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IACM-Informationen vom 4. Mai 2013

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Wissenschaft/Mensch — THC reduziert in einer offenen Studie die Erregung und das aggressive Verhalten bei Patienten mit schwerer Demenz

Bei 40 Patienten mit schwerer Alzheimer-Erkrankung und anderen Formen der Demenz war die Behandlung mit oralem THC mit einer signifikanten Abnahme der Erregung sowie Verbesserungen der Schlafdauer und des Appetits verbunden. Dies ist das Ergebnis einer Studie an der Geriatrischen Neuropsychiatrischen Klinik der Harvard Medical School in Belmont (USA). Unter Verwendung von retrospektiven systematischen Untersuchungen der Krankenakten wurden 40 Patienten mit Demenz, die aufgrund von Störungen des Verhaltens oder des Appetits orales THC (Dronabinol) erhalten hatten, analysiert. Eine Gruppe von Psychiatern untersuchte die Krankenakten, um das Verhalten der Patienten vor Beginn der THC-Therapie und 7 Tage danach zu beurteilen.

Die zusĂ€tzliche Behandlung mit THC war mit einer signifikanten Abnahme aller Bereiche der Pittsburgh Agitation Skala assoziiert. Es gab zudem signifikante Verbesserungen bei den Werten des allgemeinen klinischen Eindrucks, der Schlafdauer und der Zahl der eingenommenen Mahlzeiten. Es wurden 26 Nebenwirkungen wĂ€hrend der THC-Behandlung beobachtet, von denen keine zur Beendigung der Behandlung fĂŒhrte. Die Autoren folgerten, dass dieser Bericht "bisher die grĂ¶ĂŸte Studienkohorte von Demenzpatienten darstellt, die mit Dronabinol behandelt wurden, und bestĂ€tigt frĂŒhere Berichte, dass Dronabinol als zusĂ€tzliche Behandlung von neuropsychiatrischen Symptomen bei Demenz dienen kann". Störungen des Verhaltens kommen bei Personen mit Demenz hĂ€ufig vor und erhöhen die Belastung der Betreuung erheblich. Die Wirksamkeit medikamentöser Behandlungsmöglichkeiten ist bisher gering.

Woodward MR, Harper DG, Stolyar A, Forester BP, Ellison JM. Dronabinol for the Treatment of Agitation and Aggressive Behavior in Acutely Hospitalized Severely Demented Patients with Noncognitive Behavioral Symptoms. Am J Geriatr Psychiatry, 15. April 2013 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Bei gesunden Cannabiskonsumenten sind die schmerzlindernden Wirkungen von oralem THC Ă€hnlich denen von gerauchtem Cannabis

Bei gesunden regelmĂ€ĂŸigen Cannabiskonsumenten verursachten orales THC (Dronabinol) und gerauchter Cannabis (Marihuana) Ă€hnliche Wirkungen auf die Schmerzempfindlichkeit und Schmerztoleranz. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die an dem Psychiatrisches Institut und der Klinik fĂŒr Psychiatrie der Columbia-UniversitĂ€t in New York (USA) durchgefĂŒhrt wurde. 15 gesunde mĂ€nnliche und 15 weibliche tĂ€gliche Cannabisraucher nahmen an der Studie teil. Die Wissenschaftler verglichen die analgetischen, subjektiven und physiologischen Wirkungen von Cannabis (0,0, 1,98 oder 3,56 % THC) mit oralem THC (0, 10 oder 20 mg). Die Schmerzreaktion wurde durch einen KĂ€ltetest untersucht. Dabei tauchten die Teilnehmer ihre linke Hand in kaltes Wasser (4 °C), und es wurde die Zeit bis zur Angabe von Schmerzen (Schmerzempfindlichkeit) und dem ZurĂŒckziehen der Hand aus dem Wasser (Schmerztoleranz) registriert.

Verglichen mit einem Placebo verringerten Cannabis und orales THC die Schmerzempfindlichkeit (3,56 %; 20 mg), vergrĂ¶ĂŸerten die Schmerztoleranz (1,98 %; 20 mg) und reduzierten die subjektive EinschĂ€tzung der SchmerzintensitĂ€t (1,98, 3,56 %; 20 mg). Die StĂ€rke der maximalen VerĂ€nderung der Schmerzempfindlichkeit und der Schmerztoleranz unterschied sich nicht zwischen Cannabis und oralem THC. Orales THC verursachte allerdings eine Analgesie ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum. Die Autoren folgerten, dass "diese Daten zeigen, dass unter kontrollierten Bedingungen Marihuana und Dronabinol Schmerzen reduzierten, wobei Dronabinol eine lĂ€nger anhaltende Reduzierung der Schmerzempfindlichkeit und niedrigere Werte von mit Missbrauch assoziierten subjektiven Wirkungen als Marihuana aufwies".

Cooper ZD, Comer SD, Haney M. Comparison of the Analgesic Effects of Dronabinol and Smoked Marijuana In Daily Marijuana Smokers. Neuropsychopharmacology, 22. April 2013 [im Druck]

Kurzmeldungen

USA — Das ReprĂ€sentantenhaus von Illinois stimmt fĂŒr die Legalisierung von Cannabis fĂŒr medizinische Zwecke

Das ReprĂ€sentantenhaus von Illinois hat am 17. April knapp fĂŒr die Legalisierung der Verwendung von Cannabis fĂŒr medizinische Zwecke gestimmt. Die Kammer stimmte mit 61 zu 57 fĂŒr die Gesetzesvorlage, die Patienten mit einer Ă€rztlichen Erlaubnis die Verwendung von Cannabis ermöglichen wĂŒrde. Die Gesetzesvorlage geht nun zum staatlichen Senat. Der demokratische Gouverneur Pat Quinn erklĂ€rte, dass er hinsichtlich des Vorschlags offen sei.

Reuters vom 17. April 2013

Wissenschaft/Mensch — Keine Unterschiede in der Gehirnstruktur zwischen psychotischen Patienten mit oder ohne Cannabiskonsum

In einer Studie mit Patienten, bei denen erstmals eine Psychose auftrat, von denen 33 Cannabiskonsumenten (15 mit starkem und 18 mit geringem Konsum) und 17 Nichtkonsumenten waren, gab es mit aufwĂ€ndigen Verfahren zur bildlichen Darstellung des Gehirns keine Unterschiede hinsichtlich der grauen und weißen Substanz des Gehirns. Dies war auch der Fall, wenn nur starke Konsumenten mit Nichtkonsumenten verglichen wurden. Die Autoren schrieben, dass sie nicht "formal kleine morphometrische VerĂ€nderungen im Zusammenhang mit Cannabiskonsum ausschließen können. Allerdings wĂ€ren solche möglichen VerĂ€nderungen, wenn sie vorhanden wĂ€ren, von geringem Umfang."

Service neuro-diagnostique et neuro-interventionnel DISIM, UniversitÀtskrankenhaus Genf, Schweiz.

Haller S, et al. Brain Topogr, 19. April 2013 [im Druck]

Wissenschaft/Zellen — Die Krebs hemmenden Wirkungen von Evavirenz werden durch Cannabinoide verstĂ€rkt

Evavirenz weist bei verschiedenen Tumorzellen krebshemmende Eigenschaften auf, und diese Wirkung wurde durch Cannabinoide verstÀrkt. Die Autoren folgerten, dass "der beobachtete synergistische Effekt mit Cannabinoidagonisten eine Beteiligung des Cannabinoidsystems impliziert".

Abteilung fĂŒr Strahlenonkologie, UniversitĂ€tskliniken, UniversitĂ€t Erlangen-NĂŒrnberg, Deutschland.

Hecht M, et al. AIDS, 26. April 2013 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Die Konzentrationen von Anandamid sind bei alten MĂ€usen reduziert, was das Risiko fĂŒr neuropathische Schmerzen erhöht

Alte MĂ€use entwickelten nach SchĂ€digung des Ichiasnervs stĂ€rkere Schmerzen als junge MĂ€use. Dies war mit niedrigen Konzentrationen des Endocannabinoids Anandamid in verschiedenen Teilen des Nervensystems, inklusive RĂŒckenmark und Hirnrinde verbunden, die nach der Nervenverletzung weiter abnahmen. Die Autoren stellten fest, dass diese VerĂ€nderungen "zum erhöhten Risiko fĂŒr neuropathische Schmerzen im hohen Alter beitragen könnten".

Institut fĂŒr klinische Pharmakologie, Goethe-UniversitĂ€t Frankfurt am Main, Deutschland.

Bishay P, et al. Neuropharmacology, 15. April 2013 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Beteiligung des Endocannabinoidsystems an der Wirkung von Sesamol

Sesamol ist ein natĂŒrlicher Bestandteil von Sesamöl. Eine chronische Behandlung von Ratten mit Sesamol fĂŒhrte Ă€hnlich wie das Antidepressivum Amitryptilin zu einer anhaltenden Erhöhung des Endocannabinoids-Gehalts in einer dosisabhĂ€ngigen und Gehirnregion-spezifischen Art und Weise. Der CB1-Rezeptor war an der Wirkung von Sesamol beteiligt.

Shahid Beheshti-UniversitĂ€t fĂŒr medizinische Wissenschaften, Teheran, Iran.

Hassanzadeh P & Hassanzadeh A. Psychopharmacology (Berl), 27. April 2013 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Die Zahl der Cannabinoidrezeptoren ist bei der Zöliakie verĂ€ndert

Die Zahl der CB1- und CB2-Rezeptoren war in der Schleimhaut des Zwölffingerdarms wÀhrend akuter Krankheitsphasen der Zöliakie erhöht. Die Autoren stellten fest, dass dies "auf das therapeutische Potenzial von Strategien, die bei Patienten mit Zöliakie auf den CB-Rezeptor abzielen, hinweist".

Abteilung fĂŒr Biomedizinische Wissenschaften, UniversitĂ€t von Teramo, Italien.

Battista N, et al. PLoS One. 2013;8(4):e62078.

Wissenschaft/Mensch — Endocannabinoide bei ĂŒbergewichtigen Frauen

In einer Studie mit 30 ĂŒbergewichtigen Frauen nach der Menopause wurden höhere zirkulierende Spiegel des Endocannabinoids 2-AG bei insulinresistenten im Vergleich zu insulinsensitiven Frauen gefunden. Gewichtsverlust war mit einer Zunahme des Endocannabinoids PEA assoziiert.

FakultĂ€t fĂŒr Gesundheitswissenschaften, UniversitĂ€t von Ottawa, Kanada.

Abdulnour J, et al. Obesity (Silver Spring), 24. April 2013 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Cannabinoide verschlechtern die Bewegungsstörungen des Magens durch Cisplatin

Das Krebsmedikamentes Cisplatin kann mit Nebenwirkungen auf die Beweglichkeit des Magens assoziiert sein und die Magenentleerung verzögern. Diese Wirkung wurde durch die Gabe des synthetischen Cannabinoids WIN 55,212-2 verstÀrkt. Die Autoren folgerten, dass "Cannabinoide bei chronischer Verwendung wÀhrend einer Chemotherapie vorsichtig eingesetzt werden sollten".

FakultĂ€t fĂŒr Gesundheitswissenschaften, UniversitĂ€t König Juan Carlos, Madrid, Spanien.

Abalo R, et al. Neurogastroenterol Motil 2013;25(5):373-e292.