Veröffentlicht
Zuletzt aktualisiert
Lesezeit

IACM-Informationen vom 17. August 2002

Authors

Kanada — Razzia in medizinischem Cannabisklub von Toronto

Vier Personen wurden am 13. August verhaftet, nachdem die Polizei eine Razzia im "Compassion Centre" von Toronto, der medizinisches Marihuana an mehr als 1,200 Personen verkaufte, durchgefĂŒhrt hatte. Den Vieren wurde der Handels mit BetĂ€ubungsmittel sowie der Besitz mit der Absicht, damit zu handeln, vorgeworfen.

Der Klub wurde seit mehr als vier Jahren offen betrieben. Die Klienten benötigten einen Brief mit der Diagnose von ihrem Arzt. Die Polizei gab keine ErklĂ€rung zu ihren Motiven fĂŒr die Razzia ab. Ein Beamte erklĂ€rte, dass sie von ihrem Vorgesetztem den Befehl erhalten hĂ€tten, den Fall nicht zu diskutieren.

"Wir hatten den Eindruck, dass sie nicht glĂŒcklich mit dem waren, was wir taten, aber sie haben weggeschaut, weil sie wussten, dass ich nichts an Kinder verkauft habe," erklĂ€rte Warren Hitzig, der GrĂŒnder und frĂŒhere Direktor des Zentrums und einer der Verhafteten, nachdem er am 14. August freigelassen worden war.

Hitzig ist es nun untersagt, sein frĂŒheres BĂŒro zu betreten. Die Zukunft des Klubs ist unklar. Ein anderes medizinisches Cannabiszentrum, das CALM (Cannabis as a Living Medicine), existiert noch.

(Quellen: Toronto Star vom 14. and 16. August 2002)

Wissenschaft — Neues beim Treffen der ICRS des Jahres 2002 (II)

Unten finden sich einige weitere Forschungsergebnisse, die beim 12. jĂ€hrlichen Symposium zu Cannabinoiden der Internationalen Forschungsgesellschaft fĂŒr Cannabinoide vom 10. bis 14. Juli in den USA (Kalifornien) prĂ€sentiert wurden. (Siehe auch die letzten IACM-Informationen.)

(1) Denkleistung: Es wurde eine Metaanalyse von 39 Studien durchgefĂŒhrt, um zu untersuchen, ob regelmĂ€ĂŸiger Cannabiskonsum langzeitige Konsequenzen auf das zentrale Nervensystem haben könnte. Die Forscher folgerten: "Die Studien, die unsere Kriterien erfĂŒllten, erbrachten keine Basis fĂŒr die Folgerung, dass langzeitiger Cannabiskonsum mit einem generalisierten neurokognitiven RĂŒckgang assoziiert ist, mit der möglichen Ausnahme von leichten Verminderungen im Bereich des Erlernens neuer Informationen." (Abstract von Igor Grant et al.)

(2) Depressionen: In einem MĂ€usemodell der menschlichen Depression zeigte das natĂŒrliche Cannabinoid CBD, jedoch nicht THC, Ă€hnliche antidepressive Wirkungen wie ein bekanntes antidepressives Medikament (Imipramin). (Abstract von Richard Musty et al.)

(3) EntzĂŒndung: Die Botenstoffe Interleukin-1-Beta und Tumornekrosefaktor Alpha tragen zur EntzĂŒndung und zum Fortschreiten der Gelenkzerstörung bei der Arthritis bei. Das Cannabinoid ajulĂ€mische SĂ€ure (CT3) reduzierte den Spiegel und die AusschĂŒttung von Interleukin-1-Beta in menschlichen Blutzellen, ohne die Konzentration von Tumornekrosefaktor Alpha zu beeinflussen. (Abstract von Bonnie Bidinger et al.)

(4) Schwangerschaft: Kinder im Alter von 13 bis 16 Jahren, deren MĂŒtter Cannabis oder Tabak wĂ€hrend der Schwangerschaft konsumiert hatten, wurden getestet. Die Ergebnisse zeigten, dass die vorgeburtliche Exposition mit Cannabis keine Wirkung auf die globale Intelligenz hatte, jedoch mit einer verminderten Leistung bei Aufgaben, die visuelles GedĂ€chtnis, Analyse und Integration von Informationen benötigen, verbunden waren. Vorgeburtliche Tabakexposition war mit globaler Intelligenz und GehörgedĂ€chtnis assoziiert. (Abstract von Peter Fried et al.)

(Quelle: Tagungsband des ICRS-Treffens von 2002. Der 182-seitige Tagungsband mit allen Abstracts ist zum Download erhÀltlich bei: www.cannabinoidsociety.org.)

Wissenschaft — Cannabinoidrezeptor-Blocker bei Fettsucht

Eine kleine Phase-II-Studie des französischen Unternehmens Sanofi-Synthelabo bei FettsĂŒchtigen mit dem Cannabinoidrezeptor-Blocker SR141716 (Rimonabant) wurde gerade abgeschlossen. In der 16-wöchigen Studie verlor die Gruppe, die die höchste Dosis Rimonabant erhalten hatte, durchschnittlich 4 kg an Gewicht.

SR141716 blockiert den CB1-Rezeptor. Dieser Rezeptor wird durch THC aktiviert und vergrĂ¶ĂŸert den Appetit. Rimonabant verursachte einige Nebenwirkungen im Magendarmbereich, wurde jedoch im Allgemeinen gut vertragen, erklĂ€rte ein Sprecher von Sanofi.

Im August 2001 initiierte das Unternehmen Phase-III-Studien mit Rimonabant, mit insgesamt 6180 Patienten. Die erste Studie ist eine zweijĂ€hrige nordamerikanische Studie mit 2800 Patienten, bei der Dosen von 5 mg und 20 mg Rimonabant mit Plazebo bei der Gewichtsreduzierung und der Vorbeugung von erneuter Gewichtszunahme verglichen werden. Eine Ă€hnliche Studie mit 1400 Patienten wird in Europa durchgefĂŒhrt. Neben diesen Studien fĂŒhrt Sanofi zwei weitere Studien mit je 990 Personen durch, die die Wirkungen des Medikaments bei Diabetes und Fettstoffwechselstörungen untersuchen.

(Quelle: Associated Press vom 14. August 2002)

Kurzmeldungen

Kanada — 800 Kanadier dĂŒrfen Cannabis verwenden

Seit dem 30. Juli 2001, als das kanadische Gesundheitsministerium die neuen Zugangsregeln einfĂŒhrte, die kranken Kanadiern die Verwendung von Cannabis erlauben, wurde 315 neuen Patienten eine solche Erlaubnis erteilt. Das ist etwa einer pro Tag. 472 Personen hatten bereits eine Ausnahmegenehmigung von der Strafverfolgung unter einem vorausgehenden Gesetz erhalten. Die Zahl der legalen Marihuanakonsumenten belĂ€uft sich also heute auf 786. Von diesen bauen 208 ihre eigenen Pflanzen mit persönlichen Anbaugenehmigungen an. (Quelle: Calgary Sun vom 3. August)

Wissenschaft — Psychose

Eine dreijĂ€hrige LĂ€ngsschnittstudie der Allgemeinbevölkerung von 4045 Psychose-freien Personen und von 59 Personen mit der Diagnose einer psychotischen Störung wurde in den Niederlanden durchgefĂŒhrt. Cannabiskonsum erhöhte bei den Psychose-freien Personen innerhalb der Untersuchungszeit das Risiko, psychotisch zu werden, und war mit einer schlechteren Prognose bei Personen mit psychotischen Störungen verbunden. (Quelle: Van Os J, et al. Am J Epidemiol 2002 Aug 15;156(4):319-27)