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IACM-Informationen vom 21. Mai 2011

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Wissenschaft — THC wirksam bei Trichotillomanie-Symptomen in Pilotstudie

An der Klinik für Psychiatrie der Universität von Minnesota in Minneapolis (USA) wurde eine offene klinische Studie mit Patienten, die an einer Trichotillomanie litten durchgeführt. Sie erhielten orales Dronabinol (THC). Die Trichotillomanie ist eine Zwangsstörung und durch den Zwang, sich die eigenen Haare herauszureißen, charakterisiert, was zu einem merklichen Haarverlust, Stress sowie einer sozialen und funktionalen Beeinträchtigung führt. Sie ist oft chronisch und schwer zu behandeln. In die 12-wöchige Studie wurden 14 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 33 Jahren mit Trichotillomanie aufgenommen. Die täglichen THC-Dosen lagen zwischen 2,5 und 15 mg. Der primäre Zielparameter war eine Veränderung auf der so genannten MGH-HP-Skala, die die Stärke der Trichotillomanie-Symptome misst, von Studienbeginn bis zu ihrem Ende. Um die Wirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit zu beurteilen, nahmen die Teilnehmer vor und nach der Behandlung an objektiven, computerbasierten neurokognitiven Tests teil.

Zwölf der 14 Personen beendeten die Studie. Die Werte auf der MGH-HP-Skala nahmen statistisch signifikant von im Durchschnitt 16,5 vor Beginn der Studie auf 8,7 ab. Neun (64,3 Prozent) der Teilnehmer sprachen auf die Behandlung an mit einer Reduzierung um mehr als 35 Prozent auf der MGH-HP-Skala und "viel oder sehr viel verbessert" auf einer Skala zur Messung des allgemeinen Eindrucks. Die mittlere wirksame Dosis war 11,6 mg pro Tag. Das Medikament wurde gut vertragen, ohne signifikante negative Wirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Die Autoren folgerten, dass "eine pharmakologische Modulierung des Cannabinoidsystems nützlich bei der Behandlung einer Anzahl von Zwangsstörungen sein könnte".

(Quelle: Grant JE, Odlaug BL, Chamberlain SR, Kim SW. Dronabinol, a cannabinoid agonist, reduces hair pulling in trichotillomania: a pilot study. Psychopharmacology (Berl), 19. Mai 2011 [im Druck])

USA — Delaware wird der 16. Staat, der die medizinische Verwendung von Cannabis legalisiert

Am 13. Mai unterzeichnete Gouverneur Jack Markell ein Gesetz, das den Anbau, die Verteilung und die Verwendung von Cannabis für begrenzte medizinische Zwecke legalisiert, was Delaware zum 16. Staat der USA macht, der die medizinische Verwendung von Cannabis erlaubt. Es wird erwartet, dass Patienten innerhalb eines Jahres Cannabis erhalten werden. Das Gesetz initiiert ein einjähriges regulatorisches und Lizenz-Verfahren für drei gemeinnützige Verteilungsstellen, denen es erlaubt sein soll, Cannabis an Patienten zu verkaufen.

Nach dem neuen Gesetz könnten Ärzte Patienten, die an Krebs, HIV/Aids, multipler Sklerose, amyotropher Lateralsklerose (ALS), der Alzheimer-Krankheit sowie posttraumatischer Stressstörung leiden, Cannabis empfehlen. Patienten mit einer anderen chronischen oder beeinträchtigenden Erkrankung könnten sich ebenfalls für das Programm qualifizieren, wenn andere Medikamente oder Operationen nicht in der Lage waren, ihre Schmerzen zu lindern, Krämpfe, starke oder anhaltende Muskelspasmen und Übelkeit zu beseitigen. Ärzte und Patienten müssen eine gute Arzt-Patient-Beziehung aufgebaut haben und andere medizinische Behandlungen müssen ausgeschöpft sein, bevor Cannabis nach dem Gesetz empfohlen werden kann. Qualifizierte Patienten, die eine Empfehlung eines Arztes sowie eine staatlich ausgestellte Ausweiskarte erhalten haben, dürfen dann bis zu 6 Unzen (etwa 170 g) Cannabis bei einer der Verteilungsstellen kaufen.

Mehr unter:

- http://www.delawareonline.com/apps/pbcs.dll/article?AID=2011110513020

- http://www.delawareonline.com/apps/pbcs.dll/article?AID=2011110511044

(Quellen: Delaware Online vom 11. und 13. Mai 2011)

Kurzmeldungen

USA — Maryland

Am 10. Mai nahm Maryland ein Gesetz an, das das gegenwärtige Gesetz, das es erlaubt, sich mit dem Hinweis auf eine "medizinische Notwendigkeit" vor Gericht zu verteidigen, aber dennoch zu einer Verurteilung wegen einer Ordnungswidrigkeit und einer Geldstrafe von 100 Dollar führen kann, verbessern soll. Das neue Gesetz zielt darauf ab, die Verurteilung wegen einer Ordnungswidrigkeit abzuschaffen. Patienten, die Cannabis für medizinische Zwecke verwenden, können jedoch weiterhin gezwungen werden, eine Geldstrafe zu zahlen. "Die Gemeinschaft der Patienten begrüßt diese Verbesserungen des medizinischen Marihuana-Gesetzes von Maryland", erklärte Kristen Ford von Americans for Safe Access. "Weil Patienten aber weiterhin verhaftet werden und einem Strafverfahren ausgesetzt sind sowie Geldstrafen zahlen müssen, reicht das Gesetz nicht aus, um einen Basisschutz zu bieten, der in allen anderen medizinischen Marihuana-Staaten gewährt wird." (Quelle: Americans for Safe Access vom 11. Mai 2011)

Wissenschaft — Epilepsie

Nach Forschung an der Radboud-Universität in Nimwegen (Niederlande) schützt das Endocannabinoidsystem vor spontanen Krampfanfällen. Die Wissenschaftler blockierten dieses System bei 13 Ratten drei Wochen lang mit dem Cannabinoidrezeptor-Antagonisten Rimonabant. Bei drei Ratten wurden nach 5 bis 8 Tagen Krampfanfälle in der limbischen Region des Gehirns beobachtet. (Quelle: van Rijn CM, et al. Pharmacol Rep 2011;63(1):165-8.)

Wissenschaft — Schmerzen

Forscher der Huazhong-Universität für Wissenschaft und Technologie in Wuhan (China) untersuchten die hemmenden Wirkungen von Cannabinoiden auf Vanilloid-1-Rezeptoren. Sie verwendeten das synthetische Cannabinoid WIN55,212-2, um die Wirkmechanismen peripherer Cannabinoide bei schmerzhemmenden Wirkungen auf Nervenzellen des Trigeminus-Ganglions zu studieren. (Quelle: Wang W, et al. Neurol Sci , 17. Mai 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Brustkrebs

Nach Forschung am Beth-Israel-Deaconess-Medizinzentrum in Boston (USA) induziert das nicht-psychotrope Cannabinoid Cannabidiol (CBD) durch die Koordination zwischen Apoptose und Autophagie einen programmierten Zelltod. CBD vergrößerte die Bildung reaktiver Sauerstoff-Spezies. (Quelle: Shrivastava A, et al. Mol Cancer Ther, 12. Mai 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Altern

Eine Begrenzung der Nahrungsaufnahme ist ein robustes Mittel, um bei vielen Spezies, darunter Hefe, Nematoden-Würmer, Fliegen und Nagetiere, die Lebensdauer zu verlängern und altersabhängige Erkrankungen nach hinten zu verschieben. Forscher am Buck-Institut für Altersforschung in Novato (USA) zeigten, dass N-Acylethanolamine, zu denen das Endocannabinoid Anandamid zählt, am Prozess der Lebenszeit-Verlängerung bei einem Nematoden-Wurm (C. elegans) beteiligt sind. (Quelle: Lucanic M, et al. Nature 2011;473(7346):226-9.)

Wissenschaft — Darmentzündungen

Nach einer Forschergruppe in Brüssel (Belgien) reduziert die Erhöhung der Konzentration des Endocannabinoids 2-AG (2-Arachidonoylglycerol) eine Colits und die begleitende systemische Entzündung bei Mäusen. Die 2-AG-Spiegel wurden durch Hemmung der Monoacylglycerol-Lipase (MAGL), das primär für den Abbau von 2-AG verantwortliche Enzym, erhöht. (Quelle: Alhouayek M, et al. FASEB J, 6. Mai 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Neuropathische Schmerzen

Nach Forschung an der Universität von Georgia in Athens (USA) verabreichen sich Ratten selbst einen synthetischen CB2-Rezeptoragonisten (AM1241), um neuropathische Schmerzen zu reduzieren. Neuropathische Schmerzen wurden durch eine Nervenverletzung verursacht, und die Ratten konnten sich durch das Drücken eines Hebels das Cannabinoid selbst verabreichen. (Quelle: Gutierrez T, et al. Pain, 6. Mai 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Depressionen

Nach Forschung an der Universität von Maharastra (Indien) ist das Endocannabinoid-System an den antidepressiven Wirkungen von Fluoxetin, einem weit verbreiteten Antidepressivum, beteiligt. Ein CB1-Rezeptorantagonist blockierte die Wirkungen von Fluoxetin. Die Wissenschaftler folgerten, dass "die Studie nahelegt, dass es eine Wechselwirkung zwischen dem Endocannabinoid- und dem Serotoninsystem bei der Regulierung depressiven und zwanghaften Verhaltens gibt". (Quelle: Umathe SN, et al. Behav Brain Res, 28. April 2011 [im Druck])

Wissenschaft — Alzheimer-Krankheit

Nach Forschung an der Universität von Kalifornien in Irvine (USA) enthalten bestimmte Hirnregionen (mittlerer frontaler und temporaler Kortex) von Personen mit der Alzheimer-Krankheit geringere Konzentrationen des Endocannabinoids Anandamid als Kontrollpersonen. Die Wissenschaftler folgerten aus ihrer Studie, dass eine Beeinträchtigung der Mobilisierung von Anandamid im Gehirn, die durch das für Nerven giftige Amyloid-Beta-Peptid verursacht wird, zu der kognitiven Beeinträchtigung bei der Alzheimer-Krankheit beiträgt. (Quelle: Jung KM, et al. Neurobiol Aging, 3. Mai 2011 [im Druck])