cannabinoiden auf die Prognose von Patienten mit HCC nahe legen". (Quelle: Xu X, et al. Cancer Genet Cytogenet 2006;171(1):31-89)

Wissenschaft — MĂ€nnliche Fruchtbarkeit

Nach Forschung der UniversitĂ€t von New York in Buffalo verbessert ein synthetisches Cannabinoid, das Cannabinoid-1346 genannt wird und an Cannabinoidrezeptoren bindet, die Fruchtbarkeit mĂ€nnlicher Zigarettenraucher. FrĂŒhere Studien haben gezeigt, dass die Spermien von Zigarettenrauchern nicht so gut an der HĂŒlle menschlicher Eier haften. Dies erklĂ€rte Dr. Lani Burkman von der UniversitĂ€t in Buffalo. Das Cannabinoid scheint die FĂ€higkeit der Spermien, an die EihĂŒlle zu binden, im Vergleich zu unbehandelten Spermien von Rauchern zu verdoppeln. Es könnte die BindungsfĂ€higkeit einiger Spermien auf ein normales Maß, wie es bei Nichtrauchern beobachtet wird, zurĂŒck bringen, erklĂ€rte Burkman.

Mehr unter:

http://www.newscientist.com/article.ns?id=dn10362&feedId=online-news_rss20

(Quelle: New Scientist vom 24. Oktober 2006)