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IACM-Informationen vom 28. Februar 2004

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Kanada — Vorschläge, Cannabis in Apotheken verfügbar zu machen

Nach Vorschlägen, die durch eine Anzahl von Interessensgruppen in Gesprächen mit dem Gesundheitsministerium beraten werden, könnte medizinisches Marihuana bald in Apotheken erhältlich sein. Vertreter des Gesundheitsministeriums trafen sich am 18. Februar hinter verschlossener Tür mit Apothekern, medizinischen Experten, der Polizei und medizinischen Cannabiskonsumenten, um den Zugang zu medizinischem Cannabis zu diskutieren.

Ray Joubert vom Apothekerverband von Saskatchewan erklärte, es gebe viel Unterstützung für die Idee, Marihuana in örtliche Apotheken zu bringen. "Ich denke, es gibt ein zunehmendes Interesse."

Richard Viau, ein offizieller Vertreter des Gesundheitsministeriums, erklärte, dass die Ergebnisse dieser Treffen näher untersucht und später eine Anzahl von Empfehlungen veröffentlicht würden. Er erwartet, dass die Vorschläge im Spätsommer zur endgültigen Genehmigung im Kabinett landen würden. Danach könnte ein Pilotprojekt beginnen, bei dem Marihuana durch Apotheken verteilt wird.

Allerdings könnte es einige Rangeleien dabei geben, alle kanadischen Apotheken dafür zu gewinnen, weil die Provinzen für die Gesundheitsversorgung verantwortlich sind. "Wenn sich das Pilotprojekt als erfolgreich erweist, dann müssten sich die Provinzen und Territorien das anschauen und ihre Gesetze ändern, um es zu erlauben," erklärte er. Viau teilte zudem mit, dass es im Februar 710 registrierte medizinische Marihuanakonsumenten in Kanada gebe.

(Quelle: Calgary Herald vom 19. Februar 2004)

USA — Internationale Konferenz zu Drogen und Autofahren empfiehlt Null-Toleranz

Vom 23. – 24. Februar wurde in Tampa (Florida) eine internationale Konferenz mit dem Titel "Entwicklung einer globalen Strategie zur Identifizierung, rechtlichen Verfolgung und therapeutischen Behandlung von durch Drogen beeinträchtigten Fahrern" abgehalten, unterstützt durch die Walsh-Gruppe, das nationale Institut für den Drogenmissbrauch (NIDA, National Institute on Drug Abuse) sowie durch das Büro für die nationale Drogenkontrolle der Bundesregierung.

Die Konferenz wurde dazu verwendet, eine Null-Toleranz-Strategie und "Per-se"-Gesetze zu unterstützen, die besagen sollen, dass das Vorhandensein einer jeden illegalen Droge oder eines Drogen-Stoffwechselproduktes in Körperflüssigkeiten (Blut, Urin, Speichel, Schweiß) als Fahren unter dem Einfluss von Drogen zu betrachten ist. Dieser Vorschlag war im Jahre 2002 von einer Konsens-Gruppe entwickelt worden. Darin heißt es, dass die "Staaten Per-se-Gesetze in Erwägung ziehen sollten, die es verbieten, ein Kraftfahrzeug zu fahren, zu bedienen oder unter tatsächlicher physischer Kontrolle zu haben, wenn irgendeine Menge einer Droge vorhanden ist, festgestellt in Blut, Urin, Schweiß oder anderen Körpersubstanzen."

Da THC-Abbauprodukte viele Tage oder Wochen nach dem letzten Konsum im Urin nachgewiesen werden können, soll dieser Vorschlag nicht dazu dienen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, sondern Drogenkonsumenten zu entdecken. "Amerikas Erfahrung mit Drogentests am Arbeitsplatz hat uns auf Drogen-Tests im Straßenverkehr vorbereitet," erklärte der ehemalige NIDA-Direktor Robert DuPont auf der Konferenz. "Wir müssen von dem Konzept des 'Sie können nicht am Straßenverkehr teilnehmen, wenn Sie durch Drogen beeinträchtigt sind' wegkommen hin zu 'Sie können mit Drogen überhaupt nicht fahren'."

PDF der Konsens-Gruppe von 2002:

http://www.walshgroup.org/FINAL%20CONSENSUS%20with%20inside%20cover%20text.pdf

(Quelle: http://www.walshgroup.org, NORML vom 26. Februar 2004)

Kurzmeldungen

USA — Keine neue Gerichtsentscheidung

Ein Bundesberufungsgericht in Kalifornien hat es abgelehnt, seinen Beschluss, der den Bürgern Kaliforniens den Anbau und die medizinische Verwendung von Cannabis erlaubt, zu überprüfen. Die Bush-Administration hatte das Gericht für den neunten Bezirk gebeten, eine neue Anhörung zu einer Entscheidung durchzuführen, die im Dezember von drei Richtern in einem Gerichtsverfahren getroffen worden war, das zwei Frauen mit chronischen Erkrankungen angestrengt hatten. In einem Beschluss vom 25. Februar lehnte das Gericht den Antrag ab. Der Gerichtsentscheid erlaubt es, Zehntausenden von Menschen in Kalifornien und sechs weiteren Staaten mit Gesetzen, die die medizinische Verwendung von Cannabis erlauben, dies weiterhin ohne Furcht vor bundesbehördlicher Verfolgung zu tun. (Quelle: New York Times vom 27. Februar 2004)

Jamaika — Parlamentskomitee für Entkriminalisierung

Das Parlamentskomitee, das über den Bericht der nationalen Ganja-Komission beraten hat, empfiehlt, "dass die relevanten Gesetze geändert werden sollen, so dass der private, persönliche Konsum von Ganja nicht länger eine Straftat darstellt." Die Ganja-Komission unter der Leitung von Prof. Barry Chevannes hatte im Jahre 2001 empfohlen, den persönlichen Konsum von Ganja zu entkriminalisieren. Der Bericht ist verfügbar unter:

www.cannabis-med.org/Wissenschaft/jamaica.htm. (Quelle: The Jamaica Gleaner vom 18. Februar 2004)

Spanien — Katalonien

Das Gesundheitsministerium der Regionalregierung von Katalonien (Hauptstadt: Barcelona) kündigte an, dass es einen Cannabisextrakt für Patienten verfügbar machen wolle, da "wir die Möglichkeit des medizinischen Wertes einiger Cannabisextrakte nicht leugnen können." Heute ist nur der synthetische THC-Abkömmling Nabilon, der aus Großbritannien importiert wird, in Spanien erhältlich. (Quelle: azprensa.com vom 28. Februar 2004)

Wissenschaft — Entzündungshemmende Aktivität von CBD

Italienische Wissenschaftler der Universität von Mailand-Bicocca haben gezeigt, dass Cannabidiol (CBD), ein nicht-psychoaktiver Bestandteil von Cannabis, wirksam bei der Reduzierung der durch Carrageen ausgelösten Entzündung der Rattenpfote war. CBD reduzierte den Prostaglandin-E2-Spiegel, die Aktivität der Cyclooxygenase und die Produktion von Stickstoffoxid sowie freier Radikaler, die nach der Entzündung erhöht waren. Die Forscher schlossen daraus, dass "Cannabidiol eine nützliche Wirkung auf zwei Symptome einer ausgebildeten Entzündung hat: Ödem und Hyperalgesie." Hyperalgesie bezeichnet eine vermehrte Schmerzempfindlichkeit. (Quelle: Costa B, et al. Naunyn Schmiedebergs Arch Pharmacol 2004 [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])