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ACM-Mitteilungen vom 10. September 2016

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Liebe Leserin, lieber Leser,

am Mittwoch, den 21. September 2016, findet in der Zeit von 14.00 bis 15.30 Uhr eine öffentliche Anhörung des Ausschusses für Gesundheit des Deutschen Bundestags zum Gesetzentwurf der Bundesregierung „Entwurf eines Gesetzes zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften“ sowie zum Antrag der Fraktion Die Linke „Zugang zu Cannabis als Medizin umfassend gewährleisten“ statt.

Wer als Zuhörer an der Sitzung des Gesundheitsausschusses teilnehmen möchte, muss sich bis zum 19.09.2016 dazu anmelden, per E-Mail an gesundheitsausschuss@bundestag.de. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage des Gesundheitsausschusses .

In diesem Newsletter stellen wir auch zwei filmische Beiträge vor, einen Beitrag von 3sat zur Forschung über Cannabidiol bei schizophrenen Psychosen am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim sowie ein Interview mit Dr. Eva Hoch von der LMU München, die mit einer Arbeitsgruppe im Auftrag der Bundesregierung den wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Nutzen und Risiken von Cannabis analysieren soll.

Viel Spaß beim Lesen!

Herzliche Grüße

Franjo Grotenhermen

Bewegte Bilder: Gegen Schizophrenie (3sat)

Ärzte nutzen Cannabis-Wirkstoff Cannabidiol: Mediziner um Prof. Markus Leweke vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit setzen auf den Cannabis-Wirkstoff Cannabidiol, um Patienten mit Schizophrenie zu behandeln. Auf der Webseite von 3sat findet sich ein kurzer Beitrag zum Thema.

Gegen Schizophrenie

Bewegte Bilder: Cannabis – die helle und die dunkle Seite (Esanum)

Esanum, ein Internetportal für Ärzte, präsentiert ein kurzes Interview mit Diplompsychologin Dr. Eva Hoch und Leiterin der Forschungsgruppe Cannabinoide am Klinikum der Ludwig-Maximilian-Universität München. Im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums beleuchtet sie mit einer Arbeitsgruppe den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zu Nutzen und Risiken des Cannabiskonsums.

Cannabis – die helle und die dunkle Seite

Dr. Eva Hoch, von der LMU München, im Interview zu den Vor- und Nachteilen von Cannabis.

Mindestens 182 Millionen Cannabis-Konsumenten weltweit, 21 Millionen allein in Europa – und kaum ein suchtpolitisches Thema wird so kontrovers und teilweise auch ideologisch geführt wie die Debatte um diesen seit Jahrtausenden bekannten Stoff. Jetzt hat das Bundesministerium für Gesundheit den Auftrag erteilt, ergebnisoffen und sachlich Fluch und Segen von Cannabis wissenschaftlich zu bewerten. Dr. Eva Hoch hat inzwischen tausende internationale Studien ausgewertet. Sie vergleicht die Wirkung von Cannabis bildhaft mit dem Mond, denn auch der verfügt über eine dunkle und eine helle Seite. Noch ist es zu früh, aus den umfangreichen Studien ein Fazit zu ziehen, aber bis 2017 sollen aus den Ergebnissen konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet sein – vor allem auch, was den Einsatz von cannabishaltigen Medikamenten betrifft.

Presseschau: Cannabis zur Schmerztherapie (inFranken)

InFranken.de berichtet über die geplante Gesetztesänderung der Bundesregierung zum Thema Cannabis als Medizin.

Cannabis zur Schmerztherapie

Medizinisches Cannabis soll in Zukunft als reguläres Medikament zur Behandlung von Schmerzpatienten eingesetzt werden. Hier finden Sie die Fakten dazu.

Der von Gesundheitsminister Hermann Gröhe initiierte Gesetzesentwurf zur Verwendung von Hanf in der Schmerztherapie passiert seit einiger Zeit die gesetzgebenden Instanzen im Bundestag. Nun scheint es tatsächlich zur Einigung und einer Etablierung des pflanzlichen Wirkstoffes in der Schmerzmedizin zu kommen. Im Frühjahr 2017 soll eine neue Regelung eingeführt werden, infolge derer Schwerkranke ärztliche Rezepte für Cannabisblüten und –extrakt erhalten. Im besten Fall werden die Kosten für die Medikation sogar von der Krankenkasse übernommen.

Wie wirkt Hanf auf den Organismus?

Die vor allem in der Hanfblüte enthaltenen Wirkstoffe Tetrahydrocannabinol und Cannabidiol sind seit einiger Zeit Thema in der Erforschung schmerztherapeutischer Möglichkeiten. In der Behandlung von multipler Sklerose, Magenbeschwerden, psychischen Beschwerden, wie Angst- und Schlafstörungen sowie bei einigen Formen der Depression, und auch in der Krebsmedizin konnten bedeutsame Erfolge durch den Einsatz von Cannabis erzielt werden. Cannabis hat eine krampflösende und koordinationsfördernde Wirkung und verstärkt den Effekt von Opiaten. Dies ist vor allem für Krebs- und Schmerzpatienten wichtig. Des Weiteren fungiert der Wirkstoff in Cannabis als Anti-Emetikum, also als übelkeitsminderndes und appetitförderndes Medikament und ist stimmungsaufhellend und bronchienerweiternd.

Welche Nebenwirkungen treten auf?

Generell gelten die aus der Cannabispflanze gewonnenen Wirkstoffe als gut verträglich. Bisher wurden keinerlei Langzeitnebenwirkungen in der therapeutischen Anwendung festgestellt. Dennoch sind bestimmte akute Nebenwirkungen nicht von der Hand zu weisen: die wohl am häufigsten auftretende Nebenwirkung ist Mundtrockenheit. Weiterhin wurden Fälle von Herzrasen, Blutdruckabfall und Bindehautreizung festgestellt. Eine Überdosierung kann zu Übelkeit und Erbrechen führen. Wenn man die Medizin in Form von Zigaretten zu sich nimmt, muss in jedem Fall die Schädigung der Lunge durch den Tabak mit in Betracht gezogen werden.

In welcher Form kann Cannabis verschrieben werden?

Die Wirkstoffe der Pflanze werden Extrakten, Ölen, oder Tabletten verarbeitet. Außerdem können die getrockneten Blüten direkt verwendet werden. Die Extrakte können oral per Spray aufgenommen oder in einem sogenannten Vaporisierer oder Vaporizer verdampft werden. Die getrockneten Blüten werden mit Tabak vermengt und geraucht.

Presseschau: Gymnasiasten greifen öfter zum Joint (RP-Online)

RP-Online berichtet über eine Studie des Hamburger Büros für Suchtprävention. Es hat eine Schüler- und Lehrerbefragung zum Umgang mit Suchtmitteln durchgeführt.

Gymnasiasten greifen öfter zum Joint

Studie: Gymnasiasten greifen öfter zum Joint

Insgesamt gibt es aber weniger Drogengebrauch als oft gedacht, und in der Grenzregion wird nicht mehr gekifft als anderswo. Auch ein Ergebnis der Studie: Mädchen sind unzufriedener als Jungs.

Das Hamburger Büro für Suchtprävention hat eine Schüler- und Lehrerbefragung zum Umgang mit Suchtmitteln durchgeführt, kurz genannt "Schulbus". In der Studie geht es um Drogengebrauch, also auch Alkohol, um Computerspiel- und Internetnutzung, Glücksspielerfahrungen und Essverhalten von 14- bis 17-Jährigen. Auch etwa zehn Schulen im Kreis Kleve haben mitgemacht.

Um die Befragten zu schützen, werden die Namen der Schulen nicht genannt. Bewusst haben sich die Projektleiter Theo Baumgärtner und Dr. Philipp Hiller für Schulen an der niederländischen Grenze entschieden. "Der Niederrhein ist für unsere Studie besonders interessant, weil im angrenzenden Nachbarland der Umgang mit Haschisch und Marihuana drogenpolitisch vergleichsweise liberal gehandhabt wird", erklärt Baumgärtner.

Umso überraschender ist das Ergebnis. Jugendliche in der Grenzregion zu den Niederlanden nehmen nicht mehr Cannabis, als andere. Einem konsumfördernden Effekt könne man nicht bestätigen, heißt es in der Studie.

Baumgärtner drückt es so aus: "Cannabis ist allgegenwärtig und hat mit dem Wohnstandort nichts zu tun." Allerdings gebe es einen Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Schulform.

"Wir wissen, dass von Gymnasiasten oft mehr Drogen konsumiert werden, als von Schülern anderer Schulformen", sagt Baumgärtner. Das widerspreche dem allgemeinen Bild, dass in den unteren sozialen Schichten eher zu Drogen gegriffen werde. Bei Gymnasiasten hänge der Drogenkonsum mit dem besseren sozialen Status zusammen. "Wer Cannabis oder extrem viel Alkohol konsumieren will, braucht entsprechendes Geld", schlüsselt Baumgärtner auf.

Den Grund vom Drogenkonsum sieht er in der Experimentierfreudigkeit Jugendlicher. Baumgärtner stellt aber klar, dass Jugendliche an sich keinesfalls im Drogensumpf versinken würden. So legt die Studie auch dar, dass der Gebrauch von Crystal Meth viel höher eingeschätzt wird, als er in Wirklichkeit ist. "Das kann auch auf andere Drogen übertragen werden", sagt Baumgärtner. Insgesamt probiert haben Crystal Meth von den 507 Befragten in NRW 0,6 Prozent, bei Cannabis liegt der aktuelle Konsum bei 7,8 Prozent.

Überrascht habe ihn die Erkenntnis, dass Mädchen generell in allen Lebensbereichen deutlich unzufriedener sind als die Jungs, auch was die eigene Person betrifft. Erstmals wurde bei der Studie, die seit 2004 regelmäßig durchgeführt wird, auch das Essverhalten untersucht. Hier bestätigte sich, dass Mädchen in dem Bereich mehr Probleme haben als Jungs. Jeder zehnte Junge und sogar jedes zweite Mädchen leide manchmal bis täglich unter Stimmungsschwankungen, wegen der eigenen Figur und des Gewichts. "Das fand ich eine sehr hohe Zahl", sagt Baumgärtner.