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IACM-Informationen vom 4. Dezember 2010

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Wissenschaft — THC wirksam bei der Behandlung der Schizophrenie in vier Fallberichten

In einem Brief an den Herausgeber des Journal of Clinical Psychiatry berichteten Ärzte des Rockland-Psychiatriezentrums in Orangeburg, New York (USA), von vier weiteren Patienten mit Schizophrenie, die nicht auf andere Medikamente ansprachen, jedoch eine erhebliche Verbesserung durch eine Therapie mit THC erfuhren. Die Ärzte hatten bereits eine Ă€hnliche Erfahrung im Jahr 2009 mit vier anderen Patienten veröffentlicht. Diesmal versuchten sie Dronabinol (THC) bei 8 weiteren stationĂ€ren Patienten. Sie litten alle unter einer schweren Psychose, die nicht auf eine Standardmedikation angesprochen hatte, und die von einer frĂŒheren positiven Erfahrung mit Cannabis berichtet hatten. Es gab vier Patienten, die gut auf THC ansprachen, und vier, die nicht ansprachen.

Ein Fall war ein 54 Jahre alter Mann mit schizoaffektiver Störung, der seit Jahren trotz vieler Versuche mit Medikamenten aggressiv, zudringlich und unorganisiert war. Vor dem Versuch mit THC verwendete er seit Monaten tĂ€glich Clozapin, Risperidon, Lithium-Carbonat und Clonazepam ohne signifikanten Nutzen. Nach HinzufĂŒgung von zweimal tĂ€glich 5 mg THC wurde er ruhig, kooperativ und logisch, und er war deutlich verbessert, so wie auch die anderen drei Patienten, die auf THC ansprachen. Keiner der vier Patienten, die nicht auf THC ansprachen, zeigte eine Verschlechterung seiner Psychose oder andere Wirkungen. Die Autoren stellten fest, dass sie "einfach nach der HinzufĂŒgung von Dronabinol keine VerĂ€nderung aufwiesen". Sie schreiben: "Wir vermuten, dass bei einer Untergruppe dieser [psychotischen] Patienten die Ursache ihrer Psychose eine niedrige endogene Endocannabinoid-Gehirnfunktion ist, so dass eine Stimulierung durch Cannabinoide ihr Verhalten verbessern wĂŒrde."

(Quelle: Schwarcz G, Karajgi B. Improvement in refractory psychosis with dronabinol: four case reports. J Clin Psychiatry 2010;71(11):1552-3.)

Wissenschaft — In einer Beobachtungsstudie war Nabilon so wirksam wie Gabapentin bei der Behandlung von Patienten mit peripherer Neuropathie

In einer nicht randomisierten Beobachtungsstudie an der UniversitĂ€t von Calgary (Kanada) wurde es Patienten mit peripherer Neuropathie erlaubt, eine Monotherapie mit Nabilon oder mit Gabapentin zu beginnen oder eine dieser beiden Medikamente der bestehenden Medikation hinzuzufĂŒgen. Eine Neueinstellung oder VerĂ€nderung der Dosis und/oder der Medikamente erfolgte in 3- und 6-monatigen Intervallen. Nebenwirkungen und Wirksamkeit der Medikamente sowie Fragebögen wurden nach sechs Monaten beurteilt.

101 Patienten fĂŒhrten eine Monotherapie durch, davon 49 mit Nabilon und 52 mit Gabapentin. 119 Patienten verwendeten eines der beiden Medikamente zusĂ€tzlich, davon 55 Nabilon und 64 Gabapentin. Nach sechs Monaten nahmen noch 35 Patienten Nabilon und 32 Patienten Gabapentin als Monotherapie, sowie 38 Patienten Nabilon und 46 Patienten Gabapentin als zusĂ€tzliche Behandlung. Die durchschnittliche Nabilon-Dosis betrug in der Monotherapie-Gruppe nach 3 und 6 Monaten etwa 3 mg. Es gab nach sechs Monaten signifikante Verbesserungen der Schmerzen in allen Behandlungsgruppen. Eine Vielzahl von Schlafparametern verbesserte sich bei Patienten, die Nabilon oder Gabapentin entweder als Monotherapie oder als Zusatzbehandlung erhalten hatten. Die Werte fĂŒr Angst und Depressionen waren in allen Behandlungsgruppen signifikant verbessert. Die Autoren folgerten, dass "der Nutzen einer Monotherapie oder Zusatztherapie mit Nabilon dem von Gabapentin zur Behandlung peripherer Neuropathien vergleichbar ist".

(Quelle: Bestard JA, Toth CC. An Open-Label Comparison of Nabilone and Gabapentin as Adjuvant Therapy or Monotherapy in the Management of Neuropathic Pain in Patients with Peripheral Neuropathy. Pain Pract, 18. November 2010 [im Druck])

Kurzmeldungen

Kanada — Umfrage zur Legalisierung

Nach einer Umfrage durch Angus Reid, die am 29. November veröffentlicht wurde, unterstĂŒtzen 50 Prozent der Kanadier die Legalisierung von Cannabis, wĂ€hrend 44 Prozent dagegen sind und 6 Prozent keine Meinung haben. Vom 23. bis 24. November 2010 fĂŒhrte Angus Reid Public Opinion eine Online-Umfrage unter 1000 zufĂ€llig ausgewĂ€hlten Erwachsenen in Kanada durch. (Quelle: Angus Reid-Umfrage vom 29 November 2010)

Wissenschaft — Schlaganfall

Nach tierexperimenteller Forschung an der Complutense-UniversitĂ€t in Madrid (Spanien) förderte die Aktivierung des Endocannabinoidsystems durch ein synthetisches Cannabinoid (WIN 55,212-2) die Erholung der weißen und grauen Substanz des Gehirns nach einer IschĂ€mie (reduzierte Blutversorgung) bei neugeborenen Ratten. (Quelle: FernĂĄndez-LĂłpez D, et al. Stroke 2010;41(12):2956-64.)

Wissenschaft — Posttraumatische Stressstörung

Nach Forschung aus Australien mit 80 Klienten eines Methadon-Erhaltungsprogramms, von denen 52,7 Prozent an einer posttraumatischen Stressstörung litten, könnte Cannabis "verwendet werden, um bestimmte Symptome einer posttraumatischen Stressstörung selbst zu behandeln, was die Selbstmedikations-Hypothese unterstĂŒtzen wĂŒrde". (Quelle: Villagonzalo KA, et al. Compr Psychiatry, 24. November 2010 [im Druck])

Wissenschaft — Multiple Sklerose

Nach Forschung an der UniversitĂ€t von Bologna (Italien) reduzierte ein Cannabisextrakt, der THC und CBD (Cannabidiol) enthielt und an MĂ€use mit CREAE verabreicht wurde, signifikant neurologische Defizite. CREAE ist die AbkĂŒrzung fĂŒr die chronisch rezidivierende experimentelle Autoimmun-Enzephalomyelitis, ein Tiermodell der multiplen Sklerose. (Quelle: Buccellato E, et al. J Ethnopharmacol, 19. November 2010 [im Druck])

Wissenschaft — Mundkrebs

Wissenschaftler an der UniversitÀt von Kalifornien in San Francisco (USA) untersuchten die Wirkungen von Cannabinoiden auf Schmerzen beim Mundkrebs und auf das Tumorwachstum in einem Maus-Krebsmodell. Ein CB1-Rezeptor-selektives Cannabinoid (ACEA), ein CB2-Rezeptor-selektives Cannabinoid (AM1241) sowie ein nicht selektives Cannabinoid (WIN 55,212-2) reduzierten alle in einer dosisabhÀngigen Art und Weise das Wachstum von Krebszellen im Zellexperiment. Alle reduzierten den Krebsschmerz (mechanische Allodynie). Das Tumorwachstum bei der Maus wurde durch das CB2-Rezeptor-selektive Cannabinoid reduziert. (Quelle: Saghafi N, et al. Neurosci Lett, 18. November 2010 [im Druck].