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IACM-Informationen vom 31. Dezember 2011

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Frankreich — Zwei FreisprĂŒche durch Strafgerichte wegen medizinischer Verwendung von Cannabis

Wie der Fernsehsender France 2 am Abend des 28. Dezember berichtete, wurden in den vergangenen Tagen von zwei verschiedenen französichen Strafgerichten zwei chronisch Kranke vom Vorwurf des illegalen Cannabisbesitzes freigesprochen. In dem einen Fall handelte es sich um einen Aids-Patienten, der wegen des Besitzes von 400 Gramm Cannabis verhaftet worden war und vor Gericht erklĂ€rte, dass er diesen fĂŒr den persönlichen Bedarf und aus medizinischen GrĂŒnden verwende. Der zweite Freispruch erfolgte im Fall eines Multiple-Sklerose-Patienten.

Der Staatsanwalt erklĂ€rte laut Fernsehbericht im Verfahren gegen den Aids-Patienten: "Das Gesetz ist dafĂŒr da, die Menschen zu schĂŒtzen, und im vorliegenden Fall schĂŒtzt es ihn nicht, sondern bringt ihn in Gefahr, wenn es ihm den Zugang zu seinem Medikament versperrt." In dem anderen Fall erklĂ€rte der Richter, dass bestimmte "unertrĂ€gliche Schmerzen nur durch den Konsum von Cannabis gelindert werden können". Es handelt sich um die ersten beiden bekannt gewordenen FreisprĂŒche bei medizinischer Verwendung von Cannabis in Frankreich.

Mehr unter:

- http://www.pluzz.fr/jt-20h-2011-12-28-20h00.html

- https://www.cannaway.net/actualite/les-tribunaux-francais-depenalisent-le-cannabis-medical-2/

(Quellen: France 2 vom 28. Dezember 2011, Cannaway vom 28. Dezember 2011)

Kurzmeldungen

Der Cannabisextrakt Sativex erhielt die arzneimittelrechtliche Zulassung fĂŒr die Behandlung der Spastik bei multipler Sklerose in Schweden. Sativex enthĂ€lt gleiche Anteile THC und CBD und wird in den Mund gesprĂŒht. In Europa ist er zur Zeit in Großbritannien, Deutschland, Spanien und DĂ€nemark erhĂ€ltlich. (Quelle: GW Pharmaceuticals vom 22. Dezember 2011)

USA — Colorado wĂŒnscht Umklassifizierung von Cannabis

Colorado ist der dritte Staat, der die Bundesregierung bittet, Cannabis so umzustufen, dass es möglich ist, ihn als Medikament zu verschreiben. Der Leiter des Finanzministeriums von Colorado formulierte diese Bitte in einem Brief vom 22. Dezember. In dem Brief heißt es, dass die Diskrepanz zwischen dem staatlichen Gesetz und dem Bundesdrogengesetz, die die medizinische Verwendung nicht erlaubt, problematisch sei. Im November 2011 haben bereits die Gouverneure von Washington und Rhode Island darum gebeten, die Bundesregierung möge Cannabis (Marihuana) genauso wie Morphium und Oxycodon klassifizieren. (Quelle: Associated Press vom 28. Dezember 2011)

Holland — NCSM

Die Internetseite der niederlĂ€ndischen NCSM ("NiederlĂ€ndische Gesellschaft fĂŒr legalen Cannabis und seine Bestandteile als Medizin") ist nun auch in englisch verfĂŒgbar. (Quelle: Persönliche Mitteilung, www.ncsm.nl)

Wissenschaft — Sicherheit von Cannabidiol (CBD)

Nach einer Übersicht von Studien zu Cannabidiol (CBD) ist dieses nicht psychotrope Cannabinoid der Cannabispflanze "vermutlich sicher beim Menschen und bei Tieren". "Mehrere Studien legen nahe, dass CBD nicht toxisch fĂŒr nicht transformierte Zellen ist und keine VerĂ€nderung der Nahrungsaufnahme induziert, keine Katalepsie induziert, physiologische Parameter nicht beeinflusst (Herzfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur), die Magendarmpassage nicht beeinflusst und die psychomotorischen und psychologischen Funktionen nicht verĂ€ndert." (Quelle: Bergamaschi MM, et al. Curr Drug Saf 2011;6(4):237-49.)

Wissenschaft — CBD hemmt Metastasierung von Lungenkrebs

Nach Zellexperimenten an der UniversitÀt Rostock (Deutschland) hemmt Cannabidiol (CBD) die Metastasierung von Lungenkrebs durch die Erhöhung der Konzentration eines bestimmten Proteins (ICAM-1). (Quelle: Ramer R, et al. FASEB J, 23. Dezember 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Zahl der CB1-Rezeptoren in der Jugendzeit

Nach Forschung am Schizophrenie-Forschungsinstitut in Sydney (Australien) ist die Zahl der CB1-Rezeptoren im Gehirn bei erwachsenen grĂ¶ĂŸer als bei heranwachsenden Ratten. Die Forscher stellten fest, dass diese Zunahme "wĂ€hrend des Übergangs von der Jugendzeit ins Erwachsenenalter umgekehrt wie bei den meisten anderen Rezeptorsystemen, die wĂ€hrend dieses Zeitraums einer Reduzierung unterliegen, verlĂ€uft". (Quelle: Verdurand M, et al. Int J Mol Imaging. 2011;2011:548123.)

Wissenschaft — Umkehrung der Leberzirrhose durch CB1-Rezeptorantagonist

Nach tierexperimenteller Forschung italienischer Wissenschaftler kehrt der CB1-Rezeptorantagonist Rimonabant eine chemisch induzierte Leberfibrose bei Ratten um. Die Fibrose war bei Ratten, die mit Rimonabant behandelt worden waren, signifikant reduziert. Die Zahl der CB1- und CB2-Rezeptoren war bei zirrhotischen Tieren erhöht. Die pharmakologische Antagonisierung des CB1-Rezeptors war mit einer weiteren Zunahme der CB2-Rezeptoren assoziiert. (Quelle: Giannone FA, et al. Lab Invest, 19. Dezember 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Cannabinoidrezeptoren in Hirntumoren erhöht

Nach Forschung von chinesischen Wissenschaftlern ist das Endocannabinoidsystem in menschlichen Gliomen, bestimmten Hirntumoren, verÀndert. Die Konzentration des Endocannabinoids Anandamid war erhöht, wÀhrend der Spiegel von 2-AG (2-Arachidonoylglyzerol) in Gliomgewebe erhöht war. Der Spiegel der Cannabinoidrezeptoren, CB1 und CB2, war ebenfalls erhöht. (Quelle: Wu X, et al. J Neurochem, 16. Dezember 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Wirkung von Rimonabant auf den Stoffwechsel

Nach einer klinischen Studie mit 76 ĂŒbergewichtigen Personen, die 12 Monate lang entweder Rimonabant (20 mg/Tag) oder ein Plazebo erhielten, "waren die Verbesserungen, die bei der Regulierung des Stoffwechsels freier FettsĂ€uren und von Glukose durch Insulin mit der Rimonabant-Behandlung an Menschen beobachtet wurden, nicht grĂ¶ĂŸer als die durch Gewichtsverlust allein". (Quelle: Triay J, et al. J Clin Endocrinol Metab, 14. Dezember 2011 [im Druck])