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ACM-Mitteilungen vom 31. Dezember 2016

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Eintausendvier. Das ist die aktuelle Zahl der Inhaber einer Ausnahmeerlaubnis für die Verwendung von Cannabisblüten aus der Apotheke. Nahezu die Hälfte der Genehmigungen erfolgte allein im Jahr 2016. Wir gehen davon aus, dass der aufwändige Antragsprozess im Frühjahr entfallen wird.

Am 19. Januar 2017 soll nun die im Dezember verschobene 2. Lesung des geplanten Gesetzes zu Cannabis als Medizin im Deutschen Bundestag stattfinden. Wir sind gespannt, ob und welche Änderungen es am bisherigen Gesetzentwurf noch geben wird. Der Zeitplan eines Inkrafttretens im März oder April 2017 kann gehalten werden.

In diesem Sinne wünscht der ACM-Vorstand allen Leserinnen und Lesern einen guten Jahreswechsel und ein frohes neues Jahr.

Falls Sie noch kein ACM-Mitglied sein sollten, sind Sie herzlich eingeladen, dies zu ändern und das neue Jahr mit einer guten Tat zu beginnen - damit wir die anstehenden Aufgaben zusammen noch besser bewältigen und uns noch besser gegenseitig unterstützen können. Hier geht es zum Mitgliedsantrag für ACM und IACM.

Viel Spaß beim Lesen!

Franjo Grotenhermen

Pedanios bietet neue Sorten Cannabisblüten aus Kanada an

Der Großhändler für Cannabisblüten Pedanios bietet nun 5 neue Cannabissorten auf dem deutschen Markt an. Die neuen Sorten tragen jeweils den Namen Pedanios zusammen mit einer Zahlenkombination, also beispielsweise "Pedanios 22/1". Die Zahlenkombination steht hier für einen THC Gehalt von 22% und einen CBD Gehalt kleiner 1%.

Die neuen Sorten werden von Peace Naturals Project Inc für Pedanios in Kanada angebaut. Bisher können 2 Sorten bestellt werden, "Pedanios 22/1" und "Pedanios 14/1". Die neuen Sorten sollen etwa so teuer sein wie die bisherigen von Bedrocan und MedCann/Tweed.

Patienten, die von den neuen Sorten profitieren wollen, benötigen eine neue Erklärung des begleitenden Arztes oder warten auf das Inkrafttreten des neuen Gesetzes.

Ingrid Sander verstorben

Unser langjähriges Mitglied Ingrid Sander ist im Dezember 2016 verstorben. Sie hat sich seit vielen Jahren für die Verwendung von Cannabis als Medizin und für das Recht auf Sterbehilfe eingesetzt. Ein Artikel über sie findet sich hier.

Presseschau: Rund 1000 Personen dürfen Cannabis zur medizinischen Therapie kaufen (Deutsche Apotheker Zeitung)

Nach einer Meldung der dpa vom 28.12.2016 besitzen aktuell 1004 Personen eine Ausnahmeerlaubnis zur Verwendung von Cannabisblüten im Rahmen einer ärztlich begleiteten Selbsttherapie. Allein im Jahr 2016 wurden 452 Genehmigungen erteilt. „Wir sehen in Deutschland die gleiche Dynamik wie in anderen Ländern, in denen Cannabisblüten verschrieben oder zu medizinischen Zwecken erworben werden dürfen“, erklärte Dr. Franjo Grotenhermen. „Daher können wir davon ausgehen, dass auch in Deutschland in wenigen Jahren mehrere zehntausend Patienten Cannabisblüten zur Linderung ihrer schweren Erkrankungen erhalten werden. Das war lange überfällig.“

Rund 1000 Personen dürfen Cannabis zur medizinischen Therapie kaufen

In Deutschland verfügen 1004 Personen über eine Ausnahmeerlaubnis, Cannabis zur medizinischen Selbsttherapie in einer Apotheke zu kaufen. Allein im laufenden Jahr wurden 452 Genehmigungen erteilt, dies geht aus einer aktuellen Parlamentsanfrage der Linken hervor.

Wie Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten, besitzen in Deutschland 1004 Personen eine Ausnahmeerlaubnis, Cannabis zur medizinischen Selbsttherapie in einer Apotheke zu kaufen. Das gehe aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Parlamentsanfrage hervor. Danach wurden allein im laufenden Jahr 452 Genehmigungen erteilt. Zwei Patienten ist es erlaubt, Cannabis zu medizinischen Zwecken anbauen.

Die Linkspartei, die die Anfrage stellte, fordert eine liberalere Praxis. „Wer Cannabispatienten wirklich helfen will, muss sämtliche bürokratische Hürden abschaffen“, sagte ihr drogenpolitischer Sprecher Frank Tempel. „Je unkomplizierter die Regelung, desto besser für die Patienten.“

Schmerzpatienten sollen künftig Cannabis auf Rezept in der Apotheke bekommen können. Einen entsprechenden Gesetzentwurf brachte die Bundesregierung nach jahrelangen Diskussionen im Mai auf den Weg. Für Schwerkranke sollten die Kosten für Cannabis als Medizin von ihrer Krankenkasse übernommen werden, wenn ihnen nicht anders geholfen werden könne, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) seinerzeit. Eine generelle Cannabisfreigabe lehnt die Regierung ab.

Laut dem aktuellen Gesetzesentwurf soll die Ausnahmegenehmigung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wegfallen. Künftig sollen die medizinischen Dienste der Krankenkassen die Überprüfung übernehmen. „Das geht in die Richtung unserer Forderungen“, sagte Tempel der „Westfalenpost“. Es müsse jedoch sichergestellt werden, dass die Krankenkasse zahle, wenn der Arzt Cannabis verschreibe.

Presseschau: Studie: Cannabis rauchen doch kein Auslöser sondern Folge der Schizophrenie? (Heilpraxisnet)

Heilpraxisnet griff eine aktuelle Studie zum Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Schizophrenie auf, die bereits in den IACM-Informationen vorgestellt wurde. Darin wird die Richtung des Zusammenhangs diskutiert. Eine Schizophrenie scheint sowohl zu vermehrtem Cannabiskonsum zu führen, und Cannabiskonsum zu einem erhöhten Schizophrenierisiko. Die Kausalität verläuft vermutlich in beide Richtungen.

Studie: Cannabis rauchen doch kein Auslöser sondern Folge der Schizophrenie?

Forscher versuchten jetzt den Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Cannabis besser zu verstehen. Bei ihrer Untersuchung fanden sie heraus, dass es starke Beweise für den Einsatz von Cannabis als eine Art Selbst-Therapie bei vielen Patienten mit Schizophrenie gibt. Bisher waren Mediziner davon ausgegangen, dass der Missbrauch von Cannabis zu Schizophrenie führt. Nun stellt sich die Situation jedoch deutlich anders dar.

Die Wissenschaftler der University of Bristol stellten bei einer Untersuchung fest, dass Patienten mit Schizophrenie oft Cannabis als eine Art Mittel zur Selbst-Therapie einsetzen. Lange Zeit waren Mediziner davon ausgegangen, dass Cannabis zu einem erhöhten Risiko für Schizophrenie führt. Die Mediziner veröffentlichten die gegensätzlichen Ergebnisse ihrer Studie nun in der Fachzeitschrift Psychological Medicine.

Viele Mediziner vertreten die Ansicht, dass der Konsum von Cannabis das Risiko für Schizophrenie stark erhöht. Neue Ergebnisse zeigen jetzt aber, dass schizophrene Menschen häufiger zu Cannabis greifen, um es für eine Selbstmedikation zu nutzen.

Viele Mediziner vertreten die Ansicht, dass der Konsum von Cannabis das Risiko für Schizophrenie stark erhöht. Neue Ergebnisse zeigen jetzt aber, dass schizophrene Menschen häufiger zu Cannabis greifen, um es für eine Selbstmedikation zu nutzen.

Schizophrene Menschen rauchen häufig Cannabis

Konsumenten von Cannabis haben ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Schizophrenie, sagen Mediziner. Der Kausalzusammenhang blieb bislang allerdings unklar. Die neue Studie ergab, dass Menschen mit Schizophrenie schlichtweg eher zum Konsum von Cannabis neigen. „Es fanden sich starke Beweise für eine kausale Wirkung der Schizophrenie auf die Wahrscheinlichkeit der Cannabis-Initiierung“, erläutern die Mediziner.

Hoch potente Cannabis-Stämme sind besonders gefährlich

Bereits seit einiger Zeit gibts es Warnungen davor, dass Cannabis konsumierende Menschen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Psychosen aufweisen. Gerade Cannabis-Stämme mit hohem THC-Gehalt scheinen eine erhöhte Gefahr aufzuweisen, sagen die Experten. Diese Sorten werden in letzter Zeit verstärkt von jungen Menschen verwendet und umgangssprachlich oft als Skunk bezeichnet.

Schizophrene Menschen nutzen Cannabis zur Selbstmedikation

Es gab tatsächlich einige Beweise zur Unterstützung von Hypothesen, welche die Verwendung von Cannabis als einen Beitrag zur Erhöhung des Risikos von Schizophrenie sahen. Überraschend war aber, dass stärkere Beweise dafür gefunden wurden, dass es wahrscheinlicher ist, dass schizophrene Menschen zu Cannabis greifen. Cannabis könnte tatsächlich als eine Form der Selbstmedikation von Patienten mit Schizophrenie verwendet werden, fügen die Wissenschaftler hinzu.

Studie nutzte Forschung über genetische Varianten

Für die Studie wurde eine neue Forschungstechnik angewendet. Diese nutzte genetische Varianten, um das Risiko von Cannabis und das Risiko für die Entstehung von Schizophrenie zu untersuchen. Die Technik wurde als Alternative zur herkömmlichen Beobachtungs-Epidemiologie verwendet. So ist es möglich auch andere Varianten zu berücksichtigen, welche die Assoziation beeinflussen könnten, erläutern die Forscher.

Schwerer Cannabis-Missbrauch führt zum größten Schizophrenie-Risiko

Es gab auch einige Beleg für eine kausale Wirkung der Cannabis-Initiierung auf das Risiko von Schizophrenie, erklären die Autoren in der Studie. Allerdings waren die Beweise deutlich stärker für eine kausale Wirkung der Schizophrenie auf die Wahrscheinlichkeit der Cannabis-Initiierung, fügen die Experten hinzu. Besonders hoher Cannabis-Konsum scheint am stärksten mit dem Risiko einer Schizophrenie verbunden zu sein. Die Beweise deuten darauf hin, dass ein vorhandenes Schizophrenie-Risiko die Wahrscheinlichkeit des Konsums von Cannabis mit sich bringt. Die Beziehung könnte jedoch in beide Richtungen funktionieren, erläutert Autorin Dr. Suzi Gage. „Unsere Ergebnisse erlauben uns nicht wirklich, die Größe des Effekts genau zu prognostizieren. Sie können aber Beweise dafür liefern, dass die Beziehung tatsächlich kausal ist und nicht das Ergebnis von gemeinsamen Risikofaktoren“, fügt Dr. Gage hinzu.

Weitere Forschung ist nötig

Während wir einen stärkeren Beweis dafür gefunden haben, dass das Schizophrenie-Risiko den Cannabis-Konsum beeinflusst als umgekehrt, schließt dies kein kausales Risiko für die Verwendung von Cannabis auf die Entstehung von Schizophrenie aus, sagt die Medizinerin. Ein wirklicher Fortschritt bei der Forschung wäre die Verwendung genetischer Varianten, um die Schwere des Cannabis-Konsums vorherzusagen. Es scheine derzeit so, also ob schwerer Cannabis-Missbrauch am stärksten mit der Gefahr der Entstehung von Schizophrenie verbunden ist.