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IACM-Informationen vom 14. April 2018

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Wissenschaft/Mensch — Die Legalisierung von Cannabis fĂŒr medizinische Zwecke ist gemĂ€ĂŸ zweier Studien mit einer reduzierten Verschreibung von Opioiden verbunden

Die Umsetzung der Gesetze fĂŒr medizinisches Cannabis in den USA ist gemĂ€ĂŸ zweier Studien, die in der Zeitschrift JAMA Internal Medicine veröffentlicht wurden, mit einer reduzierten Verschreibung von Opioiden verbunden. In der ersten Studie untersuchten Forscher der UniversitĂ€t von Kentucky in Lexington und der Emory UniversitĂ€t den Zusammenhang zwischen Cannabisgesetzen und den Opiat-Verschreibungen bei Patienten im Medicaid-Programm, einem gemeinsamen Programm des Bundes und der Staaten, das einigen Menschen mit begrenzten Einkommen und Ressourcen bei medizinischen Kosten hilft. Die Autoren fanden, dass „die staatliche Implementierung von medizinischen Marihuana-Gesetzen mit einer um 5,88 % geringeren HĂ€ufigkeit der Verschreibung von Opioiden verbunden ist. DarĂŒber hinaus war die Implementierung von Gesetzen fĂŒr die Verwendung von Marihuana durch Erwachsene, die alle in Staaten mit bereits bestehenden medizinischen Marihuana-Gesetzen stattfanden, mit einer um 6,38 % geringeren HĂ€ufigkeit von Opioid-Verschreibungen verbunden.“

In der zweiten Studie untersuchten Forscher der UniversitĂ€t von Georgia in Athens den Zusammenhang zwischen staatlichen Gesetzen zu medizinischem Cannabis und Opiatverschreibungen bei bestimmten Patienten im Medicare-Programm, einem nationalen Versicherungsprogramm der Bundesregierung. Sie schrieben: „Diese longitudinale Analyse von Medicare Teil D fand, dass die Verschreibungen fĂŒr alle Opiate pro Jahr um 2,11 Millionen tĂ€gliche Dosen von einem Mittel von 23,08 Millionen tĂ€gliche Dosen abnahmen, wenn ein Staat ein medizinisches Cannabisgesetz einrichtete. Die Verschreibungen fĂŒr alle Opiate nahmen um 3,742 Millionen tĂ€gliche Dosen pro Jahr ab, wenn Verteilungsstellen fĂŒr medizinisches Cannabis öffneten.“ Sie folgerten, dass „kombiniert mit bereits publizierten Studien, die nahelegen, dass Cannabisgesetze mit einer geringeren Opioid-Sterblichkeit verbunden sind, diese Befunde die Argumente zugunsten einer medizinischen Abgabe von Cannabis als ein Werkzeug im politischen Arsenal stĂ€rken, das genutzt werden kann, um den Schaden verschiedener Opioide zu reduzieren.“

Wen H, Hockenberry JM. Association of Medical and Adult-Use Marijuana Laws With Opioid Prescribing for Medicaid Enrollees. JAMA Intern Med, 2. April 2018 [im Druck]

Bradford AC, Bradford WD, Abraham A, Bagwell Adams G. Association Between US State Medical Cannabis Laws and Opioid Prescribing in the Medicare Part D Population. JAMA Intern Med, 2. April 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Ein CBD-reicher Cannabisextrakt verbesserte in einer kontrollierten klinischen Studie Symptome der Colitis ulcerosa

Ein CBD-reicher Cannabisextrakt könnte nĂŒtzlich bei der symptomatischen Behandlung der Colitis ulcerosa sein. Dies ist das Ergebnis einer placebokontrollierten Studie, die durch Wissenschaftler des Guy's and St Thomas' NHS Foundation Trust in London (Großbritannien) durchgefĂŒhrt wurde. Von 60 Patienten erhielten 29 ĂŒber einen Zeitraum von 10 Wochen einen kapsulierten Cannabisextrakt und 31 ein Placebo. Die Autoren wiesen darauf hin, dass der Extrakt auch andere Bestandteile enthielt, inklusive bis zu 4,7 % THC. Die mittlere tĂ€gliche CBD-Dosis betrug etwa 300 mg, die in zwei Gaben morgens und abends eingenommen wurde, was einer zusĂ€tzlichen THC-Dosis von etwa 13,5 mg entspricht.

Es gab nach der Behandlung keinen Unterschied zwischen der Cannabisgruppe und der Placebogruppe hinsichtlich des Anteils der Patienten in Remission. Allerdings war die LebensqualitĂ€t und die globale AbschĂ€tzung der Schwere der Erkrankung in der Cannabisgruppe besser als in der Placebogruppe. Es gab eine Anzahl von Nebenwirkungen, die nach Auffassung der Autoren auf das THC im Extrakt zurĂŒckgefĂŒhrt werden können. Allerdings könnten auch die Verbesserungen durch THC bedingt sein.

Irving PM, Iqbal T, Nwokolo C, Subramanian S, Bloom S, Prasad N, Hart A, Murray C, Lindsay JO, Taylor A), Barron R), Wright S). A Randomized, Double-blind, Placebo-controlled, Parallel-group, Pilot Study of Cannabidiol-rich Botanical Extract in the Symptomatic Treatment of Ulcerative Colitis. Inflamm Bowel Dis. 2018;24(4):714-724.

Kurzmeldungen

IACM — Neue Publikationen in Cannabis and Cannabinoid Research

Es wurden neue Artikel in CCR, der Partner-Zeitschrift der IACM, veröffentlicht:

“Hallucinations” Following Acute Cannabis Dosing: A Case Report and Comparison to Other Hallucinogenic Drugs von Frederick S. Barrett, Nicolas J. Schlienz, Natalie Lembeck, Muhammad Waqas, Ryan Vandrey.

New York Physicians' Perspectives and Knowledge of the State Medical Marijuana Program von Alexandra Sideris, Fahad Khan, Alina Boltunova, Germaine Cuff, Christopher Gharibo, Lisa V. Doan.

A National Needs Assessment of Canadian Nurse Practitioners Regarding Cannabis for Therapeutic Purposes von Lynda G. Balneaves, Abeer Alraja, Daniel Ziemianski, Fairleth McCuaig, Mark Ware.

Verbal Memory Performance and Reduced Cortical Thickness of Brain Regions Along the Uncinate Fasciculus in Young Adult Cannabis Users von Nina Levar, Alan N. Francis, Matthew J. Smith, Wilson C. Ho, Jodi M. Gilman.

Welt/USA — Einladung zu Kommentaren zum medizinischen Nutzen von Cannabis

Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA bittet interessierte Personen, Kommentare fĂŒr die medizinische Verwendung von fĂŒnf Substanzen abzugeben und zwar zum Missbrauchspotenzial, aktuellen Missbrauch, medizinischen Nutzen, Handel und zu Auswirkungen von Änderungen der Klassifizierung auf die VerfĂŒgbarkeit fĂŒr die medizinische Verwendung. Diese Kommentare werden bei der Vorbereitung einer Antwort der Vereinigten Staaten an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hinsichtlich des Missbrauchspotenzials und der Abzweigung dieser Drogen in illegale KanĂ€le berĂŒcksichtigt werden. Die Kommentare mĂŒssen spĂ€testens bis zum 23. April eingereicht werden.

Bitte um Kommentare zum Missbrauchspotenzial und medizinischen Nutzen von Cannabis durch die FDA

Wissenschaft/Mensch — Die Legalisierung von Cannabis reduziert die KriminalitĂ€t

Nach einer Analyse von Daten ĂŒber KriminalitĂ€t und andere Themen in den Staaten Washington und Oregon war die Legalisierung von Cannabis fĂŒr den Freizeitkonsum mit einer signifikanten Reduzierung von Vergewaltigungen und Eigentumsdelikten sowie der Verwendung anderer Drogen inklusive Alkohol verbunden. Vier mögliche Mechanismen wurden von den Autoren diskutiert: „Direkte psychotrope Wirkungen von Cannabis; Ersatz von gewaltverursachenden Substanzen; Umverteilung von polizeilichen BemĂŒhungen; reduzierte Rolle von Kriminellen im Marihuana-GeschĂ€ft“.

UniversitĂ€t Bologna, Institut fĂŒr Ökonomie, Italien.

Dragone D, et al. JEBO, 20. Februar 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — THC wird in der Muttermilch von cannabiskonsumierenden MĂŒttern gefunden

Nach einer Studie, die den Übertritt von THC bei Cannabis konsumierenden MĂŒttern in die Muttermilch untersuchte, gingen 2,5 % der mĂŒtterlichen Dosis in die Muttermilch ĂŒber. Die geschĂ€tzte Dosis beim Kind betrug 8 Mikrogramm pro Kilogramm, was 0,04 mg bei einem Kind von 5 kg entsprĂ€che, wenn die Mutter wie in der Studie Cannabis inhaliert, das 23 mg THC enthĂ€lt.

Zentrum fĂŒr Gesundheitswissenschaften der technischen UniversitĂ€t Texas, Amarillo, USA.

Baker T, et al. Obstet Gynecol, 6. April 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Bisphenol A könnte den Abbau von Endocannabinoiden hemmen

Bisphenol A, eine chemische Substanz, die vielfach in der Industrie verwendet wird, könnte das Enzym FAAH (FettsĂ€urehydrolase) hemmen, was zu einer Zunahme der Plasma-Endocannabinoidspiegel fĂŒhren könnte.

Medizinische UniversitÀt von Bialystok, Polen.

Zbucka-Kretowska M et al. Chemosphere. 2018;203:387-392.

Wissenschaft/Tier — CBD reduziert Entzugsymptome

In einer Studie wurde MÀusen einige Tage lang ein synthetisches Cannabinoid (CP-55,940), das Àhnlich wie THC an den CB1-Rezeptor bindet, verabreicht. CBD reduzierte danach die Entszugsymptome und VerÀnderungen, die durch die Gabe von CP-55,940 verursacht worden waren.

Institut fĂŒr Neurowissenschaften, UniversitĂ€t Miguel Hernandez-CSIC, Alicante, Spanien.

Instituto de Neurociencias, Universidad Miguel HernĂĄndez-CSIC, Alicante, Spain.

Navarrete F, et al. Br J Pharmacol, 6. April 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — CBD verbesserte nicht die geistige LeistungsfĂ€higkeit bei Patienten mit Schizophrenie

In einer placebokontrollierten Studie mit 36 Patienten mit Schizophrenie, die eine stabile antipsychotische Medikation erhielten, hatte CBD keine Wirkung auf kognitive BeeintrÀchtigungen. Die Teilnehmer erhielten 6 Wochen lang entweder 600 mg orales CBD oder ein Placebo. Es gab keine Unterschiede bei den Nebenwirkungen zwischen dem Placebo und CBD mit Ausnahme einer Sedierung, die hÀufiger in der CBD-Gruppe beobachtet wurde.

Schizophrenie und Neuropharmakologie Forschungsgruppe Yale, VA Connecticut Healthcare System, West Haven, USA.

Boggs DL, et al. Psychopharmacology (Berl), 5. April 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Zunahme von cannabisbezogenen Notfallbehandlungen von Jugendlichen in Colorado

Eine Übersicht von Notfallbehandlungen in Colorado zwischen 2005 und 2015 ergab 4202 cannabisbezogene Besuche und eine Zunahme von cannabisbezogenen Besuchen durch Jugendliche zwischen 2009 (vor der Legalisierung von Cannabis) und 2015 (nach der Legalisierung von Cannabis).

UniversitÀt von Colorado, medizinischer Campus Anschutz, Aurora, USA.

Wang GS, et al. J Adolesc Health, 30. MĂ€rz 2018 [im Druck]