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IACM-Informationen vom 4. März 2006

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Wissenschaft — Cannabis und THC wirksam bei der Behandlung der idiopathischen intrakraniellen Hypertension

Wissenschaftler des Psychiatrischen Institutes des Staates New York in New York City stellten eine Fallstudie vor, in der eine Frau, die seit Jahren unter einer idiopathischen intrakraniellen Hypertension litt, nach dem Rauchen von Cannabis von einer Abnahme ihrer Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, vorübergehenden Blindheit, eines vergrößerten blinden Fleckes und ihres Tinnitus berichtete. Diese Symptome und Krankheitszeichen, darunter auch das Papillenödem (Schwellung der Eintrittstellen des Sehnervs), sind mit einem erhöhten Schädelinnendruck assoziiert. Das bedeutet, dass Cannabis den Schädelinnendruck wirksam senkte. Eine effektive Behandlung wurde auch mit einer zweimal täglich verabreichten THC-Dosis von 10 mg, später mit einer geringeren Dosis von zweimal täglich 5 mg THC erzielt.

Bei der idiopathischen intrakraniellen Hypertension handelt es sich um eine neurologische Störung, die durch einen hohen Druck der das Gehirn umgebenden Flüssigkeit charakterisiert ist. Sie ist auch bekannt unter dem Namen Pseudotumor cerebri, da sie einige Anzeichen und Symptome aufweist, die durch Hirntumore hervorgerufen werden können, ohne dass in diesem Fall ein Tumor vorhanden ist. Das Gehirn ist von einer Wasser-ähnlichen Flüssigkeit umgeben, die Cerebrospinalflüssigkeit (CSF). Ist die Menge an CSF erhöht, so erhöht sich der Druck auf das Gehirn. Die Ursachen dieser Erkrankung sind unbekannt. Sie tritt meistens bei übergewichtigen Frauen im gebärfähigen Alter und nur selten bei schlanken Männern auf.

(Quelle: Raby WN, Modica PA, Wolintz RJ, Murtaugh K. Dronabinol reduces signs and symptoms of idiopathic intracranial hypertension: a case report. J Ocul Pharmacol Ther 2006;22(1):68-75)

Wissenschaft — Regelmäßiger Cannabiskonsum ist im Urin kürzer nachweisbar als vielfach angenommen

Nach einer Übersicht in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Drug Court Review "ist der Nachweis von Cannabinoiden im Urin von Gelegenheitskonsumenten bei Verwendung der üblichen Nachweisgrenzen (Cutoff) nach mehr als sieben Tagen eher ungewöhnlich. Bei chronischen Rauchern wird selbst bei Verwendung einer Cannabinoidnachweisgrenze von 20 ng/ml nach Beendigung des Rauchens ein positives Testergebnis nicht länger als 21 Tage erwartet“. In Drogenscreenings mit einer Nachweisgrenze von 50 ng/ml wird der Nachweisweiszeitraum bei regelmäßigen Konsumenten typischerweise nicht mehr als 10 Tage und bei Gelegenheitskonsumenten zwischen 3 und 4 Tage betragen.

Der Autor, Dr. Paul Cary von der Universität von Missouri, merkte an, dass Wissenschaftler, Vertreter der Justiz und Cannabiskonsumenten allgemein davon ausgehen, dass die Verwendung von Cannabis 30 Tage oder länger nach dem letzten Konsum durch Drogenscreenings im Urin nachgewiesen werden könne. Er stellte jedoch fest, dass einige der Studien, bei denen eine lange Nachweisbarkeitsdauer ermittelt wurde, grundlegende methodische Schwächen aufwiesen. Der wichtigste einschränkende Faktor sei "die unzureichende Möglichkeit, die Abstinenz von Marihuana durch die Teilnehmer während der Studie sicherzustellen".

Trotz der Einschränkungen der vorhandenen Studien wies seine Analyse nach, dass eine sehr lange Nachweisbarkeitsdauer für Cannabinoide (30 oder mehr Tage) selten ist. In den durch Dr. Cary untersuchten Studien betrug die durchschnittliche Nachweisbarkeitsdauer für das THC-Abbauprodukt THC-COOH im Urin gewohnheitsmäßiger Cannabiskonsumenten bei einer Nachweisgrenze von 20 ng/ml 14 Tage. In vielen Studien "bestand die Quelle der maximalen Cannabinoidnachweisbarkeitsdauer aus nur einem einzigen Teilnehmer". Er folgerte daraus, dass "diese seltenen Beobachtungen einen unverhältnismäßig großen Einfluss" auf die Wahrnehmung über die Länge der Nachweismöglichkeit von Cannabiskonsum im Urin nach dem letzten Konsum gehabt haben.

Der vollständige Text ist frei verfügbar unter: http://www.ndci.org/NDCIR%20VI.pdf

(Quelle: Cary PL. The marijuana detection window: determining the length of time cannabinoids will remain detectable in urine following smoking: a critical review of relevant research and cannabinoid detection guidance for drug courts. Drug Court Rev 2005;5(1):23-58.)

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Kinderleukämie

Eine große Fall-Kontroll-Studie fand bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft Cannabis konsumiert hatten, kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Kinderleukämie. Dieser Bericht der Kinderkrebsforschungsgruppe (Children's Cancer Group) der Vereinigten Staaten und Kanada umfasste 517 Fälle mit kindlicher akuter myeloischer Leukämie (AML), die in den Jahren 1989 bis 1993 diagnostiziert worden waren, und 610 Kontrollen. Weder ein Lebenszeitkonsum von Cannabis durch die Mütter noch ein Cannabiskonsum während der Schwangerschaft war mit einem erhöhten Risiko für eine Kinderleukämie assoziiert. Die Forscher schlossen daraus, dass die "früher berichtete positive Assoziation zwischen mütterlichem Marihuanakonsum vor und während der Schwangerschaft und AML in der Kindheit nicht bestätigt wurde".

(Quelle: Trivers KF, et al. Paediatr Perinat Epidemiol 2006;20(2):110-8)

Wissenschaft — Niedriger Blutdruck und Rimonabant

In dieser Studie hatte das Rauchen einer Cannabiszigarette keine einheitliche Wirkung auf den Blutdruck, verursachte jedoch bei 7 von 40 gesunden Studienteilnehmern einen niedrigen Blutdruck mit entsprechenden Symptomen (Schwindel, Benommenheit). Der CB1-Rezeptor-Antagonist Rimonabant verminderte die blutdrucksenkende Wirkung. Dies legt nahe, dass der CB1-Rezeptor eine wichtige Rolle bei der Vermittlung dieser Wirkung spielt. (Quelle: Gorelick DA, et al. Am Heart J 2006;151(3):754)