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IACM-Informationen vom 30. Juli 2011

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USA — Der Gouverneur von New Jersey genehmigt das Gesetz zur medizinischen Verwendung von Cannabis

Ärzten in New Jersey wird es erlaubt sein, Schwerkranken Cannabis zu verschreiben, nachdem Gouverneur Chris Christie am 19. Juli erklĂ€rt hat, dass er das Gesetz, das ursprĂŒnglich von seinem VorgĂ€nger unterzeichnet worden war, in Kraft treten lasse. New Jersey wird damit 15 anderen Staaten und dem Distrikt von Columbia folgen, um die Verwendung von Cannabis fĂŒr medizinische Zwecke zu erlauben, auch wenn das Gesetz in New Jersey restriktiver als anderswo ist. Nur Patienten, die an bestimmten Erkrankungen wie HIV, Krebs und multipler Sklerose leiden, kann Cannabis verschrieben werden, und auch nur, wenn andere Behandlungen versagt haben. Das Gesetz ist auch das erste, dass es Patienten verbietet, die Pflanze zuhause anzubauen.

"Ich musste zwischen dem Nutzen, den BĂŒrger mit Schmerzen haben, und dem potenziellen Risiko fĂŒr Leute, die Verteilungsstellen leiten, und fĂŒr staatliche Angestellte abwĂ€gen", erklĂ€rte Christie mit dem Hinweis auf das mögliche Risiko einer Strafverfolgung durch Bundesbehörden, das Verteilungsstellen eingehen. Schließlich folgerte Christie, dass Verteilungsstellen, die sich innerhalb des staatlichen Gesetzes bewegen, wahrscheinlich keine Probleme mit den Bundesbehörden haben werden. Das Gesetz war von Christies VorgĂ€nger, Jon Corzine, kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt im Januar 2010 unterzeichnet worden. Nachdem Christie Gouverneur geworden war, verzögerte er die Umsetzung des Gesetzes mit dem Hinweis, dass es verĂ€ndert werden mĂŒsse.

Mehr unter:

- http://www.reuters.com/article/2011/07/19/us-medical-marijuana-newjersey-idUSTRE76I6KR20110719

- http://hosted.ap.org/dynamic/stories/U/US_MEDICAL_MARIJUANA?SITE=AP&SECTION=HOME&TEMPLATE=DEFAULT

(Quellen: Reuters vom 19. Juli 2011, Associated Press vom 19. Juli 2011)

Wissenschaft — Nach einer Umfrage ist die Verwendung von Cannabis bei Patienten mit chronischen DarmentzĂŒndungen weit verbreitet

Forscher am Mount-Sinai-Krankenhaus in Toronto (Kanada) und der Salford-Royal-NHS-Stiftung (Großbritannien) untersuchten die Verwendung von Cannabis bei Patienten mit chronischen DarmentzĂŒndungen. 100 Patienten mit Colitis ulcerosa und 191 Patienten mit Morbus Crohn, die eine Klinik aufsuchten, fĂŒllten einen Fragebogen zu ihrem aktuellen und frĂŒheren Cannabiskonsum, sozioökonomischen Faktoren, Krankengeschichte und der Verwendung von Medikamenten, aus.

Ein vergleichbarer Anteil von Patienten mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn gab einen frĂŒheren (51 und 48 Prozent) oder aktuellen (12 und 16 Prozent) Cannabiskonsum an. Von allen, die jemals Cannabis konsumiert hatten, verwendeten 33 Prozent der Patienten mit Colitis ulcerosa und 50 Prozent der Patienten mit Morbus Crohn ihn zur Linderung von Symptomen der chronischen DarmentzĂŒndung, darunter Bauchschmerzen, Durchfall und reduzierter Appetit. Die Patienten nutzten Cannabis zur Symptomlinderung mit einer grĂ¶ĂŸeren Wahrscheinlichkeit, wenn sie sich schon einmal einer Bauchoperation unterzogen hatten und wenn sie regelmĂ€ĂŸig Schmerzmittel einnahmen. Die Forscher folgerten, dass "Cannabiskonsum bei Patienten mit chronischen DarmentzĂŒndungen zur Linderung von Symptomen hĂ€ufig ist, insbesondere bei Patienten mit einer Bauchoperation in der Anamnese, chronischen Bauchschmerzen und/oder einem niedrigen Wert fĂŒr LebensqualitĂ€t".

(Quelle: Lal S, Prasad N, Ryan M, Tangri S, Silverberg MS, Gordon A, Steinhart H. Cannabis use amongst patients with inflammatory bowel disease. Eur J Gastroenterol Hepatol, 26. Juli 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Ähnlich wie THC dringen andere Cannabinoide der Cannabispflanze auch zĂŒgig ins Gehirn ein

Die Pharmakokinetik (das Verhalten einer Substanz im Körper) von Cannabidiol (CBD), Cannabidivarin (CBDV), Delta-9-Tetrahydrocannabivarin (Delta-9-THCV) und Cannabigerol (CBG) wurde an der UniversitĂ€t Aberdeen (Großbritannien) bei MĂ€usen und Ratten untersucht. Die Forscher bestimmten nach einer intraperitonealen (Injektion in den Bauchraum) und einer oralen Gabe die Gehirnkonzentrationen. Zudem wurden die Wirkungen von CBD in einem Tiermodell fĂŒr Zwangsstörungen untersucht.

Alle Pflanzencannabinoide durchdrangen zĂŒgig die Blut-Hirn-Schranke. Bei Ratten fĂŒhrte die orale Gabe von CBD und CBDV zu einer höheren Konzentration im Gehirn, wĂ€hrend bei Delta-9-THCV und CBG die intraperitoneale Gabe effektiver war. CBD hemmte zwanghaftes Verhalten in einer zeitabhĂ€ngigen Art und Weise, die mit der Konzentration im Gehirn assoziiert war.

(Quelle: Deiana S, Watanabe A, Yamasaki Y, Amada N, Arthur M, Fleming S, Woodcock H, Dorward P, Pigliacampo B, Close S, Platt B, Riedel G. Plasma and brain pharmacokinetic profile of cannabidiol (CBD), cannabidivarine (CBDV), Δ(9)-tetrahydrocannabivarin (THCV) and cannabigerol (CBG) in rats and mice following oral and intraperitoneal administration and CBD action on obsessive-compulsive behaviour. Psychopharmacology (Berl), 28. Juli 2011 [im Druck])

Kurzmeldungen

Sativex ist nun auch in dĂ€nischen Apotheken erhĂ€ltlich. In Europa ist es bereits in Großbritannien, Spanien und Deutschland erhĂ€ltlich. (Quelle: Pressemitteilung durch GW Pharmaceuticals vom 18. Juli 2011)

Israel — Cannabisagentur

Es wird erwartet, dass die Regierung in den kommenden Wochen darĂŒber entscheiden wird, ob sie eine staatliche Agentur, die verantwortlich fĂŒr den Umgang mit der medizinischen Verwendung von Cannabis sein wird, einrichtet. Bei einer Konferenz am 13. Juli an der Hadassah-UniversitĂ€t in Ein Kerem erklĂ€rte Dr. Yehuda Baruch, Chefarzt eines psychiatrischen Krankenhauses, der in den vergangenen zwei Jahren verantwortlich fĂŒr diese Angelegenheit war, dass er damit rechne, dass die Zahl der Erlaubnisse in den kommenden fĂŒnf Jahren 40.000 erreichen könnte. (Quelle: Jerusalem Post vom 15. Juli 2011)

USA — Washington

Der BĂŒrgermeister von Seattle unterzeichnete am 27. Juli ein Gesetz fĂŒr ein Lizenzierungssystem fĂŒr die Verteilung von Cannabis fĂŒr medizinische Zwecke. Der Stadtrat hatte den Erlass am 19. Juli einstimmig beschlossen, etwa drei Monate, nachdem der Gouverneur von Washington ein staatliches Gesetz unterschrieben hatte, nach dem die StĂ€dte in einem begrenzten Umfang die Produktion, die Verarbeitung und die Verteilung von medizinischem Cannabis regulieren und lizenzieren dĂŒrfen. Seattle ist die grĂ¶ĂŸte Stadt des Staates Washington. (Quelle: Reuters vom 28. Juli 2011)

Großbritannien — Umfrage

Eine Online-Umfrage zu den Vorlieben von Patienten fĂŒr bestimmte Cannabissorten wird an der UniversitĂ€t von Kent (Großbritannien) durchgefĂŒhrt. Die Umfrage ist verfĂŒgbar unter: http://tinyurl.com/Survey-Cannabis. (Quelle: Persönliche Mitteilung durch Vanessa Mardones von der UniversitĂ€t Kent)

Wissenschaft — Stress

Nach Tierforschung am Laboratorio Neuroquimica in Caracas (Venezuela) vergrĂ¶ĂŸert Stress die Endocannabinoid-Konzentration, was die Freisetzung des Neurotransmitters GABA aus Nervenzellen beeinflusst, im Riechkolben, der verantwortlich fĂŒr den Geruch ist. (Quelle: Delgado A, et al. Int J Cell Biol. 2011:529851. [im Druck])

Wissenschaft — KokainabhĂ€ngigkeit

Nach Forschung am Nationalen Institut fĂŒr den Drogenmissbrauch in Baltimore (USA) reduziert die Gabe eines synthetischen CB2-Rezeptoragonisten (JWH133) die Selbstverabreichung von Kokain bei MĂ€usen. (Quelle: Xi ZX, et al. Nat Neurosci, 24. Juli 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Herzversagen

Nach Forschung an der SĂŒdlichen Medizinischen UniversitĂ€t in Guangzhou (China) starben in einem Modell fĂŒr akutes Herzversagen hĂ€ufiger MĂ€use ohne CB1-Rezeptoren als normale MĂ€use. Diese Wirkung basierte auf einer Hemmung der exzessiven Aktivierung des sympathischen Nervensystems. Die Wissenschaftler folgerten, dass "die endogene Aktivierung des CB1 einen kardialen Schutz beim akuten Herzversagen von MĂ€usen bewirkt". (Quelle: Liao Y, et al. Eur Heart J, 23. Juli 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Stress

Nach Aussagen von Forschern mehrerer UniversitĂ€ten in den USA und Kanada ist die Freisetzung von Endocannabinoiden im prĂ€frontalen Kortex des Gehirns wichtig fĂŒr die Beendigung der Stressreaktion. Endocannabinoide beeinflussen VerĂ€nderungen der AktivitĂ€t von Glukokortikoiden, die die Stress-induzierte Aktivierung der so genannten Hypothalamus- Hypophysen- Nebennierenrinden-Achse beenden. (Quelle: Hill MN, et al. J Neurosci 2011;31(29):10506-10515.)

Wissenschaft — Glaukom

Die Wirkungen einiger nicht-psychotroper Cannabinoide auf den Augeninnendruck bei Tieren wurden an der Dalhousie-UniversitÀt in Halifax (Kanada) untersucht. So genanntes abnormales Cannabidiol und ein synthetischer Abkömmling von Cannabigerol reduzierten den Augeninnendruck bei Ratten unabhÀngig von bekannten Cannabinoidrezeptoren. (Quelle: Szczesniak AM, et al. J Ocul Pharmacol Ther, 19. Juli 2011 [im Druck])

Wissenschaft — KurzzeitgedĂ€chtnis

Nach Forschung an der Wake-Forest-UniversitÀt in Winston-Salem (USA) reduzierte die Erhöhung der Anandamid-Konzentration bei Ratten das KurzzeitgedÀchtnis, so wie es von THC bekannt ist. (Quelle: Goonawardena AV, et al. Neuropharmacology, 13. Juli 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Phthalate

Nach Forschung an der Simon-Fraser-UniversitĂ€t in Burnaby (Kanada) wirken Phthalate als schwache CB1-Rezeptorantagonisten. Phthalate werden vor allem bei der Plastikherstellung verwendet. Sie werden Plastik zugesetzt, um seine FlexibilitĂ€t, Durchsichtigkeit und Lebensdauer zu vergrĂ¶ĂŸern. Ihre Verwendung sinkt aufgrund von gesundheitlichen Bedenken. (Quelle: Bisset KM, et al. Neurochem Int, 7. Juli 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Ecstasy

Tierexperimentelle Forschung an der UniversitĂ€t von Massachusetts im Amherst (USA) legt nahe, dass "die chronische Gabe von THC in der Jugendzeit etwas Schutz vor verschiedenen ungĂŒnstigen physiologischen, verhaltensbezogenen und neurochemischen Wirkungen von MDMA" (Ecstasy) gewĂ€hrt. (Quelle: Shen EY, et al. Neuropharmacology, 13. Juli 2011 [im Druck])

Wissenschaft — EntzĂŒndung der Lunge

Nach Forschung am Mossakowski-Medizinforschungszentrum PAS (Polen) erhöht das Endocannabinoid Anandamid die Konzentration so genannter Hitzeschock-Proteine (Hsp70 und Hsp25) in der Lunge. Diese Proteine schĂŒtzen vor EntzĂŒndungen der Lunge. (Quelle: KopczyƄska B, et al. Eur J Pharmacol, 8. Juli 2011 [im Druck])