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IACM-Informationen vom 22. Dezember 2001

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Kanada — Patienten können Marihuana von der Regierung erhalten

Die erste Ladung Marihuana, das von der Regierung genehmigt wurde, ist nun bereit zur Auslieferung. Das erklärte das Gesundheitsministerium am 21. Dezember. "Marihuana von Prairie Plant Systems wird Wissenschaftlern und Patienten zur Verfügung gestellt, die Genehmigungen erhalten haben, dass sie es besitzen dürfen," erklärte ein offizieller Vertreter des Ministeriums.

Das Ministerium unterschrieb im letzten Jahr einen Vertrag mit Prairie Plant Systems, nach dem es im Rahmen der Regierungspolitik, die Droge Kanadiern für medizinische Zwecke verfügbar zu machen, Cannabis in einer verlassenen Mine in Manitoba anbauen sollte. Der Vertrag verlangte, dass die erste Lieferung am 1. Januar 2002 fertig sein sollte, mit einem minimalen THC-Gehalt von 5 Prozent.

Das Gesundheitsministerium wird nun Kontakt zu etwa 680 Patienten, die medizinisches Marihuana verwenden dürfen, aufnehmen, um herauszufinden, ob sie interessiert sind, etwas zu erhalten. Das Ministerium wird Anfang des neuen Jahres mit der Verteilung des Produktes beginnen. Die entgültige Entscheidung über den Verteilungsmechanismus wird getroffen, nachdem das Gesundheitsministerium die Rückmeldung von den Patienten erhalten hat.

(Quelle: Canadian Press vom 21. Dezember 2001)

Wissenschaft — Cannabis keine Einstiegsdroge

Cannabis führt nach einer Studie, die demnächst durch das Zentrum für Ökonomische Politikforschung in London veröffentlicht wird, nicht zum Konsum harter Drogen. Dies berichtete die britische Sunday Times in einem Artikel. Die Untersuchung basiert auf Drogenkonsumenten in Amsterdam über einen Zeitraum von 10 Jahren.

Die Studie von Jan van Ours von der Universität Tilburg in den Niederlanden zeigt, dass Cannabiskonsumenten typischerweise zwischen dem 18. und 20. Lebensjahr mit dem Konsum der Droge beginnen, während Kokainkonsum im Allgemeinen zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr beginnt. Aber sie folgert, dass Cannabis kein Sprungbrett für den Konsum von Kokain oder Heroin ist.

Vier Untersuchungen, die nahezu 17.000 Personen einschließen, wurden in Amsterdam in den Jahren 1987, 1990, 1994 und 1997 durchgeführt. Die Studie fand heraus, dass es nur geringe Unterschiede in der Wahrscheinlichkeit für eine Person gab, Kokain zu nehmen, ob sie nun Cannabis konsumiert hatte oder nicht. Obwohl eine signifikante Anzahl von Personen in der Untersuchung weiche und harte Drogen nahmen, war dies mit persönlichen Merkmalen und einer Vorliebe für das Experimentieren assoziiert.

(Quelle: Sunday Times vom 16. Dezember 2001)

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Parkinson Krankheit

Die Behandlung der Parkinsonschen Erkrankung mit Levodopa kann Dyskinesien (eine Bewegungsstörung) verursachen. In einer Pilotstudie mit sieben Patienten zeigte eine Forschungsgruppe an der Universität Manchester, dass Nabilon, ein synthetischer THC-Abkömmling, signifikant Levodopa-induzierte Dyskinesien bei Patienten mit Parkinson Krankheit verminderte. (Quelle: Sieradzan KA, et al. Neurology 2001 Dec 11;57(11):2108-2111)

Deutschland — Diskussion innerhalb der Regierungsparteien

Das Mitglied des Deutschen Bundestages Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen) sagte in einer Presseerklärung, dass die Absicht der schweizerischen Regierung, den Konsum von Cannabis zu legalisieren, ein Vorbild für Deutschland sein könne. Die Bundesdrogenbeauftrage Marion Caspers-Merk (sozialdemokratische Partei) wies diese Idee deutlich zurück. Die Sozialdemokraten und die Grünen bilden die Regierung. (Quelle: Taz vom 15. Dezember 2001)

USA — Staatliche Initiativen

Es gibt 22 Staaten, die in dieser Legislaturperiode Gesetzentwürfe zur medizinischen Verwendung von Cannabis diskutieren, darunter Wisconsin, Iowa, Minnesota und Süd-Dakota. Es gibt zur Zeit acht Staaten mit staatlichen Gesetzen, die die medizinische Verwendung von Cannabis erlauben: Alaska, Kalifornien, Colorado, Hawaii, Maine, Nevada, Oregon und Washington. (Quelle: The Daily Press vom 12. Dezember 2001)

Wissenschaft — Epilepsie

Die Autoren geben eine Übersicht zu den Wirkungen von Alkohol und Cannabis auf die Epilepsie. Sie folgern: "Es gibt zur Zeit unzureichende Daten, um zu beurteilen, ob gelegentlicher oder chronischer Marihuanakonsum die Anfallshäufigkeit beeinflusst. Es gibt einige Hinweise, nach denen Marihuana und seine aktiven Cannabinoide antiepileptische Wirkungen haben, aber diese könnten spezifisch für partielle oder tonisch-klonische Anfälle sein." (Quelle: Gordon E, Devinsky O. Epilepsia 2001 Oct;42(10):1266-1272)

Wissenschaft — Vanilloidrezeptoren

Das endogene Cannabinoid Anandamid, jedoch nicht 2-Arachidonylglyzerol aktivierte Vanilloidrezeptoren im Hippocampus. (Quelle: Al-Hayani A, et al. Neuropharmacology 2001 Dec;41(8):1000-1005)

Wissenschaft — Blutdruckabfall/Herzinfarkt

Die Endocannabinoide Anandamid und 2-Arachidonylglyzerol wurden nach einem akuten Myokardinfarkt in Monozyten und Blutplättchen nachgewiesen. Sie tragen zum niedrigen Blutdruck nach einem Herzinfarkt bei, indem sie die Arterien entspannen. (Quelle: Wagner JA, et al. J Am Coll Cardiol 2001 Dec;38(7):2048-2054)

Europa/Großbritannien — Zwei Politiker verhaftet

Zwei Abgeordnete des europäischen Parlaments wurden verhaftet und des Cannabisbesitzes beschuldigt. Marco Cappato, ein Mitglied der italienischen radikalen Partei, und Chris Davies, ein Mitglied der britischen liberaldemokratischen Partei, hielten sich vor der Polizeistation von Stockford mit einer geringen Menge Cannabis auf, in Unterstützung von Colin Davies, der im November wegen der Abgabe von Cannabis in seinem Cannabis-Café verhaftet worden war. (Quellen: PA News vom 20. und 21. Dezember 2001, Reuters vom 15. Dezember 2001).