Veröffentlicht
Zuletzt aktualisiert
Lesezeit

IACM-Informationen vom 9. Juli 2016

Authors

Wissenschaft USA — Älteren Patienten mussten weniger Medikamente verschrieben werden, wenn sie Zugang zu medizinischem Cannabis hatten

Ärzte stellten Ă€lteren und behinderten Patienten weniger Rezepte fĂŒr Schmerzmittel und andere Medikamente aus, wenn diese einen legalen Zugang zu medizinischem Cannabis hatten. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie. Die Forscher berechneten, dass Medicare im Jahr 2013 im Distrikt von Columbia und 17 Staaten, die die Verwendung von Cannabis als Medizin erlaubten, mehr als 165 Millionen Dollar sparte. Medicare ist ein nationales soziales Versicherungsprogramm der USA. Wenn alle Staaten in den USA medizinisches Cannabis legalisiert hĂ€tten, so sagt die Studie voraus, wĂŒrde das Bundesprogramm jĂ€hrlich mehr als 468 Millionen Dollar an pharmazeutischen Medikamenten fĂŒr behinderte Amerikaner und solche im Alter von 65 Jahren oder Ă€lter sparen.

Keine Versicherung, inklusive Medicare, erstattet die Kosten fĂŒr Cannabis. Obwohl medizinisches Cannabis heute in 25 Staaten und dem Distrikt von Columbia legalisiert ist, verbietet das Bundesrecht doch weiterhin unter allen UmstĂ€nden seine Verschreibung. Die neue Studie, die am 6. Juli in Health Affairs veröffentlicht wurde, fragt als erste, ob es einen Beweis dafĂŒr gibt, dass medizinisches Cannabis als Medikament verwendet wird, erklĂ€rte der Hauptautor W. David Bradford gegenĂŒber Reuters in einem Telefoninterview. Die Antwort ist ja, sagte Bradford, ein Gesundheitsökonom und Professor an der UniversitĂ€t von Georgia in Athens. „Sobald Staaten ihre medizinischen Marihuanagesetze starteten, sahen wir eine recht deutliche Abwendung von Medikamenten, die von der FDA zugelassen worden waren“, erklĂ€rte er.

Bradford AC, Bradford WD. Medical Marijuana Laws Reduce Prescription Medication Use In Medicare Part D. Health Aff (Millwood) 2016;35(7):1230-1236.

Reuters vom 6. Juli 2016

Wissenschaft/Mensch — Ein CBD-Extrakt reduzierte die HĂ€ufigkeit von KrampfanfĂ€llen bei einer seltenen Form der Epilepsie

Das britische Unternehmen GW Pharmaceuticals erklĂ€rte, dass sein CBD-Extrakt Epidiolex das wichtigste Ziel, nĂ€mlich die Reduzierung der HĂ€ufigkeit von AnfĂ€llen in einer Placebo kontrollierten Phase-3-Studie, erreichte. Das Unternehmen erklĂ€rte, dass das Medikament die monatliche HĂ€ufigkeit von kurzzeitigen AnfĂ€llen bei Menschen, die an einer seltenen Form der Epilepsie mit dem Namen Lennox-Gastaut-Syndrom (LGS) litten, reduzierte. Die Studie teilte 171 Patienten nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen auf, bei denen entweder Epidiolex in einer Dosis von 20 mg/kg Körpergewicht (n = 86) oder ein Placebo (n = 85) zur aktuellen Medikation hinzugefĂŒgt wurde.

„Aus Ă€rztlicher Sicht ist das positive Ergebnis dieser Studie mit Epidiolex bei Patienten mit Lennox-Gastaut-Syndrom sehr aufregend. Das Lennox-Gastaut-Syndrom beginnt in der frĂŒhen Kindheit, ist besonders schwer zu behandeln, und die meisten Patienten sprechen nicht adĂ€quat auf bestehende Therapien an“, erklĂ€rte Dr. Linda Laux, Direktorin des Comprehensive Epilepsy Center am Ann & Robert H. Lurie Kinderkrankenhaus von Chicago und eine Untersucherin in dieser Studie. „Diese Daten zeigen, dass Epidiolex das Potenzial besitzt, eine robuste und klinisch relevante Reduzierung der AnfĂ€lle in dieser hoch behandlungsresistenten Population zusammen mit einem akzeptablen Sicherheits- und VertrĂ€glichkeitsprofil zu bewirken, was in Übereinstimmung mit meiner frĂŒheren klinischen Erfahrung mit Epidiolex steht.“

Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 27. Juni 2016

Reuters vom 27. Juni 2016

Japan — Erste Stimmen zur UnterstĂŒtzung der medizinischen Verwendung von Cannabis

Japan ist stolz auf seine niedrige Toleranz gegenĂŒber Waffen und Drogen, eine kleine politische Partei ist jedoch nun die erste, die die medizinische Verwendung von Cannabis unterstĂŒtzt. Japan verbietet den Besitz und den Anbau von Cannabis, trotz Tendenzen in entwickelten LĂ€ndern, wie Kanada und den USA, die medizinische Verwendung zu erlauben. „Angesichts dieser scharfen LĂŒcke zwischen Japan und dem Rest der Welt weiß die Öffentlichkeit nicht mehr, wem sie glauben soll“, erklĂ€rte Saya Takagi von Neue Partei Reform (Shintƍ Kaikaku), die von einem frĂŒheren Mitglied der regierenden Partei von Premierminister Shinzo Abe gegrĂŒndet wurde.

Die Idee der Legalisierung der medizinischen Verwendung findet UnterstĂŒtzung bei dem zunehmenden Anteil der Ă€lteren BĂŒrger, die etwa ein Viertel der Bevölkerung von 127 Millionen ausmachen. Die Regierung erklĂ€rt, dass die Legalisierung von Cannabis fĂŒr medizinische Zwecke ohne wissenschaftliche Beweise voreilig ist. „Wir sagen nicht, dass Cannabis von allen BeschrĂ€nkungen befreit werden soll“, erklĂ€rte Minoru Arakaki, der Vorsitzende der Japanischen klinischen Gesellschaft fĂŒr Cannabinoide (JCAC). „Alles, was wir sagen, ist, lasst uns Forschung durchfĂŒhren, um zu sehen, welchen Schaden und welchen Nutzen es bringen kann, und lasst es uns verwenden, wenn es sich herausstellt, dass es nĂŒtzlich ist.“

Reuters vom 7. Juli 2016

Kurzmeldungen

Wissenschaft Australien — Die Wirksamkeit von Cannabis beim Melanom wird untersucht

Forscher der UniversitĂ€t von Canberra werden mit dem israelischen Unternehmen Cann Pharmaceutical zusammenarbeiten, um die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei der Behandlung des Melanoms (schwarzer Hautkrebs) zu untersuchen. Die UniversitĂ€t gab einen Vertrag ĂŒber 1 Million Dollar bekannt, um spezifische Cannabissorten zu liefern, die Melanom-Patienten zusammen mit der gegenwĂ€rtigen Standardbehandlung verabreicht werden.

ABC News vom 30. Juni 2016

Wissenschaft/Mensch — Der problematische Konsum von Opiaten ist bei Schmerzpatienten hĂ€ufiger als problematischer Cannabiskonsum

In einer Studie mit 888 Schmerzpatienten zeigten unter denen, die mit Opioiden behandelt wurden, 52,6 % einen problematischen Opioidkonsum nach DSM-IV. Unter denen, die mit Cannabis behandelt worden waren, betrug die HĂ€ufigkeit des problematischen Konsums 21,2 %.

Psychologisches Institut, UniversitÀt von Ariel, Israel.

Feingold D, et al. Pain Med, 26. Juni 2016 [im Druck]

Wissenschaft/Zellen — Die EntzĂŒndung, die bei der Alzheimer-Erkrankung durch Amyloid-Beta ausgelöst wird, wird durch THC blockiert

Eine Studie mit menschlichen Nervenzellen zeigt, dass Amyloid-Beta, das bei der Alzheimer-Krankheit verstĂ€rkt vorkommt, eine EntzĂŒndung verursacht. THC stimulierte die Entfernung von Amyloid-Beta in diesen Nervenzellen, blockierte die entzĂŒndliche Reaktion und war nervenschĂŒtzend.

The Salk Institute for Biological Studies, La Jolla, USA.

Currais A, et al. Aging and Mechanisms of Disease 2016;2:16012

Wissenschaft/Tier — Beta-Caryophyllen beeinflusst die EntzĂŒndung durch Tuberkulose-Bakterien

Durch die Aktivierung des CB2-Rezeptors modulierte Caryophyllen die EntzĂŒndung, die durch das Mykobakterium bovis bei MĂ€usen verursacht wurde. Mykobakterium bovis ist ein Bakterium und Verursacher der Tuberkulose bei Rindvieh. Die Autoren schrieben, dass „diese Ergebnisse nahelegen, dass der CB2-Rezeptor einen neuen Angriffspunkt fĂŒr die Modulierung der EntzĂŒndungsreaktion durch Mikrobakterien darstellt“.

Instituto de Tecnologia em Fårmacos-Farmanguinhos, Fundação Oswaldo Cruz, Rio de Janeiro, Brasilien.

Andrade-Silva M, et al. Inflamm Res, 5. Juli 2016 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Die Aktivierung des GPR55-Rezeptors fördert die Metastasenbildung bei Brustkrebs

Eine erhöhte Konzentration des GPR55-Rezeptors in menschlichen Tumoren war mit dem aggressiven dreifach negativen Brustkrebs, einer höheren Wahrscheinlichkeit fĂŒr die Entwicklung von Metastasen und daher mit einer schlechten Prognose der Patienten verbunden. Die Aktivierung des GPR55 durch seinen angenommenen endogenen Liganden Lysophosphatidylinositol fördert Metastasen.

Biologisches Institut, Complutense UniversitÀt, Madrid, Spanien.

Andradas C, et al. Oncotarget, 21. Juni 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch — In einem Fallbericht verursachte die Kombination aus Paliperidon und Olanzapin zusammen mit Cannabis ein Delirium

Eine Überdosis der antipsychotischen Medikamente Paliperidon und Olanzapin zusammen mit Cannabis verursachte bei einem Patienten ein Delirium, einen Zustand von Verwirrung.

Psychiatrische Klinik der UniversitÀt, Ljubljana, Slowenien.

Kokalj A, et al. BMJ Case Rep, 22. Juni 2016;2016.