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IACM-Informationen vom 24. Oktober 2009

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USA — Die Bundesregierung will Patienten, die Cannabis zu medizinischen Zwecken verwenden, in Staaten, in denen dies legal ist, nicht lĂ€nger strafrechtlich verfolgen

Menschen, die Cannabis fĂŒr medizinische Zwecke verwenden oder ihn an diese verteilen, sollen keine bundesbehördliche Strafverfolgung befĂŒrchten, solange sie sich an die staatlichen Gesetze halten. Dies erklĂ€rte das Justizministerium am 19. Oktober in einer Direktive mit weit reichender politischer und rechtlicher Bedeutung. In einem Memorandum an BundesstaatsanwĂ€lte in Staaten, die die medizinische Verwendung erlauben, erklĂ€rte das Ministerium, dass es sich der "effizienten und rationalen Verwendung" seiner Ressourcen verpflichtet fĂŒhle, und dass die strafrechtliche Verfolgung von Patienten und Verteilern, die sich "klar und unmissverstĂ€ndlich in Übereinstimmung" mit staatlichen Gesetzen befinden, nicht diesem Standard entsprechen.

"Es wird keine PrioritĂ€t sein, Bundesmittel zu verwenden, um Patienten mit schweren Erkrankungen oder ihre Betreuer, die sich an staatliche Gesetze zu medizinischem Marihuana halten, zu verfolgen", erklĂ€rte Justizminister Eric H. Holder in einer Stellungnahme, die das Memorandum begleitete, "aber wir werden keine DrogenhĂ€ndler tolerieren, die sich hinter der Behauptung einer Übereinstimmung mit den staatlichen Gesetzen verstecken, um AktivitĂ€ten nachzugehen, die eindeutig illegal sind." Graham Boyd, Direktor des Projekts fĂŒr die Reform der Drogengesetzgebung der Amerikanischen BĂŒrgerrechtsunion (American Civil Liberties Union) bezeichnete den Schritt des Justizministeriums als "einen enormen Schritt in die richtige Richtung und ohne Zweifel eine große Erleichterung fĂŒr Tausende von Amerikanern, die von einer medizinischen Verwendung von Marihuana profitieren". Herr Boyd sagte voraus, dass Staaten und StĂ€dte "einen starken Antrieb haben, um geregelte, sichere und vernĂŒnftige Möglichkeiten zu schaffen, um Marihuana zu den Patienten zu bringen, die es benötigen".

Mehr unter:

- http://www.justice.gov/opa/documents/medical-marijuana.pdf

- http://www.reuters.com/article/domesticNews/idUSTRE59I3XD20091019

- http://www.nytimes.com/2009/10/20/us/20cannabis.html

(Quellen: New York Times vom 19. Oktober 2009, Reuters vom 19. Oktober 2009)

USA — Die Mehrheit in den westlichen Staaten unterstĂŒtzt die Legalisierung und Besteuerung von Cannabis

Nach einer reprĂ€sentativen Umfrage hat die UnterstĂŒtzung fĂŒr die Legalisierung von Cannabis einen neuen Höchststand erreicht, und eine Mehrheit im Westen favorisiert die Besteuerung des Cannabisverkaufs, um die staatlichen Einnahmen zu vergrĂ¶ĂŸern. Die Oktober-Umfrage von Gallup zur KriminalitĂ€t ergab, das 44 Prozent der Amerikaner fĂŒr die Legalisierung von Cannabis und 54 Prozent dagegen sind. Die öffentliche UnterstĂŒtzung in den USA fĂŒr die Legalisierung von Cannabis blieb zwischen den spĂ€ten 70er Jahren bis in die 90er Jahre konstant im Bereich von 25 Prozent, aber die Akzeptanz nahm im Jahr 2000 sprunghaft auf 31 Prozent zu und ist seither wĂ€hrend dieses Jahrzehnts kontinuierlich angestiegen. Auf der Webseite von Gallup ist diese Entwicklung grafisch dargestellt.

Die öffentliche Meinung zur Legalisierung von Cannabis hat sich in diesem Jahrzehnt verĂ€ndert und ist nun am tolerantesten. Wenn die öffentliche UnterstĂŒtzung wie seit 2000 mit einer jĂ€hrlichen Rate von 1 bis 2 Prozent zunehmen wĂŒrde, so könnte die Mehrheit der Amerikaner die Legalisierung der Droge innerhalb der kommenden vier Jahre favorisieren. Die Ergebnisse der Umfrage basieren auf Telefoninterviews im Oktober 2009 mit 1013 Erwachsenen im Alter von 18 Jahren oder Ă€lter.

Mehr unter:

http://www.gallup.com/poll/123728/u.s.-support-legalizing-marijuana-reaches-new-high.aspx

(Quelle: Gallup vom 19. Oktober 2009)

Kurzmeldungen

Welt — Cannabiskonsum

GeschĂ€tzte 166 Millionen Menschen weltweit haben Cannabis ausprobiert oder sind aktive Konsumenten der Droge, trotz der wissenschaftlichen Forschung, die ihre negativen Wirkungen auf die Gesundheit nachweisen. Dies erklĂ€rten zwei Forscher in Australien. Die Zahl, die vom BĂŒro der Vereinten Nationen fĂŒr Drogen- und VerbrechensbekĂ€mpfung (UNODC) stammt, bedeutet, dass einer von 25 Menschen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren im Jahr 2006 Erfahrung mit der Droge hatte. Das schrieben die Forscher in einem Artikel, der im Lancet veröffentlicht wurde. (Quelle: Reuters vom 15. Oktober 2009)

USA — Kalifornien

Das Verbot der Stadt Los Angeles hinsichtlich neuer Verteilungsstellen fĂŒr medizinischen Cannabis ist ungĂŒltig. Dies erklĂ€rte ein Richter am 19. Oktober in einer Entscheidung, die die 4 Monate alten Anstrengungen der Stadt zur Schließung Hunderter dieser GeschĂ€fte untergrĂ€bt. Der Richter gab eine gerichtliche VerfĂŒgung heraus, die die Durchsetzung des Moratoriums gegen Green Oasis, eine Verteilungsstelle in Playa Vista, die gegen das Verbot geklagt hatte, untersagt. Vertreter der Stadt rĂ€umten ein, dass das Urteil in der Tat aktuelle BemĂŒhungen, das Verbot gegen andere Verteilungsstellen durchzusetzen, blockieren wĂŒrde. (Quelle: Los Angeles Times vom 20. Oktober 2009)

Wissenschaft — Schizophrenie

Forscher der UniversitĂ€t von Bristol (Großbritannien) berechneten das zusĂ€tzliche Risiko, durch Cannabiskonsum eine Schizophrenie zu bekommen, wenn eine kausale Beziehung zwischen Cannabiskonsum und Schizophrenie besteht. Sie fanden heraus, dass bei MĂ€nnern ein zusĂ€tzlicher Fall bei 2800 starken Cannabiskonsumenten im Alter von 20 bis 24 Jahren und ein zusĂ€tzlicher Fall bei 4700 starken Cannabiskonsumenten im Alter zwischen 35 und 39 Jahren auftreten wĂŒrde. Bei den Frauen bewegten sich die Zahlen zwischen einem zusĂ€tzlichen Fall bei 5470 starken Konsumentinnen im Alter von 25 bis 29 Jahren und einem zusĂ€tzlichen Fall bei 10.870 starken Konsumentinnen im Alter von 35 bis 39 Jahren. Die Risiken fĂŒr Gelegenheitskonsumenten waren noch deutlich niedriger. (Quelle: Hickman M, et al. Addiction 2009;104(11):1856-61.)

Wissenschaft — Epilepsie

Nach Forschung an der UniversitÀt von Rom (Italien) waren die Konzentrationen des Endocannabinoids Anandamid im Nervenwasser von Patienten mit unbehandelter, neu diagnostizierter Epilepsie des SchlÀfenlappens reduziert. (Quelle: Romigi A, et al. Epilepsia, 8. Oktober 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Morbus Huntington

GemĂ€ĂŸ der Forschung spanischer Wissenschaftler wirkte die Aktivierung von CB2-Rezeptoren von Mikroglia-Zellen, Immunzellen im Gehirn, in einem Tiermodell des Morbus Huntington nervenschĂŒtzend. (Quelle: Palazuelos J, et al. Brain, 5. Oktober 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Ileus

Cannabinoidrezeptoren sind am septischen Ileus beteiligt. Ileus (Darmverschluss) ist eine Unterbrechung der normalen, vorwĂ€rtstreibenden MuskelaktivitĂ€t des Darms. Cannabinoide reduzierten diese MuskelaktivitĂ€t, wĂ€hrend Cannabinoidrezeptor-Antagonisten der Verzögerung der Darmpassage von Nahrung in tierexperimentellen Studien entgegenwirkte. Die chinesischen Forscher schlossen daraus, dass Cannabinoidrezeptor-Antagonisten "ein starkes Werkzeug bei der zukĂŒnftigen Behandlung des septischen Ileus sein könnten". (Quelle: Li YY, et al. Neurogastroenterol Motil, 14. Oktober 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Leberzirrhose

Forscher der UniversitĂ€t Bologna (Italien) stellten fest, dass die Spiegel der Endocannabinoide Anandamid und in einem grĂ¶ĂŸeren Ausmaß von Oleoylethanolamid (OEA) und Palmitoylethanolamid (PEA) im Blut von Patienten mit Leberzirrhose signifikant höher waren als bei gesunden Personen. PEA und OEA waren zudem im zirrhotischen Lebergewebe erhöht. Die Forscher schlossen daraus, dass "das Endocannabinoidsystem bei menschlicher Zirrhose herauf reguliert ist". (Quelle: Caraceni P, et al. Liver Int, 14. Oktober 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — THC-Konzentrationen

Nach einer Studie des Nationalen Instituts fĂŒr den Drogenmissbrauch in Baltimore (USA) mit 6 Cannabisrauchern, die 7 Tage lang hohe Dosen orales THC erhielten, betrugen die mittleren THC-Konzentrationen 22,5 Stunden nach der letzten Dosis 3,8 ng/ml und die THC-COOH-Konzentrationen betrugen 197 ng/ml. Die Teilnehmer erhielten alle 4-8 Stunden in steigenden Gesamttagesdosen (40-120 mg) orale THC-Kapseln (20 mg). (Quelle: Schwilke EW, et al. Clin Chem, 15. Oktober 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])