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ACM-Mitteilungen vom 18. August 2007

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Patient mit Hepatitis C wegen Cannabisbesitzes zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr ohne Bewährung verurteilt

Am 16. August wurde Axel Junker, Mitglied des Selbsthilfenetzwerkes Cannabis Medizin, der an Hepatitis C erkrankt ist, vom Amtsgericht Niebüll zu einem Jahr Gefängnis ohne Bewährung verurteilt.

Aktenkundig wurde sein Fall durch eine spektakuläre Aktion im September 2006. Herr Junker wollte auf die unbefriedigende Situation von Cannabispatienten aufmerksam machen und zerstörte deshalb eines seiner Kunstwerke. Im Anschluss an die öffentliche Verbrennung des "Torso" zog er begleitet von Medienvertretern zum örtlichen Polizeirevier, zeigte sich selbst wegen des Besitzes von Cannabis an und informierte die Beamten, dass er zuhause eine illegale Cannabisplantage betreibe, deren Ernte ausschließlich zur Eigentherapie verwendet werde.

Ein rechtfertigender Notstand der Cannabisverwendung wurde ihm von Richter Dr. Hess abgesprochen, da er keinen Kostenübernahmeantrag für die Verwendung von Dronabinol bei seiner Krankenkasse gestellt habe und einen erneuten Eilantrag beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hätte stellen müssen. Außerdem wurde ihm zur Last gelegt, dass er die Pflanzen nur angebaut habe, um sie in provokanter Weise dem Staat zu überlassen, dies also kein medizinisch begründeter Anbau gewesen sei.

Die Strafe sei nicht zur Bewährung ausgesetzt worden, weil ihm keine "günstige Sozialprognose" gestellt werden könne, da er im Verlaufe der Verhandlung deutlich gemacht habe, dass Cannabis die einzig realistische Option für ihn sei und man daher davon ausgehe, dass er wieder zu Cannabis greifen werde.

Axel Junker wird gegen das Urteil Berufung einlegen. Er braucht dazu dringend finanzielle Unterstützung, durch den Kauf eines seiner Kunstwerke (siehe: www.encod.at) oder durch Spenden auf das Konto der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin mit dem Verwendungszweck: Rechtssache Axel Junker (Postbank Köln, BLZ: 37010050, Kontonummer: 121879504).

(Quelle: Axel Junker)

Entwicklung des Cannabiskonsums in Deutschland

Gemäß Informationen der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen wird die Zahl der täglichen Cannabiskonsumenten in Deutschland auf etwa 400.000 geschätzt. Nach Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist der Cannabiskonsum bei Jugendlichen rückläufig.

Informationen der Bundesregierung:

"Angaben zum Konsum von Cannabis in der Bevölkerung sind verschiedenen epidemiologischen Untersuchungen der letzten Jahre zu entnehmen. Die Anzahl der Personen in der Bevölkerung mit Cannabiserfahrungen (Lebenszeitprävalenz) wird auf insgesamt ca. 12,4 Mio. Personen (Altersgruppe von 12 bis 59 Jahre) geschätzt. Diese Schätzung beruht auf den Ergebnissen der Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2004 und dem Epidemiologischen Suchtsurvey 2003.

Nach den genannten Untersuchungen haben 3,4 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in der Altersgruppe von 18 bis 59 Jahren innerhalb der letzten 30 Tage mindestens einmal Cannabis konsumiert (ca. 1,6 Mio. Personen). Dabei ist die 30-Tage-Prävalenz bei Männern mit 4,7 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei den Frauen (2,1 Prozent). Die Zahl der (fast) täglichen (definiert als mindestens 200maliger Gebrauch innerhalb der letzten 12 Monate) Konsumierenden von Cannabis wird auf ca. 400.000 Personen (0,8 Prozent) der erwachsenen Bevölkerung von 18 bis 59 Jahre geschätzt.

Basierend auf Ergebnissen des Epidemiologischen Suchtsurveys 2000 wird die Anzahl der Personen in der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre mit Missbrauch oder Abhängigkeit von Cannabis (nach DSM IV – Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) auf ca. 140 000 (0,3 Prozent) bzw. ca. 240 000 (0,5 Prozent) geschätzt.

Etwa 28 000 Personen befinden sich primär wegen Cannabis bezogener Störungen in Behandlung.

Erste Analysen der Daten des Epidemiologischen Suchtsurveys 2006, die noch nicht abgeschlossen sind, deuten auf eine deutliche Zunahme der Personen mit Missbrauch oder Abhängigkeit nach DSM IV von Cannabis hin. Diese Ergebnisse werden voraussichtlich Ende 2007 vorliegen.

Die letzte Erhebung zur Drogenaffinität Jugendlicher und junger Erwachsener der BZgA 2004 ergab bei den 16- bis 19-Jährigen einen Anteil von 36 Prozent mit Cannabiserfahrungen und bei den 20- bis 25-Jährigen von 44 Prozent. Aus dem letzten Epidemiologischen Suchtsurvey 2003 wurden für die Altersgruppe der 18- bis 20-Jährigen (41 Prozent) und der 21- bis 24-Jährigen (44 Prozent) vergleichbare Werte berichtet.

Bezogen auf das Konsumverhalten innerhalb der letzten 12 Monate gaben in der Studie der BZgA 13 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren an, Cannabis konsumiert zu haben, wobei eine Differenzierung nach Altersgruppen darauf hinweist, dass darunter nur wenige Jugendliche zu finden sind, die jünger als 15 Jahre sind.

Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren sind seltener regelmäßige Cannabiskonsumenten als junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren. Wenn man basierend auf Ergebnissen der Untersuchung der BZgA die Prävalenz für regelmäßigen Konsum von Cannabis in der Altersgruppe von 14 bis 24 Jahren mit ca. 4 Prozent im Jahr 2004 annimmt, ist von etwa 400.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen auszugehen, die Cannabis mehr als zehnmal im Jahr konsumieren.

In einer gesonderten Darstellung und Bewertung von Trends der Lebenszeiterfahrung (1973-2004), der 12-Monatsprävalenz und des regelmäßigen Konsums (1993-2004) von Cannabis bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass abgesehen von den 12- bis 13-Jährigen die Lebenszeitprävalenz in allen Gruppen deutlich zugenommen hat.

Darüber hinaus steigt die 12-Monats-Prävalenz bei 14- bis 17-Jährigen aber weniger stark an als die Lebenszeitprävalenz. Der Anteil der regelmäßigen Konsumenten steigt nicht.

Die vorliegenden epidemiologischen Umfragen zeigen alles in allem, dass der Konsum von Cannabis in der Allgemeinbevölkerung nach einem Anstieg bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von etwa 23 Jahren wieder abnimmt.

Der höchste Anteil der aktuellen Konsumentinnen und Konsumenten findet sich bei 16- bis 19-Jährigen."

Pressemitteilung der Bundesdrogenbeauftragten vom 25.06.2007

"Die Zahl der jungen Menschen zwischen 12 und 19 Jahren, die Cannabis probieren, ist stark zurückgegangen, die der regelmäßigen Cannabiskonsumenten nur leicht. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die anlässlich des morgigen Internationalen Tages gegen Drogenmissbrauch und Drogenhandel erschienen ist.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, ist mit dieser Entwicklung zufrieden: "Die Jugendlichen wissen, welches Risiko sie beim Konsum von Cannabis eingehen. Deshalb entscheiden sich wieder mehr Jugendliche, erst gar nicht mit dem Konsum zu beginnen und verzichten auf Cannabis sowie andere illegale Drogen. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Sie passt zu dem Motto des Internationalen Anti-Drogentags, das die jungen Menschen auffordert, sich in ihrem Leben nicht von Drogen kontrollieren zu lassen."

Sabine Bätzing: "Trotz der positiven Entwicklung müssen wir weiter handeln. Denn die Anzahl der Cannabiskonsumenten mit problematischem Konsum ist mit über 2 % nach wie vor viel zu hoch. Das Bundesministerium für Gesundheit fördert seit 2000 verschiedene Beratungs- und Behandlungsprogramme für problematisch Cannabiskonsumierende und setzt dies verstärkt fort." Geplant sind Modellprogramme zur Vernetzung der in der Praxis beteiligten Institutionen wie Suchthilfe, Jugendhilfe, Psychiatrie und Medizin, zur speziellen Rückfallprävention, zur Fortbildung für eine gründliche Diagnostik und die Einbindung der Eltern in familienorientierte Angebote."

(Quelle: DHV-Infos Juli 2007)