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IACM-Informationen vom 10. Mai 2008

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USA — Ein Mann stirbt, nachdem ihm wegen der medizinischen Verwendung von Cannabis eine Lebertransplantation verweigert wurde

Ein Mann, dem eine Lebertransplantation vor allem, weil er Cannabis mit einer medizinischen Genehmigung zur Linderung der Symptome einer Hepatitis C verwendete, verweigert wurde, ist gestorben. Timothy Garon (56 Jahre) starb am 1. Mai, eine Woche, nachdem ein Arzt ihm mitgeteilt hatte, dass ihm ein Komitee der medizinischen Kliniken der UniversitĂ€t von Washington erneut einen Platz auf der Lebertransplantationsliste verweigert hatte. Das Team hatte ihm zuvor mitgeteilt, dass es nicht in ErwĂ€gung ziehen werde, ihn auf die Liste zu setzen, bevor er nicht ein 60-tĂ€giges Drogenbehandlungsprogramm abgeschlossen habe. Der Fall beleuchtet einem ethischen Gesichtspunkt fĂŒr Personen, die Organe fĂŒr Transplantationen zuweisen: ob die Verwendung von Cannabis mit einer Ă€rztlichen Erlaubnis gegen einen sterbenden Patienten, der ein Transplantat benötigt, verwendet werden sollte.

Das gemeinsame Netzwerk fĂŒr Organspenden (United Network for Organ Sharing), das das Transplantationssystem der USA betreut, ĂŒberlĂ€sst es den einzelnen KrankenhĂ€usern, Kriterien fĂŒr Transplantationskandidaten zu entwickeln. In einigen werden Personen, die "illegale Substanzen" - inklusive Cannabis fĂŒr medizinische Zwecke, selbst in den zwölf Staaten, die ihn erlauben - verwenden, automatisch ausgeschlossen. Dr. Brad Roter, der dem Patienten erlaubte, Cannabis zur Linderung von Übelkeit und Bauchschmerzen sowie zur Stimulierung seines Appetits zu rauchen, erklĂ€rte, er habe nicht gewusst, dass es eine solche HĂŒrde darstellen wĂŒrde, wenn Herr Garon ein Transplantat benötigen wĂŒrde. Niemand verfolgt, wie vielen Patienten wegen einer medizinischen Cannabisverwendung ein Transplantat verweigert wird, es handelt sich jedoch nicht um einen Einzelfall.

(Quelle: Associated Press vom 26. April und 2. Mai 2008)

Kurzmeldungen

Holland — Steuereinnahmen

Der niederlÀndische Staat verdient am Cannabisverkauf in den Coffee-Shops jÀhrlich 400 Millionen EUR an Steuereinnahmen. Der Verkauf in diesem Sektor umfasst nach konservativen SchÀtzungen durch das Fernsehprogramm Reporter insgesamt etwa 2 Milliarden EUR. Reporter rechnet, dass die etwa 730 Coffee-Shops in den Niederlanden jÀhrlich etwa 265.000 Kilo Haschisch und Cannabis verkaufen. Das meiste davon wird in den Niederlanden angebaut. (Quelle: NIS-News-Bulletin vom 3. Mai 2008)

Großbritannien — Umstufung

Innenminister Jacqui Smith erklĂ€rte, dass Cannabis wieder als Klasse-B-Droge eingestuft werden soll. Sie erklĂ€rte, sie wolle Tony Blairs Herabstufung der Droge aus dem Jahr 2004 wegen der "Unsicherheit" hinsichtlich der Bedeutung fĂŒr die seelische Gesundheit rĂŒckgĂ€ngig machen. Die Umstufung aus der Klasse C bedeutet, dass die maximale GefĂ€ngnisstrafe fĂŒr den Besitz von Cannabis von zwei auf fĂŒnf Jahre erhöht wird. Ihre Stellungnahme an die Mitglieder des Parlaments erfolgte entgegen der von Gordon Brown in Auftrag gegebenen Übersicht durch ein Beratungsgremium zum Missbrauch von Drogen (Advisory Council on the Misuse of Drugs), nach der Cannabis in der Klasse C bleiben sollte. (Quelle: BBC News vom 7. Mai 2008)

USA — Brief an die DEA

Der Vorsitzende des Rechtsausschusses des Kongresses John Conyers bittet die Drogenbehörde (DEA, Drug Enforcement Administration), ihre zunehmende Verwendung "paramilitĂ€risch-Ă€hnlicher Razzien" und Eigentumseinzugsanordnungen gegen medizinische Cannabispatienten und Abgabestellen in Kalifornien zu erlĂ€utern. Vor dem Hintergrund, dass der Drogenhandel und die Gewalt durch internationale Kartelle zunehmen, "denken Sie, dass die begrenzten Ressourcen der DEA am besten dazu verwendet werden, um Razzien bei Individuen und ihren Betreuern durchzufĂŒhren, die sich nach dem kalifornischen Gesetz rechtmĂ€ĂŸig verhalten?" heißt es in seinem Brief vom 29 April. Er werde von kalifornischen BĂŒrgermeistern und Parlamentariern gedrĂ€ngt, Anhörungen dazu durchzufĂŒhren, jedoch zunĂ€chst "möchte ich Ihnen die Gelegenheit geben, auf diese Beschwerden zu antworten". Der Brief ist zum Download verfĂŒgbar unter: http://www.safeaccessnow.org/downloads/Conyers_DEA_Letter.pdf

(Quelle: San Francisco Chronicle vom 7. Mai 2008)

Wissenschaft — Psychosen

Nach einer Studie von hollĂ€ndischen Forschern in Trinidad mit 472 Teilnehmern im Alter zwischen 12 und 23 Jahren erhöhte Cannabiskonsum das Risiko fĂŒr psychotische Symptome, jedoch nur wenn der Cannabiskonsum frĂŒh begann. So war eine Exposition vor, jedoch nicht nach einem Alter von 14 Jahren mit einer erhöhten Rate an psychotischen Symptomen assoziiert. Die Forscher folgerten, dass "die frĂŒhe Adoleszenz eine kritische Phase hinsichtlich psychotogener Wirkungen von Cannabis sein könnte". (Quelle: Konings M, et al. Acta Psychiatr Scand, 28. April 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Depressionen

In einer Studie der Brown-UniversitÀt in Rhode Island (USA) wurde der Zusammenhang zwischen Substanzkonsumstörungen und starken Depressionen bei 460 Teilnehmern mit Depressionen im Alter von 24 und 30 Jahren untersucht. Die Verwendung von Stimulantien und Depressionen waren in dem sechsjÀhrigen Zeitraum gegenseitige prospektive Risikofaktoren. Alkohol- und Cannabiskonsumstörungen waren nicht robust mit Depressionen assoziiert. (Quelle: Leventhal AM, et al. Am J Drug Alcohol Abuse 2008;34(3):259-67)